Das Evangelische Wort

Sonntag, 11. 03. 2007,  6.55 Uhr - 7.00 Uhr Österreich 1

 

 

 

von Diakon DSA Michael Kamauf, Leiter der Stadtdiakonie Wien

 

 

„Euer JA sei ein JA, euer NEIN sei ein NEIN; alles andere ist von Übel“, so sagt es Jesus in der Bergpredigt, beim Evangelisten Mathäus, im 5. Kapitel.

 

Was mich an diesem kurzen Satz am meisten fasziniert, ist die Klarheit, die Jesus wieder einmal in seiner Predigt uns Menschen zumutet. Kein „Herum-Geeiere“, keine Aufforderung zum Abwarten, Zuwarten oder ein unverbindliches „Schau ma mal“…

 

Jesus spricht vom klaren und geraden Weg; Und das ist der Weg, den wir uns von unseren Mitmenschen auch erwarten. Kein „Schau ma mal“, kein „warts nur ab“, kein „wer  ma schon sehn“, kein „ na ja vielleicht“… - … da kann einem übel werden

 

„Dein JA sei ein JA und dein NEIN sei ein NEIN!“

„Entscheide Dich für EINE bestimmte Möglichkeit, entscheide Dich für EINEN bestimmten Weg, steh zu Deinem Weg und zu Deinem Wort, schlingere nicht wie ein betrunkener Autofahrer über die Autobahn deines Lebens … sei ehrlich, halte dein Wort, das du einmal gegeben hast, sei von deinen Mitmenschen im positiven Sinne einschätzbar, sei  Handschlag-fähig, sei ein Mensch, der auch das wirklich macht, was er sagt und vertraue dir auch selbst. Sag dein JA oder NEIN erst dann, wenn du es dir gut und sicher überlegt hast…entscheide dich für deinen Weg und gehe ihn konsequent bis ans Ziel.“

Ja! Da verlangt Jesus ganz schön viel von uns!

 

Er verlangt uns selbstbewusst und intelligent zu sein. Er verlangt von uns eine Entscheidung. Eine Entscheidung für oder gegen etwas. Wir sollen unser einmal gegebenes Wort halten und nicht wortbrüchig werden. Man soll sich - bei uns Christen - auf etwas verlassen können.

 

Jesus will KLARE und GERADE Menschen, keine Gummiseelen, die sich, je nach Zeitgeist, einmal hier hin und dann wieder dort hin verbiegen lassen und selbst verbiegen.

 

Um Missverständnisse auszuräumen: Jesus meint NICHT unsere Starrheit, Präpotenz und Trotzigkeit, er will KEINE arroganten Egoisten. Jesus will vielmehr Menschen mit Rückgrat. Menschen, die erst dann eine Entscheidung getroffen haben, wenn sie sie gut überlegt und abgewogen habe. Wenn sie sie mit dem glaubenden Herzen geprüft haben auf die Verträglichkeit mit der Nächstenliebe. Jesus will Menschen, auf die man sich verlassen kann. Menschen auch, die ihre Freiheit kennen und sie gerne leben. Menschen, die nicht verängstigte und verunsicherte Schwammerl sind, die sich nicht entscheiden können. Und die wie Kerzenwachs in den Händen der anderen sind.

 

In dieser Entscheidungsfreude sollen wir als Christen in dieser Welt Vorbilder für unsere Mitmenschen sein! Wir sollen als Jesu-Gemeinde Vorbilder im befreiten, selbstbewussten und selbst bestimmten Leben sein. Wir sollen herrschende Zustände kritisch hinterfragen und ein Gefühl für das Echte, das Ehrliche, das Wahre und Gute erarbeiten und erlernen - das ist eigentlich unsere wichtigste Lebensprüfung.

 

Die bekannte Sängerin Bettina Wegner drückt das Ziel des Mensch-seins in ihrem Lied aus den 1960erJahren „Sind so kleine Hände“ so aus: „Gerade und klare Menschen wären ein schönes Ziel, Leute ohne Rückgrat haben wir schon viel zu viel.“

 

„Euer JA sei ein JA euer NEIN sei ein NEIN, alles andere ist Übel.“ So bringts Jesus auf den Punkt.

 

„A Meinung ham und dazu stehen…“ singen STS im Lied „Großvater“.

 

Wir Menschen müssen und sollen Spannungen aushalten und gegen das Unrecht laut schreien. Wir haben die Unterstützung von Jesus und Gott im Leben. Und wir sind verwurzelt mit Jesus und Gott im Glauben, das gibt die Power, die Kraft zum Leben.

 

Ängstlichkeit haben wir eigentlich gar nicht notwendig, weil wir durch Jesus stark geworden sind.

 

„Du bist stark durch den Glauben, den du durch Jesus Christus geschenkt bekommen hast“, schreibt Paulus an den jungen Timotheus. „Ihr seid stark durch den Glauben, darum könnt ihr eure Meinung haben und sie auch sagen und vertreten.“

 

Christen hören einander zu und respektieren einander in Liebe.

 

Mein Glaube heißt Mut, Fantasie und innere Stärke haben, an Gott glaubende Menschen sind ehrlich und echt und lieben ihr Leben.