Das Evangelische Wort

Ostersonntag, 23. 03. 2008,  6.55 Uhr - 7.00 Uhr Österreich 1

 

 

 

von Pfarrer Peter Karner (Wien)

 

 

Lesung: 1. Korintherbrief 15/12 – 19:

„Wenn gepredigt wird, dass Christus von den Toten auferweckt worden ist, wie können dann einige unter euch sagen: es gäbe keine Auferstehung der Toten?

Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, dann ist Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist die Predigt leer und auch euer Glaube.

Wenn Tote nämlich nicht auferweckt werden, dann ist eben auch Christus nicht auferweckt worden. Wenn wir allein für dieses Leben unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben, dann sind wir erbärmlicher dran als alle anderen Menschen.“

 

 

Der Apostel Paulus hat keine Glaubensfragen oder –probleme wie sie die Leute heutzutage haben. Die Grundfragen sind für ihn klar. Fundament des christlichen Glaubens ist für ihn die „Auferstehung Jesu Christi“. Ohne die geht’s nicht! Würde ein Typ wie der „Herr Karl“ aus Wien zu Paulus sagen: „Wissen´s, Herr Chef, i bin zwar ka Kirchengeher, aba ich glaub auch an ein Höheres Wesen!“ da hätte ihm Paulus wahrscheinlich geantwortet: „Das is ja cool, dass Sie an ein Höheres Wesen glauben. Wie heißt´s denn, ihr Höheres Wesen? Zeus oder Jupiter, oder vielleicht gar Baal oder Dragon oder Pharao?“ Sie sind alles; nur kein Christ! Ohne Auferstehung Christi gibt’s kein Christentum, billiger geht’s nicht. Da wär der Herr Karl wohl beleidigt gewesen. Wo er doch eh an jeden Gott geglaubt hat, den ihm die jeweiligen Machthaber befohlen haben.

 

Aber jetzt ganz direkt: Ist Christus jetzt auferstanden von den Toten? Wenn das für den Glauben so wichtig und grundlegend ist, dann müsste man es doch beweisen können. Und Leute mit meinem Beruf müssten das doch eigentlich können! Ja Schmarrn, hätte ich jetzt beinah auf Lateinisch oder Altgriechisch gesagt. Das ist leider eine Vertrauensfrage. Bin ich bereit, den biblischen Texten zu glauben, was sie mir von der Auferstehung erzählen oder nicht? So ist, ich verrate es ihnen, auch meine Entscheidung gefallen. Aber wenn sie einen Beweis von mir verlangen, dann muss ich ihnen leider sagen: ich hab keinen! Oder wie es ein Philosoph gesagt hat, der gar kein Christ war: „Der einzige Beweis für die Auferstehung ist das Leben und die Fröhlichkeit der Christen“.

Bevor sie jetzt ganz frustriert sind – einige Hinweise habe ich schon. Denn Christen haben eine Menge „angestellt“, was sie bestimmt nicht getan hätten, wenn sie nicht an die Auferstehung geglaubt hätten: So sage ich etwas pointiert – „Wenn Christus nicht auferstanden wäre, dann gäbe es keine Peterskirche in Rom und in Genf; auch keine Stephanskirche in Wien. Stellen sie sich vor, an der hat man 300 Jahre gebaut.“

 

Wenn Christus nicht auferstanden wäre, dann gäbe es keine Katholiken und Lutheraner und Reformierte wie mich, keine Orthodoxen und Altorientalen.

Wenn Christus nicht auferstanden wäre, dann gäbe es nicht dieses Heer von Geistlichen, Patriarchen und Päpste, Bischöfe und Oberkirchenräte, Pfarrer und Patres, Vikare und Kapläne.

Wenn Christus nicht auferstanden wäre, dann gäbe es keinen Sonntag – das ist nämlich der Tag der Auferstehung: keine Ostern und Pfingsten, keine Weihnachten, keine Donnerstag-Feiertage.

Wenn Christus nicht auferstanden wäre, dann gäbe es keine Taufen und kirchlichen Begräbnisse, keine Gottesdienste, keine Beichte und kein Abendmahl.

 

Wenn Christus nicht auferstanden wäre, dann würde niemand zu seinem Vater beten, ihn predigen, in der Bibel lesen.

Wenn Christus nicht auferstanden wäre, dann wäre es vernünftig, die Bibel wegzuschmeißen und aus der Kirche auszutreten. Dann sollten Sie sich ein wunderschönes Grab kaufen, denn sie werden ewig drin liegen.

Sie sehen: ich habe keine Beweise, allerdings recht eindrucksvolle Hinweise. Übrigens ganz konkret: Ich könnte mir ganz gut vorstellen, dass sie einmal auferstehen werden.