Das Evangelische Wort

Sonntag, 06. 04. 2008,  6.55 Uhr - 7.00 Uhr Österreich 1

 

 

                                                                

von Superintendent Paul Weiland

(St. Pölten)

 

 

Das wünschen sich viele von uns in den kommenden Monaten: Einen richtigen schönen Sommer, den wir, wenn wir die Zeit dafür haben, in guter Luft im Freien genießen können. Und dann auch wieder einen richtigen Winter, kalt und mit Schnee. Aber wie lange die Jahreszeiten noch ihren eigenen, ausgeprägten Charakter haben, das wissen wir nicht.

 

Auch die Wissenschaft gibt keine eindeutigen und klaren Antworten. Schreckensszenarien und Beschwichtigungsversuche wechseln einander ab. Viele Anzeichen deuten aber darauf hin, dass angesichts der globalen Erwärmung mehr Aufmerksamkeit für den Klimaschutz dringend notwendig ist. Fest steht auch, dass der Klimawandel in einem erheblichen Umfang durch menschliches Handeln ausgelöst wird.

 

In den einzelnen Ländern wird versucht, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu setzen, auch die Europäische Union ist aktiv. So soll in den einzelnen Ländern der Anteil an erneuerbaren Energiequellen wie Windkraft, Wasserkraft, Sonnen- und Biomasse-Energie am gesamten Energieverbrauch wesentlich erhöht werden.

 

Frankreich und Großbritannien, so habe ich in den letzten Tagen in der Zeitung gelesen, reagierten darauf mit dem Vorhaben, gemeinsam eine neue Generation von Atomkraftwerken zu entwickeln. Für die politisch Verantwortlichen in diesen Ländern ist die Atomkraft eine billige und eine saubere Lösung und zugleich ein Beitrag zum Klimaschutz. Sie wollen für diese Entwicklung EU-Fördergelder und die Anerkennung der Atomenergie als saubere Energie.

 

In London, ein anderes Beispiel, plant der Bürgermeister, durch die Einführung einer höheren City-Maut für Autos mit hohem CO2-Ausstoß, gegen die Luftverschmutzung vorzugehen. Eine deutsche Luxusauto-Marke, so stand am 2. April in der Zeitung, hat nun dagegen eine Klage eingebracht.

 

Warum erwähne ich diese Beispiele? Weil sie für mich ein Beleg sind, dass viele in diesen Fragen immer noch den alten Weg zu gehen versuchen. Sie halten das Prinzip aufrecht, dass Jeder und Jede immer alles und zu jedem Zeitpunkt zur Verfügung haben muss. Zu den großen Versuchungen heute gehört, immer alles haben zu müssen. Im Winter Paradeiser, zu Weihnachten einen Tannenbaum an einem sonnigen Strand, dafür im Sommer Skivergnügen in einer Halle.

 

Wie es mit unserem Klima weitergeht, dafür wird ganz entscheidend sein, ob eine einschneidende Bewusstseinsänderung in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft möglich sein wird. Und dabei kommt es auf jeden Einzelnen von uns an. Dieses Umdenken ist bereits in der biblischen Schöpfungsgeschichte angelegt. Dort ist dem Menschen die Mitverantwortung für eine nachhaltige Nutzung und lebensfördernde Bewirtschaftung der von Gott geschaffenen Lebensräume aufgetragen. „Gott, der Herr, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und hüte“, heißt es in der Bibel, im 1. Buch Mose. (1. Mose 2, 15)

 

Verantwortung für die gesamte Mitwelt ist Aufgabe eines jeden und einer jeden Einzelnen von uns. Gerade weil wir in vielen Fragen der Umwelt vor großen globalen Herausforderungen stehen, macht sich manchmal ein gewisser Fatalismus breit. Zuständig, so meinen viele, sind die anderen, meist „die da oben“. Aber wenn sich die Lebens- und Verbrauchsgewohnheiten vieler Einzelner von uns ändern, schafft das eine wichtigere umweltpolitische Realität als das ein Gesetz vermag.

 

Im Schöpfungsauftrag an uns Menschen sind die Wertschätzung, die Achtung und der Schutz des menschlichen, tierischen und pflanzlichen Lebens begründet. Verantwortung für das Lebenshaus kann auch umschrieben werden mit „Ehrfurcht vor dem Leben haben“. Und das heißt, Sorge für seine Umwelt zu tragen, Rücksicht zu nehmen, und sich selbst dann und wann zu begrenzen. Im Buch der Sprüche heißt es dazu: „Es ist besser ein Gericht Kraut mit Liebe, als ein gemästeter Ochse mit Hass.“ (Sprüche 15/17)