Praxis - Spezial

Montag, 09. 03. 2009, 21.01 Uhr - 21.30 Uhr
im Programm Österreich 1

 

 

 

Vom „Berg der Kreuze“ zum Neu-Heidentum – Litauens Weg in die multireligiöse Gesellschaft

 

 

Sie werden gern und oft als skurriles Lokalphänomen angeführt: Neu-Heidnische Gruppen in Litauen, die sich auf die vor-christliche Religion des Landes besinnen. Das mächtigste religiöse Symbol des Landes ist freilich der „Berg der Kreuze“, 200 Kilometer von der Hauptstadt Vilnius entfernt: Einerseits steht er für die tiefe Verwurzelung Litauens in der westlichen Tradition des Christentums (der geographischen Lage zum Trotz), andererseits war er ein international beachtetes Zeichen des Widerstandes gegen den Sowjet-Kommunismus. Mindestens drei Mal haben Planierraupen die Kreuze niedergewalzt – immer wieder brachten die Menschen neue Kreuze auf den Berg. Mehr als 50.000 sind es heute.

 

Bis ins 14. Jahrhundert war Litauen die letzte Bastion einer vor-christlichen Religion in Europa. Erst die Aussicht auf die polnische Königskrone vermochte Großfürst Jogaila (Jagiello) vom römisch-katholischen Glauben zu überzeugen. Im Verbund mit Polen begann damit Litauens Zeit als europäische Großmacht. Bis heute sind 80 Prozent der Litauer römisch-katholisch – und die große Mehrheit der Bevölkerung betrachtet sich auch als gläubig. In den 50 Jahren des Sowjet-Kommunismus war die römisch-katholische Kirche eine wichtige Stütze nationaler Identität. Neben den alteingesessenen Minderheiten der evangelischen und orthodoxen Christen hat die Zuwanderung auch den Islam – als neues Phänomen – ins Land gebracht.

Gestaltung: Markus Veinfurter