Das Evangelische Wort

Sonntag, 12. 02. 2007,  6.55 Uhr - 7.00 Uhr Österreich 1

 

 

 

von Pfarrer Lutz Lehmann (Klagenfurt)

 

 

Aus dem 126. Psalm

Als der Herr uns befreit hat,

heimgebracht zum Berg Zion,

da waren wir wie Träumende.

Wie konnten wir lachen und vor Freude jubeln!

Bei den anderen Völkern sagte man damals:

„Gott hat Großes für sie getan!“

 

Dass wir lachen können ist ein großes Geschenk. Lachen ist eine Begabung, die ganz und gar menschlich ist, die ansteckend ist und beglückend und die nicht nur, wie im Psalm, aus der Befreiung kommt, sondern selbst befreiend sein kann.

 

Lachen hat etwas mit Befreiung zu tun –es kann Anspannung auflösen, Gesprächsstillstand überwinden, ganze Problemgebäude mit einem Mal zum Einsturz bringen – denken Sie einmal an die letzte Sitzung, die letzte Schwierigkeit, den letzten Streit, der nicht mit Fadisieren, Zorn oder Türknallen, sondern im Gelächter geendet hat – jedenfalls eine nettere Erinnerung als die ohne Lachen.

 

Womit wir bei einer merkwürdigen Sache sind: Lachen kann man nicht machen. Abgesehen davon, dass Lachen allein keinen Spaß macht und eigentlich gar nicht geht – so wenig, wie man es verhindern kann, wenn es einen überkommt, so wenig kann man es willkürlich auslösen. Schon Martin Luther sagt, dass aus einem traurigen Bauch kein fröhlicher Furz kommen kann – manchmal ist es einem halt nicht danach.

 

Dass das Lachen aber gerade in der Kirche so selten vorkommt, hat wahrscheinlich andere Gründe als die ganz persönlichen: In der Kirche geht es um ernsthafte Dinge – was aber an sich noch kein Grund dafür wäre, dass das „Freuet euch und abermals sage ich: freuet euch!“ mit so bitterernster Miene über die Kanzel gebracht wird, wie’s doch manchmal vorkommt.

 

Es liegt vielleicht eher daran, dass das Lachen natürlich auch – wie alles, wozu wir Menschen imstande sind - seine Schattenseiten hat. Ausgelacht werden ist gar nicht lustig, lächerlich gemacht zu werden schon gar nicht, und wenn man zu einer Gruppe von Menschen gehört, die oft zur Zielscheibe des Spotts werden,

hat man normalerweise wenig zu lachen – Burgenländer, Steirer, Ostfriesen, Piefkes wie ich kommen da noch vergleichsweise gut weg, wenn man an all die üblen Blondinen-, Neger- und Judenwitze denkt.

 

Lachen kann verletzen – so wie andere Menschenworte auch und vielleicht noch schlimmer, eben weil es Menschen miteinander verbindet, sie stärker macht und den Ausgelachten einer ganzen Horde von Gegnern gegenüberstellt. Aber gerade darin liegt auch eine Chance: Wenn es darum geht sich gegen so übermächtige Gegner zu wehren, kann gerade das Lachen zu einer wirksamen Waffe werden.

 

Und es ist nicht verwunderlich, dass die Mächtigen aller Zeiten eine Heidenangst davor hatten, zur Witzfigur zu werden. Vermeiden oder verbieten haben sie es nie können – und so ist vielleicht der beste Weg, gemeinen Witzen entgegenzutreten, selbst neue, bessere zu erfinden, die die Ausländer- oder Frauenfeinde selbst der Lächerlichkeit preisgeben.

 

Auch wir von der Kirche haben dafür Traditionen auszugraben – höchst ernsthafte und gewichtige noch dazu: Gerade in der Osterliturgie hat das Lachen seinen Platz. Da wird der größte Feind des Menschen, der Tod selbst ausgelacht - und das beginnt schon bei Paulus, wenn er im Blick auf die Auferstehung, auf die „fröhlichen Urständ“, sagt: Tod, wo ist denn nun dein Stachel, Hölle, wo ist er denn nun geblieben, dein Sieg?“

 

Lachen kann man nicht machen – aber es gibt genügend Anlass dazu. Es gibt genügend Mächtige, die es, so wie der Tod selbst, durchaus verdient haben, auf die Schippe genommen zu werden.

  

Es gibt genügend Bedrohliches, dem man erst dann getrost und beherzt widerstehen kann, wenn man es vorher kräftig ausgelacht hat – und vielleicht kann ja sogar nur der wirklich Anteil nehmen und weinen mit den Traurigen, der es auch gelernt hat, herzhaft zu lachen mit den Fröhlichen.

 

Vielleicht kann das ja der am besten, dem es auch manchmal gelingt zu lachen über sich selbst. Ich denke, es wäre den Versuch doch wert in dieser Faschingszeit!