Praxis - Religion und Gesellschaft

Freitag, 21. 10. 2011, 22.15 Uhr - 22.55 Uhr
im Programm Österreich 1

 

 

Umkämpfter Sonntag: Einkaufen um jeden Preis?

Jedes Jahr vor dem Advent versucht es Richard Lugner auf’s Neue. Der Bauunternehmer plädiert dafür, dass die Geschäfte in seinem Einkaufszentrum an mehreren Sonntagen im Jahr aufsperren dürfen und löst damit hitzige Debatten aus. Schützenhilfe bekommt er dabei von Betreibern anderer Shopping-Märkte und großen Handelsketten. Doch die Gegner der Sonntagsöffnungszeiten sind zahlreich und einflussreich. Einer davon ist die „Allianz für den freien Sonntag“ in Österreich, die sich aus Kirchen, Gewerkschaften und zivilgesellschaftlich engagierten Menschen zusammensetzt. Sie hat diese Woche ihr 10-jähriges Bestehen im Parlament gefeiert.

Gestaltung: Kerstin Tretina

 

 

Religion und Integration

Spielt religiöse Zugehörigkeit bei der Integration von Zuwanderinnen und Zuwanderern eine Rolle oder nicht? Wenn ja, wirken Religionen förderlich auf das Zusammenleben oder bergen sie eher Sprengstoff für Konflikte? Diesen Fragen ist man im Rahmen der niederösterreichischen Integrationsgespräche „ZusammenReden“ nachgegangen, die von der Caritas der Erzdiözese Wien und verschiedenen Gemeinden organisiert worden sind. Ein Gesprächsabend hat in Traiskirchen stattgefunden, dort hat man durch die Flüchtlings-Erstaufnahmestelle viel Erfahrung mit dem Thema Integration. Am Podium diskutierten die Initiatorin der Diakonie-Flüchtlingsberatungsstelle Traiskirchen, Pfarrerin Christine Hubka, der römisch-katholische Stadtpfarrer Fabian Vordermayer und die junge Muslimin Soma Ahmad vom „Forum Emanzipatorischer Islam“.

Gestaltung: Andreas Mittendorfer

 

 

Trauer um Metropolit Michael Staikos

Der höchste Repräsentant der orthodoxen Kirchen in Österreich, der griechisch-orthodoxe Metropolit Michael Staikos, ist nach einer Krebserkrankung gestorben. In wenigen Wochen hätte er seinen 65. Geburtstag gefeiert. Der Tod des Metropoliten hatte eine Welle von Trauerbekundungen aus Kirche und Politik zur Folge. Er verliere einen "Freund und Bruder", zeigte sich Kardinal Christoph Schönborn betroffen. Der Kardinal würdigte den Metropoliten als "ganz große Säule der Ökumene“. Bis zu 500.000 orthodoxe Christinnen und Christen leben in Österreich.

Gestaltung: Brigitte Krautgartner

 

 

Rückblick und Reformen

Der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl ist bekannt für seine verhältnismäßig progressive Linie innerhalb der österreichischen römisch-katholischen Kirche, am kommenden Sonntag wird er 80 Jahre alt. Krätzl erlebte das im Jahr 1962 begonnene Zweite Vatikanische Konzil hautnah mit, heute wünscht er sich ein verstärktes Engagement der Bischöfe im kirchlichen Reformprozess.  Er empfiehlt den Bischöfen "öfter nach Rom zu fahren" und dort die "Verantwortung für die Weltkirche" wahrzunehmen. Reformen seien möglich "mit Rom, nicht gegen Rom", aber dazu sei es wichtig, "nicht nur darauf zu warten, dass etwas aus Rom kommt", sondern selbst aktiv zu werden, so Krätzl. Für den „Aufruf zum Ungehorsam“ der Pfarrerinitiative zeigt er Verständnis, er empfiehlt aber, das Forderungspaket aufzuschnüren und das Frauenpriestertum aus dem Katalog zu streichen, denn dies sei in Rom "nicht spruchreif".

Gestaltung: Martin Gross

 

Buchtipp:

Helmut Krätzl, "Mein Leben für eine Kirche, die den Menschen dient", Tyrolia Verlag