Das Evangelische Wort

Sonntag, 19. 04. 2009,  6.55 Uhr - 7.00 Uhr Österreich 1

 

 

 

von Peter Pröglhöf, Fachinspektor für den evangelischen Religionsunterricht in Salzburg, Tirol und Vorarlberg

 

 

Heute wird in der evangelischen Kirche in Hallein, zu der ich gehöre, ein ganz besonderes Fest mit den Kindern gefeiert. Bei uns heißt es „Geheimnisfest“, in anderen Gemeinden heißt es auch anders. Es hat noch keinen einheitlichen Namen, weil es eine ziemlich neue Erfindung ist, die sich in einigen Salzburger Gemeinden, und vielleicht auch schon darüber hinaus, verbreitet hat. Und so möchte ich Ihnen heute ein bisschen davon erzählen.

 

Das Geheimnisfest hängt auch damit zusammen, dass unsere Evangelische Kirche in Österreich vor ein paar Jahren beschlossen hat, dass alle Getauften zum Heiligen Abendmahl eingeladen sind, also auch die ganz kleinen Kinder und die Volksschulkinder -  es gibt keine Altersbeschränkung mehr. Unsere Gottesdienste, vor allem unsere Abendmahlsfeiern, haben sich damit sehr verändert. Auf einmal feiern wir zusammen mit Kindern, und wer einmal erlebt hat, mit welcher Andacht und welcher Freude die Kinder dabei sind, der möchte das nicht mehr missen. Die Kinder sind auf eine Weise ergriffen vom Geheimnis, in dem Jesus während dieser Feier da ist, dass wir Erwachsenen uns nur beschämt fragen können, wie wir jemals denken konnten, dass die Kinder das Abendmahl noch nicht verstehen würden.

 

Viele Kinder in unseren Gemeinden kennen also das Abendmahlfeiern, so lange sie sich zurück erinnern können. Und sie kommen in ein Alter, in dem sie anfangen, genauer nachzufragen, und Hintergründe und Zusammenhänge verstehen lernen. Erfahrungsgemäß ist mit 7, 8, 9 Jahren so eine Phase. Und da setzt nun das Geheimnisfest an, ein Fest, in dem die großen Geheimnisse unseres Glaubens, die Taufe und das Abendmahl, im Mittelpunkt stehen. Ungefähr ein halbes Jahr lang bereiten sich die Kinder, die dazu angemeldet werden, gemeinsam mit ihren Eltern darauf vor. Sie kommen zu etlichen Nachmittagen ins Pfarrhaus, wo sie auf eine kindgemäße Weise entscheidenden Fragen des Lebens begegnen. Geheimnisse des Lebens werden ihnen anvertraut – die verrate ich jetzt natürlich nicht, sonst wären es ja keine Geheimnisse mehr. Aber was ich verraten kann, ist, dass der Pfarrer und seine Mitarbeiterinnen oft sehr berührt aus diesen Nachmittagen wiederkommen. Es ist irgendwie geheimnisvoll, welche Erfahrungen die Kinder schon mit Gott gemacht haben und wie klar sie darüber sprechen können.

 

Dazu passen dann auch die Schätze, kleine, für die Kinder wertvolle Gegenstände, die sie beim Gottesdienstbesuch bekommen und die sie in ihren selbstgebastelten Schatzkisten sammeln. Diese Schätze sagen: Es ist etwas Wertvolles, zu dieser Gemeinschaft zu gehören und sich an ihr zu beteiligen.

 

Ja, und dann ist es also heute endlich so weit, und das Geheimnisfest wird gefeiert. Eltern und Taufpaten spielen eine ganz große Rolle, denn zum einen geht es um die Erinnerung an die Taufe, die die Eltern und Taufpaten einmal für diese Kinder entschieden haben, und zum andern sind es gerade die Eltern und Taufpaten, die ihre Kinder an diesem Tag segnen und ihnen sagen, wie sehr sie sie lieben. Und die Feier des Heiligen Abendmahls wird – mit all den Erfahrungen, die die Kinder bereits gemacht haben -, noch einmal eine ganz besondere werden.

 

Übrigens: In vielen katholischen Pfarren wird an diesem Sonntag Erstkommunion gefeiert. Ich finde das schön, dass über unsere Kirchengrenzen hinweg heute an vielen Orten Kinder im Mittelpunkt unserer Gottesdienste stehen. Es tut uns Erwachsenen gut, unser Leben einmal mit den Augen von Kindern anzuschauen: Menschen, die nicht festgelegt sind auf ihre Vergangenheit, sondern die die Zukunft vor sich haben. Wahrscheinlich hat Jesus ungefähr das gemeint, wie er gesagt hat: „Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“