Tao - Religionen der Welt
Sonntag, 26. 10. 2005, 19.05 Uhr - 19.30 Uhr,
Österreich 1
„Zwischen
Anpassung und Widerstand“ - Die Rolle der Kirchen im
Nationalsozialismus
Im
März 1938 haben die katholischen Bischöfe Österreichs den
Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich offiziell begrüßt und
ein „Ja“ bei der Abstimmung propagiert. Der Hintergrund dafür
war das Kalkül, im Rahmen des nationalsozialistischen Systems
relativ frei agieren zu können. Für die evangelische Kirche war
der Anschluss an Deutschland ein lang ersehnter Wunsch, nämlich
wieder in die Heimat Luthers zurückzukehren und den
Minderheitsstatus gegenüber den Katholiken zu verlieren. Eine tiefe
Kluft hat sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zwischen
evangelischer und katholischer Kirche aufgetan, bei der Einschätzung
des Nationalsozialismus waren sie sich aber, obwohl aus
verschiedenen Standpunkten, einig.
Kritik
an der politischen Linie der Kirchen im Jahr 1938 gab es intern
kaum. Dennoch standen einige Kleriker von Beginn an der Anbiederung
der Kirche an den Nationalsozialismus skeptisch bis ablehnend gegenüber.
Der Widerstand war aber nicht organisiert, sondern in Kleinstgruppen
zersplittert. Einige Kirchenvertreter mussten ihre ablehnende
Haltung dem NS-Regime gegenüber mit dem Leben bezahlen. Sie starben
im KZ. Dennoch: die Kirchen konnten sich bis 1945 nicht zu einer
ablehnenden Stellungnahme gegenüber dem Nationalsozialismus
durchringen. Und es dauerte lange, bis die Kirche ihre Rolle im
Nationalsozialismus kritisch zu hinterfragen begann.
Gestaltung:
Wolfgang Slapansky
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