Das Evangelische Wort

Sonntag, 30. 09. 2007,  6.55 Uhr - 7.00 Uhr Österreich 1

 

 

 

von Barbara Knittel (Feldkirch, Vorarlberg)

 

 

Wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein. (Mt 6/21)

 

Wenn weltweite Finanzkrisen auftreten, so wie diese jetzt, die schon seit Juli andauert, dann beunruhigt mich das, aber es zwingt mich auch wieder, über das Geld nachzudenken. Gerade wie diese letzte Krise publik wurde, war ich bei Freunden in den USA südlich von San Francisco zu Besuch. Sie leben dort in einem riesigen Siedlungsgebiet, nur Einfamilienhäuser. Und sie erzählten uns auch von der Sorge der Menschen in ihrer Nachbarschaft, die ihr Dach über dem Kopf nicht mehr finanzieren können. Erst hier, zurück in Europa konnte ich mich über die Zusammenhänge ein bisschen kundig machen, nämlich, dass riskante Kreditgeschäfte im amerikanischen Immobilienmarkt diese Krise ausgelöst haben. Ich denke aber, das ist nur die Spitze des Eisberges. Die Finanzwirtschaft ist so komplex, dass man als Durchschnittsbürgerin ja nur einen Bruchteil davon weiß. Deutlich wurde aber, wie vernetzt unser Weltenhaus ist, wenn es um Geldgeschäfte im Zusammenhang mit Zinsen und Krediten geht. Trotzdem - für mich ist diese Komplexität kein Grund, das Thema Geld und Geldwirtschaft nur den Experten zu überlassen. Involviert sind wir ja alle.

 

So möchte ich als Kontrapunkt einige ganz einfache Gedanken dazustellen. Geld und Geldgeschäfte werden selten in Verbindung mit spirituellen Themen gebracht. Ganz konkret, wenn es um Mitgefühl geht und um menschliche Verbundenheit, so gehört das Thema Geld dazu. Und wenn nun dieses menschliche Mitgefühl als Ausdruck göttlicher Liebe erfahren wird, warum nicht auch über den Segen des Geldes.

 

Eigentlich ist Geld eine geniale Erfindung, wenn ich es als Symbol, als Sinnbild nehme für investierte Lebenskraft und Lebensenergie. Geld als Gegenwert für das, was Menschen für andere, zugleich auch für sich gestalten und arbeiten. Ich selbst brauche diesen Gedanken, um mit Wertschätzung mit meinem Geld umzugehen. Es ist ja nicht das Geld, das schlecht ist. Aber es gibt Geldgeschäfte, die korrupt sind, oder die mit der Angst und dem Sicherheitsbedürfnis von Menschen rechnen und so zu übermäßigem Sparen anregen. Ich selbst kenne das, wenn ich an mein Älterwerden denke, an meine Kinder denke. Dann spare ich lieber, als mein übriges Geld in gute Projekte zu investieren.

 

Auch die Banken sind eine geniale Erfindung, wenn sie den Geldfluss zwischen den Menschen unterstützen. Das heißt, das Geld nicht nur gewinnbringend anzulegen, sondern in Projekte zu investieren, mit denen menschliche Gestaltungskraft gefördert wird. Banken könnten so über den Geldfluss eine Form von menschlichem Mitgefühl unterstützen. Ich weiß, das klingt für manche naiv, aber es passiert ja schon, z. B. in der Form, dass einige Banken Kleinkredite für kreative Projekte in den Ländern der Armen investieren. Also eine andere Form von weltweiter Vernetzung über das Geld.

 

Es gibt Korruptionsaffären und undurchsichtige Finanzgeschäfte, aber es gibt auch einen sorgfältigen Umgang mit Geld.

 

Und es stimmt, Geld bindet, - aber das ist nicht nur schlecht. Es verbindet mit der eigenen Arbeit und es verbindet über sinnvolle Investitionen mit anderen Menschen.

 

Ob ich das Geld nun horte oder ob ich es zu anderen Menschen weiter fließen lasse, auf beides trifft eine alte biblische Weisheit der Bergpredigt des Matthäus zu, wo es heißt: Wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.