Das Evangelische Wort

Sonntag, 24. 08. 2008,  6.55 Uhr - 7.00 Uhr Österreich 1

 

 

 

von Krankenhauspfarrer Bernd Hof aus Innsbruck

 

 

Lob und Dank sind Schlüssel zum Glück. Je älter ich werde, umso klarer wird mir das. Darum finde ich: Wir sollten viel mehr loben und danken.

 

Ich erinnere mich gut: Rund um unsere Kirche und das Pfarrhaus ist der Gehsteig erneuert worden. Das war gar nicht einfach, weil dabei auch alle Tore umgebaut werden mussten. Als endlich alles fertig war, bin ich zum Bauleiter gegangen und hab ihm gedankt und gesagt: „Ich muss Ihnen mein Kompliment aussprechen, Sie und Ihre Leute haben das wirklich bestens gemacht.“ Er hat mich ein bisserl ratlos angeschaut und gesagt: „Na, so was hat mir noch nie wer gesagt.“ Und wie ich ihm die Hand gegeben habe, war ein breites Lächeln auf seinem Gesicht.

 

Wir sollten mehr loben und danken – das fängt schon in der Kindheit an. Als ich ein Kind war, hat es noch geheißen, man darf die Kinder nicht zu viel loben, sonst werden sie stolz und eitel. So hab ich immer zu hören gekriegt, was ich falsch mache. Aber wenn mir etwas gelungen ist, war das selbstverständlich.

 

Na, meine Kindheit ist lange her, inzwischen hat sich schon herumgesprochen, dass ständige Kritik und Tadel das Selbstbewusstsein kaputt machen. Aber dass Kinder oft gelobt werden, kann ich immer noch nicht finden. Und so sehr sie angehalten werden, „bitte“ und „danke“ zu sagen – dass auch wir Erwachsenen das zu den Kindern sagen, ist immer noch nicht selbstverständlich. Dabei ist das so wichtig, denn es drückt ja die Achtung vor dem anderen, die Wertschätzung aus.

 

Wir sollten mehr loben und danken – das gilt nicht nur in der Familie. Auch im Beruf gibt es im Ganzen mehr Kritik als Anerkennung, höre ich immer wieder. Natürlich ist es wichtig, den Mitarbeitern zu sagen, was anders und besser gemacht werden soll. Aber wenn die Arbeit gut ist, muss das auch anerkannt werden, nur so wird es in dem Betrieb ein gutes Betriebsklima und auf die Dauer auch eine positive Entwicklung geben, das haben Untersuchungen gezeigt. Druck und Angst machen auf lange Sicht die Mitarbeiter und den Betrieb krank. Wir sollten viel mehr danken und loben.

 

In der Bibel steht immer wieder, dass Menschen Gott loben. Bei dieser Feststellung hat ein Konfirmand protestiert: „ICH kann doch nicht GOTT loben! Lob muss doch immer von oben nach unten gehen: Der Lehrer kann mich loben, aber doch nicht ich den Lehrer, der Vater das Kind - aber das Kind kann doch nicht den Vater loben!“

 

Ich denke, dieser Konfirmand hat für viele gesprochen: Als ob Lob eine Einbahnstraße von oben nach unten wäre. In Wirklichkeit heißt loben aber anerkennen, die zustehende Ehre geben – und darum kann und soll jede und jeder von uns beides: Loben und gelobt werden. Denn Lob und Dank sind Schlüssel zum Glück.

 

Der Wochenspruch, also das Bibelwort, das uns durch diesen Sonntag und die neue Woche begleiten soll, steht im 103. Psalm und lautet: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“

 

Tatsächlich ist ja die Gefahr groß, dass ich all das Gute, das ich schon erlebt habe, als selbstverständlich hinnehme – und wenn es dann anders kommt, geht mir die Luft aus. Ich muss da an einen alten Herrn denken, der im Krankenhaus Gott und die Welt angeklagt hat: „Wie komme ich dazu,“ hat er protestiert, „ich habe immer gesund gelebt, achtzig Jahre lang war ich nie krank, und jetzt liege ich da und habe Schmerzen – so eine Ungerechtigkeit!“ Ich hab dem alten Herrn nicht verständlich machen können, dass achtzig Jahre Gesundheit nicht bloß sein eigenes Verdienst waren, sondern ein auch Geschenk.

 

„Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“ – das ist ein guter Rat, finde ich. Denn Lob und Dank sind Schlüssel zum Glück.