Das Evangelische Wort

Sonntag, 16. 07. 2006,  6.55 Uhr - 7.00 Uhr Österreich 1

 

 

 

von Superintendent Manfred Sauer (Villach, Kärnten)

 

 

Aus 1.Petr.3

Endlich aber seid allesamt gleichgesinnt, mitleidig, geschwisterlich, barmherzig, demütig. Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen ererbt.

Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von

euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung,

die in euch ist und das mit Sanftmut und Gottesfurcht.

 

 

Von der Neurobiologie lernen heißt siegen lernen. Elizabeth Gould, die Psychologin der Princeton Universität erforscht die wahren Erfolgsgeheimnisse des Mannschaftssports.

Soeben hat sie den neurowissenschaftlichen Beweis dafür geliefert, dass ein starker Gruppenzusammenhalt beim Sport nicht nur den Stresspegel jedes Einzelnen senkt, sondern sogar das Denkvermögen zu steigern vermag. Miteinander müsst ihr sein!

 

Zumindest für joggende Ratten kann dies nun als bewiesen gelten. In Goulds Experiment zeigte sich, dass die Wirkung sportlicher Aktivität stark vom sozialen Umfeld abhängt. Dazu teilte sie ihre Tiere in zwei Gruppen: die einen durften zusammenleben und zwölf Tage lang in einem Laufrad rennen, die andern mussten einsam ihre Runden drehen.

 

Ergebnis: Bei denjenigen, die in der Gruppe trainierten, sprossen am Ende neue Nervenzellen im Gehirn. Bei den allein lebenden Joggern hatte das Training dagegen eher negative Effekte. Bei ihnen schrumpften sogar manche Neuronenverbände,

wie Gould in der Zeitschrift Nature-Neuro-Science berichtet.

 

Jetzt erhebt sich bei mir sofort die Frage, ob dieses Experiment so einfach auf uns Menschen übertragbar ist? Jedenfalls seien alle einsamen Jogger gewarnt! Mannschaftssport ist gefragt.

Wie kreativ, wie spannend Mannschaftssport sein kann, haben wir alle in der am vorigen Sonntag zu Ende gegangenen Fußballweltmeisterschaft eindrucksvoll miterleben können. Es ist nicht nur für die Zuschauer, sondern auch für die Spieler beglückend, wenn das Zusammenspiel gut läuft,  wenn man sich den Ball quer übers Feld zielsicher zuspielt und die Pässe ankommen, wenn taktische Züge mit einer scheinbaren Leichtigkeit aufgehen, und der Ball im Tor landet. Auch die Stars und Torjäger wären auf verlorenem Posten, wenn sie nicht die andern im Hintergrund hätten, die umsichtig agieren und den Ball im richtigen Augenblick zuspielen.

Ganz entscheidend ist das gegenseitige Vertrauen und dass sich einer auf den andern verlassen kann, sowie wie die Bereitschaft, für den andern einzuspringen.

 

Das Miteinander stärkt und fördert die Gehirnleistung. So lautet zumindest  das Ergebnis des Experimentes von Frau Prof. Gould. Aber dies gilt vielleicht auch für uns, für das Zusammenleben in der Familie, in der Gesellschaft und in der Kirche. Teamfähigkeit ist gefragt.

 

Der Schreiber des 1. Petrusbriefes formuliert das so: Seid eines Sinnes, seid geschwisterlich, barmherzig, demütig, seid aber auch bereit, Verantwortung zu übernehmen und Verantwortung zu tragen und von der Hoffnung, die in uns ist Rechenschaft abzulegen.

 

Er nennt wichtige und wesentliche Eigenschaften, die eine kreative Teamfähigkeit auszeichnen. Barmherzig und demütig zu sein. Dass heißt für mich, dass der Maßstab Menschlichkeit heißt,  und es nicht  darum geht, um jeden Preis erfolgreich sein zu müssen. Barmherzig und demütig  zu sein heißt, achtsam und behutsam zu sein. Wer barmherzig und demütig ist, der ist auch immer wieder bereit, zu vergeben und zu verzeihen.

Gleichzeitig sollen wir uns aber nicht scheuen, auch Verantwortung zu übernehmen

und von der Hoffnung zeugen, die in uns ist. Wir sind gemeinsam unterwegs, um in einem andern Sinne zu siegen und zu punkten. Wir sind gemeinsam unterwegs, um neue Hoffnung zu verbreiten und die Welt zum Positiven hin zu verändern.

Ich glaube, dass wir an Verstand und Hirnleistung hinzugewinnen, wenn wir den Teamgeist pflegen. Ich bin überzeugt, dass wir an Herzensgüte dazu gewinnen, wenn wir uns auf Gott einlassen, ihm  vertrauen und am Beispiel Jesu darangehen,

uns selbst und die Welt zu verändern. Wenn wir auf andere offen zugehen und das Miteinader ausprobieren, wenn wir sanftmütig und gottesfürchtig sind, dann werden wir ein Segen sein.