Das Evangelische Wort

Sonntag, 14. 06. 2009,  6.55 Uhr - 7.00 Uhr Österreich 1

 

 

 

 

von Pfarrerin Susanne Baus (Eisenstadt)

 

 

Vergangenen Donnerstag feierte die römisch katholische Kirche das Fronleichnamsfest, das Fest der Einsetzung des heiligen Abendmahls, eines Grundsteines der christlichen Kirche überhaupt. Am selben Tag wurden in jeder Diözese Österreichs Evangelische Kirchentage gefeiert. Jeweils eine Kirchengemeinde fungiert dabei als Gastgeberin, stellt sich und ihr Gemeindeleben an diesem Tag dar.

 

In der Steiermark wählte die evangelische Kirchengemeinde Kindberg dafür das Motto: Miteinander glauben.

 

Schon im Gottesdienst wurde deutlich: Das Fundament jeder christlichen Kirche ist das Bekenntnis zu Jesus Christus als dem Sohn Gottes. Grundsatz jeder Kirche ist damit Gottes Wille zu Gerechtigkeit und Friede für jeden Menschen in Gottes Schöpfung. Dieser Wille nimmt Gestalt an in der Kirche jeglicher Konfession. Sichtbar wird diese Gestalt in den einzelnen Gemeinden, in denen Menschen, Frauen und Männer, Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren, Einzelne und Familien, sich treffen und miteinander ihrem Glauben Gestalt geben.

 

Diese Gestalt ist beileibe nicht einfärbig, sondern so bunt und vielgestaltig, wie es die Menschen sind, die dazu beitragen. Ganz sicher auch steht ein solches Kirchengebäude nicht ganz unberührt von den Winden und Wettern der Zeit da. Die Kirchen unserer Zeit, als die christliche Kirche auf dem Fundament des Glaubens an einen Gott des Lebens gebaut, befinden sich stets im Wandel, denn sie leben mit und von den Gläubigen.

 

Insofern sind sie auch von den Fragen betroffen, die sich den Gemeindegliedern in ihrem Leben stellen. Keine Kirche kann damit ausweichen vor den Fragen unserer Zeit: Wird die Wirtschaftskrise zu einer Reduzierung sozialer Absicherung führen, anstatt die menschenverachtende Finanzpolitik selbst in Frage zu stellen?

 

Wird die Schere zwischen arm und reich auch in unserem Land immer weiter auseinander klaffen oder schaffen wir es, zumindest finanzielle Sicherheit für unsere Kinder zu sichern?

 

Wird der Asylantenstrom in unser Land zu einer verstärkten Fremdenfeindlichkeit führen oder endlich zu einer vermehrten sinnvollen Aktivität in den Ursprungsländern zur Verminderung der dortigen Not und Armut?

 

Werden wir der Vereinsamung der Menschen mitten in unserer ach so reichen Gesellschaft wehren können?

 

All diese Fragen stellen sich auch den Kirchen unserer Zeit und sie arbeiten daran mithilfe der Menschen, die sie ausmachen.

 

Kirche ist für die Menschen da. Kirche steht auf dem Fundament des Glaubens an einen menschenfreundlichen Gott. Kirche aber besteht aus dem Miteinander der Menschen, die sie ausmachen. Haben Sie sich einmal überlegt, dass Sie womöglich ein sehr wichtiger Baustein Ihrer Kirchengemeinde und damit Ihrer Kirche sind?

 

Ich jedenfalls habe gerne einen solchen Kirchentag gefeiert, wo Kirche sich als architektonische Meisterleistung vieler, vieler bunter Bausteine auf einem so gesicherten Fundament präsentiert. Ich bin auch gerne ein solcher Baustein, denn ich vertraue darauf, dass meine Kirche ihren Auftrag ernst nimmt: Im Namen Gottes für die Menschen da zu sein und sich ihrer anzunehmen.

 

Ach ja, heute ist übrigens Sonntag, der Tag, den Gott geschaffen hat, um den Menschen Zeit zu geben sich auf ihn zu besinnen. Vielleicht schauen Sie ja mal rein in Ihre Kirche. Sie ist für Sie da.