Das Evangelische Wort

Sonntag, 23. 09. 2007,  6.55 Uhr - 7.00 Uhr Österreich 1

 

 

 

von Michael Chalupka

 

 

 

„ Während (Elias und Elischa) miteinander gingen und redeten, erschien ein feuriger Wagen mit feurigen Pferden und trennte beide voneinander. Elia fuhr im Wirbelsturm zum Himmel empor.“ (2. Könige 2,11)

 

 

Die Mondprinzessin hat es nicht leicht.  Besser gesagt, sie hatte es nie leicht. Fiel sie doch vom Himmel als daumengroßes Kind, vom kinderlosen Bambusschnitter aufgezogen, wuchs zu großer Schönheit heran und fand doch keinen Mann, da keiner die Prüfungen bestehen konnte, die ihr Ziehvater den Bewerbern auferlegte. Sodass sie schließlich von Sehnsucht übermannt wieder zum Mond zurückkehren musste. Kaguya die Mondprinzessin aus der japanischen Legende hat es noch immer nicht leicht, wurde doch in der Zwischenzeit eine parthogenetische Maus, ein im Weltall umherirrender Asteroid und zuletzt eine unbemannte japanische Raumsonde, die den Mond als Sprungbrett für bemannte Marsmissionen für Japan erobern soll, nach ihr benannt.

 

Himmelfahrten werden heutzutage konsumiert. Kaguya das Mondprinzesschen, wird gestochen scharfe Fernsehbilder liefern von ihrer Mission, von Erde, Mond und Sternen. Millionen werden live dabei sein.

 

Die Begeisterung kennt keine Grenzen. Ein neuer Meilenstein der Weltraumfahrt ist es und wahrscheinlich wieder ein großer Schritt für die Menschheit. An der landschaftlichen Schönheit des Mondes kann die Begeisterung nicht liegen, es sei denn, man liebt Steine. Die Wüste lebt auch nicht, denn Leben ist noch keines gefunden worden und die Chancen sind sehr bescheiden, noch fündig zu werden.

 

Doch es lebt der Traum, der Traum der Himmelsstürmerei, der Traum vom Griff in den Himmel und der Unsterblichkeit des Menschengeschlechts. Doch nachdem alle Mythen entmythologisiert, die Träume analysiert und die Utopien totgesagt wurden, gerinnen unsere Träume zu rationalen, technisch realisierbaren Wissenschaftsspielen.

 

Kaguya, die Mondprinzessin und ihre amerikanischen, russischen und europäischen Gefährtinnen suchen den Weg, nicht nur den Weg zwischen Geröllhalden, sondern sie suchen für uns alle den Weg des Lebens, den Weg der Wege.

Sie sollen uns den Glauben zurückgeben. Den Glauben, der nach Tschernobyl schon erschüttert war, den Glaube an die Wissenschaft und in die, die sie betreiben und inszenieren, in die Propheten des technisch machbaren Fortschritts.

 

Und schon spuken Visionen von der Besiedlung des Alls durch unsere Köpfe. Künstliche Biotope könnten Menschen aufnehmen. Der Mars scheint nur ein Sprungbrett hinaus in die unendlichen Weiten des Alls, in denen sich Lebensräume eröffnen für die Erdenbewohner, die ihr Überleben sichern sollen, weit weg von einer Erde, die sich vielleicht schon selbst den Garaus gemacht hat, die am Verkehrskollaps oder am radioaktiven Supergau erstickt ist. Weit weg in den Himmeln, da liegt der Weg zur Lösung all unserer Sorgen. Nach Abschaffung der Religion liegt die Unsterblichkeit des Menschengeschlechts wieder in den Weiten des Alls, - ein Paradoxon!

 

Elias mit dem Feuerwagen, er zog allein gegen den Himmel, niemand folgte ihm, er blieb der Einzige. Und niemand nach ihm setzte die Hoffnung in die Himmel. Das bange Hoffen des Volkes Israel war darauf gerichtet, dass er wiederkomme. Dass er wieder herabkäme auf diese Erde als Zeichen des Anbruchs des messianischen Reiches, dem Reich Gottes auf dieser unserer Erde.

 

Die Himmelfahrt des Propheten Elias richtet unseren Blick nicht nach oben, sondern auf die Bewältigung unserer Probleme und Sorgen unter uns Menschen, den Erdlingen. Friede zwischen den Völkern, mehr Gerechtigkeit zwischen den Menschen und ein bewahrender, sorgsamer Umgang mit der Natur, mit Gottes guter Schöpfung, sind weiter auf unserer Tagesordnung, da hilft keine Flucht zum Mars.

 

Der Prophet Elias hatte auch Gegner. Die Baalspriester versuchten die kosmischen Gewalten, die Hüter des Weltalls freundlich zu stimmen, mittels ihrer Technologien, der Astrologie, der Sterndeuterei und der Opfer, die sie den Sternen brachten. Die heutigen Himmelsstürmer verfügen über andere Möglichkeiten.

 

Kaguya stieg vom Mond auf die Erde herab und sie ging zum Mond zurück, um dort ihr Glück im unnahbar silbernen Leuchten zu finden. Der Prophet Elias fuhr gen Himmel, um zur Erde zurückzukehren. Das messianische Reich wird auf Erden kommen, so glaubte und hofft das Volk Israel. Mir ist das auch lieber so. Es ist doch viel schöner hier auf Erden, oder meinen sie nicht?