Das Evangelische Wort

Sonntag, 16. 04. 2006,  6.55 Uhr - 7.00 Uhr Österreich 1

 

 

 

von Landessuperintendent Wolfram Neumann, Dornbirn

 

 

Verschiedene Medien haben es in den vergangenen Wochen ausführlich hin und her gedreht: nämlich dass  viele Menschen in unserem Lande mit Ostern überhaupt nichts anfangen können. Auf die Frage, was bedeutet Ostern, hat es etliche abenteuerliche, und viele mich zum Schmunzeln anregende Antworten gegeben. Ich will sie hier nicht wiederholen. Will aber darauf hinweisen, dass diejenigen, die mit Ostern gar nichts anfangen können, von mir heute keine Aufklärung bekommen. Und es mag so gar sein, dass mancher Christ am Ende meiner Ansprache etwas verwirrt ist. Aber so ist das mit Ostern, es verwirrt, weil Jesus verwirrt.

 

Zwei Worte habe ich für die paar Minuten heute Morgen ausgesucht. Das erste von Jesus, er sagt nach dem Johannesevangelium: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurch gedrungen.

Das andere ist ein Wort des Apostel Paulus aus seinem Brief an die ersten Christen in Rom:

Ich fasse seinen Inhalt in einem Satz zusammen: Ich bin gewiss, dass nichts uns trennen kann von der Liebe Gottes, die uns in Christus entgegentritt.

 

Jesus sagte sein Wort, „ wer glaubt, der hat das ewige Leben“, vor seinem Tode. Das hat eine erstaunliche Konsequenz. Da er selbst seinem himmlischen Vater vertraut, also ihm geglaubt hat, ist er genau genommen schon vor seinem Tode auferstanden. Verwirrend. Freilich - aber zutreffend. Paulus schreibt seine Überzeugung nach Jesu Tod und Auferstehung – und das  nach einer beeindruckenden Aufzählung, was ihm als Missionar schon alles passiert war, Morddrohungen, Auspeitschungen, versuchte Steinigung, Gefängnis. Man hat also alles getan, ihm seinen Glauben an die Liebe Gottes gründlich auszutreiben mit dem Ergebnis, dass er noch überzeugter glaubte.   Verwirrend? Ganz richtig.

 

Ich halte fest: Auferstehung geschieht in unserer Gegenwart, in unserer Lebenszeit, sie ist nicht etwas, auf das Christen – vielleicht noch gegen allen Anschein und jede Vernunft hoffen sollen. Christen sind Auferstandene, sie sind schon in dem, woran sie immer wieder zweifeln, ob es denn das überhaupt geben kann, eben Auferstehung.

 

Paulus wusste dies, darum schrieb  er auch seine Zuversicht, obwohl er wegen dieses Glaubens ziemlich herumgeschleudert wurde, und wenn wir seinen weiteren Lebensweg bedenken, kam es noch schlimmer, er wurde umgebracht.

Seine Stärke oder sagen wir seine Hartnäckigkeit lässt sich möglicherweise so erklären, Paulus war fest davon überzeugt, dass er nicht tiefer fallen kann, als in Gottes Hand - als in Gottes Liebe. Auferstehung war für ihn  tatsächlich schon Gegenwart, also Wirklichkeit, sie hatte für ihn schon begonnen.

 

Wir Christen würden verständlicher sein, wenn wir schlicht und glaubwürdig, unsere Auferstehung leben würden und nicht versuchen, wortreich uns selbst und anderen irgendeine zukünftige Auferstehung aufzuschwatzen, an die kaum einer glauben kann und gar keiner glauben muss.   Ich wünsche ihnen einen guten Ostermorgen und vergnügte Ostertage.