Das Evangelische Wort

Sonntag, 18. 01. 2009,  6.55 Uhr - 7.00 Uhr Österreich 1

 

 

 

von Diakon Michael Kamauf aus Rechnitz im Burgenland

 

 

Der Friede ist in unserer Welt noch immer ein weit entfernter paradiesischer Zustand. Die Welt ist leider krankhaft streitsüchtig und friedlos.

 

Jesu Rede von der Feindesliebe…- eine bekannte Stelle aus der Bergpredigt fällt mir in den letzten Tagen wieder verstärkt ein:

 

(Math. 5, 43 - 45):

„Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen; ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch beleidigen und verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt die Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“

 

Eine realitätsfremde Rede, die Jesus da hält. Kennt er denn nicht des Menschen Eifersucht, des Menschen Neid? Ignoriert Jesus da einfach unsere menschliche Sehnsucht nach dem „besser/ höher/ stärker/mächtiger/reicher/ schöner/ selbstbewusster/beliebter… sein wollen als andere Menschen?

 

Welche totale Überforderung verlangt der Menschensohn da von uns? Wieder so ein hoch gestelltes - im Normalbetrieb - unerreichbares Ziel. Jesus geht hier wirklich sehr weit!

 

Nicht nur, dass wir unseren Gegnern nicht mehr böse sein sollen,… wir sollen auch für die beten und bitten, die uns „beleidigen und verfolgen“ ein seltsamer Auftrag. Manche lächeln auch gelangweilt, weil man so was Weltfremdes erst gar nicht richtig ernst nehmen kann.

 

Außerdem sind WIR ja NIE diejenigen, die einen Krieg angezettelt haben, das sind immer nur die bösen Nachbarn.

Jesus meint auch, dass wir erst gar keinen Feind entstehen lassen sollen … wir dürfen unsere geliebten Nächsten niemals zu Feinden degradieren. Das ist gegen Gottes friedlichen Schöpfergedanken.

 

Ich habe es eigentlich nicht notwendig Feinde zu machen weil ich ein von Gott bedingungslos geliebter Mensch bin … das macht zufrieden und kampf-unlustig, meint die Bergpredigt.

 

Angesicht der zahlreichen Krisengebiete auf dieser Erde, die nicht zur Ruhe kommt, ist das offensichtlich die einzige wirkliche Lösung: Endlich einmal einen endgültigen Waffenstillstand vereinbaren und wieder auf den Boden der Vernunft und Kommunikation zurückkehren und Waffen als schlechteste Lösung erkennen.

 

Manchmal haben wir Menschen Probleme miteinander. Jedoch kann ich nur auf friedlichem Wege wirklichen Frieden herbeiführen.

 

Wenn weltweit jede Art von Gewalt endlich geächtet wird, kann die Menschheit überleben. Neuerliche großangelegte Weltkriege wären das Ende dieser Erde, vor allem seit der unglücklichsten Erfindung der Menschheit - den Atomwaffen.

 

Es sollte heute kein Krieg mehr möglich sein, denn jederzeit kann ein sogenannter regionaler Konflikt globale Ausmaße bekommen. So wird auf einmal dieses vermeintlich unrealistische Gebot zur Feindesliebe realistisch und ist schlussendlich das einzige Rezept zum Überleben.

 

Jesus wertet die Feinseligkeit als Schwäche, darum fordert er sogar zum Gebet für solche verrannte Persönlichkeiten auf.

Und Jesus sagt auch, dass „der große Krieg“ immer im – zunächst - Kleinen beginnt.

 

In der Schule habe ich meinen Schülern folgendes erklärt: „Der Krieg beginnt mit den Worten: Du bist ein Dummkopf!“

 

Beschützen wir unser Leben und begleiten wir unsere Kinder auf ihrem Weg in eine bessere, gewaltlosere Welt.

Dann ist für alle die „Neue Welt Gottes“ weit geöffnet: Die Welt des Friedens, die Welt der Lebensfreundlichkeit, Gottes Welt der Liebe, eine Welt, in der es zu Leben lohnt.