Tao - Religionen der Welt

Sonntag, 26. 12. 2006,  19.05 Uhr - 19.30 Uhr,
Österreich 1

 

 

 

„Zeugen des Glaubens“ -

Märtyrer in den Weltreligionen

 

 

Das Wort Märtyrer bedeutet „Zeuge“. Die frühesten Märtyrer finden sich im Judentum, als die hellenistischen Ptolemäer das Gebiet von Israel erobert hatten und die Ausübung der jüdischen Religion unter Strafe stellten. Die Geschichten der Makkabäer sind nicht nur in der Bibel nachzulesen, sondern bis heute eine lebendige Tradition. Im frühen Christentum wurden jene als Märtyrer bezeichnet, die trotz der Verfolgung durch den römischen Staat am Bekenntnis zu Christus festhielten. Später, als das Christentum Staatsreligion wurde, kam zum „roten Martyrium“ ein weiteres hinzu. Wer sich durch besondere Askese und Verzicht auszeichnete, unterzog sich einem „weißen Martyrium“ und wurde somit Gegenstand intensiver kultischer Verehrung. Ähnlich entstand auch im schiitischen Islam ein Kult um Ali, den Schwiegersohn des Propheten, dem vierten Kalifen, der in der Schlacht von Kerbala einem Attentat von politischen Gegnern zum Opfer fiel. Bis heute wird alljährlich in den schiitischen Ländern der Todestag Alis mit einer Art Passionsspiel, dem Aschura-Ritual gefeiert. Märtyrer gibt es aber auch bei den Sikhs – einer ihrer religiösen Führer, Guru Arjan, wurde auf Befehl des Mogul-Kaisers Jahangir Shah zu Tode gefoltert, und seither haben die Sikhs beschlossen, sich bei Angriffen auf ihren Glauben zur Wehr zu setzen. –  Märtyrer, Menschen, die für ihre Überzeugung ihr Leben einsetzen, gab es aber nicht nur im religiösen Kontext. Den Philosophen Giordano Bruno z.B. könnte man als Märtyrer der Aufklärung bezeichnen. Unter den Christen Lateinamerikas werden Menschen als Märtyrer verehrt, die im Kampf für soziale Gerechtigkeit umkommen.

 

In den letzten Jahren hat der Begriff Märtyrer wieder Konjunktur:  Selbstmordattentäter werden im militanten Islam – aber auch bei den hinduistischen Tamil Tigers in Sri Lanka – als Märtyrer bezeichnet.

Gestaltung: Wolfgang Slapansky