Das Evangelische Wort

Sonntag, 05. 07. 2009,  6.55 Uhr - 7.00 Uhr Österreich 1

 

 

 

von Diakon DSA Michael Kamauf

 

 

Vom Schätze Sammeln und Sorgen

Matth. 6, 25-34

 

 

In der Bergpredigt von Jesus im Matthäusevangelium da heißt es unter anderem:„Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen; sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen. Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.“

 

Jesus spricht hier von unseren Lebenssorgen. “Sorgen begleiten unser ganzes Leben!” Von klein auf bestimmen sie unser Tun, sie sind sozusagen treue Begleiter unseres Lebens. Jedes Lebensalter, jeder Lebensabschnitt hat so seine eigenen “Mühen und Plagen”.

 

Ja auch die Werbung und die Dichtung haben sich dem Thema Sorgen angenommen: “Ich zähle täglich meine Sorgen”, heißt es beispielsweise in einem Lied oder eine Versicherungsfirma verspricht doppeldeutig: “Ihre Sorgen möchten wir haben!”

 

Mit diesem „Sorgen Machen“ lässt sich auch ein gutes Geschäft machen. Die ganze Versicherungsbranche lebt von unserer Sehnsucht nach absoluter Sicherheit. Einer Sicherheit, die es freilich im Leben nicht gibt!

 

Sorgen begleiten uns sowieso, die gehören zum Leben dazu, also heben wir sie in unserem Bewusstsein nicht noch extra hervor, meint Jesus.

 

Sammeln wir stattdessen lieber Himmelsschätze, denn um diese brauchen wir uns nicht zu sorgen, weder dass wir sie verlieren, noch dass sie gestohlen oder gefressen werden. Himmelsschätze sind andere Besitztümer als das neueste Auto oder der Flachbildfernseher.

 

Jesus warnt uns vor der Abhängigkeit nach den Dingen, die wir sowieso nirgendwohin mitnehmen können, wenn wir dereinst sterben müssen. Liebe und Menschenfreundlichkeit kann NICHT mit Geld erkauft werden.

 

Himmlische Schätze lassen sich ganz genau beschreiben:  „Ich habe mich lieb und ich liebe meine Mitmenschen“. „Ich nehme mich als von Gott geliebtes Kind auch selber an und trage diese Liebe weiter zu meinem Nächsten.“ „Ich gehe behutsam mit meinen Mitmenschen um und nehme ihn oder sie genau so an wie er oder sie eben ist“. „Ich freue mich an der Unterschiedlichkeit der Menschen, denn das bedeutet Vielfalt.“ „Ich sage niemals etwas Böses hinter dem Rücken über Andere; ich sage meine Meinung ehrlich und echt und dem Nächsten in seine Augen. Ich lasse mich nicht zum Tratschen verleiten.“ „Ich lebe mein Leben so wie ich es mir gerade aufgebaut habe. Ich höre auf die behutsamen Meinungsäußerungen der Anderen und nehme deren Meinung ernst. Ich lasse mich aber nicht treiben.“  „Ich bin an anderen Menschen ehrlich interessiert und werde niemals zur Gewalt greifen - egal was kommt; mein Hass darf mich niemals in Besitz nehmen.“ „Ich bin tolerant und solidarisch meinen Mitmenschen gegenüber. Jeder darf so sein wie er will und wenn jemand meine Hilfe braucht, dann stehe ich bereit dazu!“

 

Mein wichtigstes Lebensziel ist insgesamt ein besserer Mensch zu werden.

 

Das schönste Ziel ist eine Welt ohne Hass und ohne Gewalt, eine Welt, in der Jesu wichtigstes Gebot, das Gebot der Liebe endlich gelebt wird! Und da ist es auch ganz selbstverständlich, dass wir mit allen Menschen die Güter der Erde gerecht teilen.

 

Jesus meint ja auch die ungerechte Verteilung der Lebensmittel auf dieser Erde. Und er traut uns die Korrektur solcher Zustände zu. Denn: Haben wir als vernunftbegabte Menschen nicht viel mehr Fähigkeiten als nur das habgierige Zusammentragen von Gegenständen? Sind wir als Ebenbilder Gottes nicht geradezu verpflichtet auch einmal was anderes zu machen als hauptsächlich das, was anderen Menschen schadet? Sind wir nicht verpflichtet, andere Werte zu leben als nur Konsum und Besitz?

 

Dass der nahezu ungezügelte Kapitalismus eben auch nicht glücklich macht, das erleben wir spätestens seit der Wirtschaftskrise, in der sich Menschen angstvoll um ihren Arbeitsplatz sorgen.

 

“Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch alles zufallen was ihr zum Leben braucht.” So sagt es Jesus am Ende dieses Bergpredigtthemas. “Schaut zuallererst auf die - nennen wir es zwischenmenschliche Qualität eures Lebens... Essen und Trinken sind grundsätzlich für alle Menschen der Erde genug da.”

 

Hier geht es nicht um eine weltfremde Schwärmerei einiger naiver Weltverbesserer. Hier geht es vielmehr ums Überleben. Überleben für ALLE Menschen und nicht nur für einige wenige.

 

Jesus kritisiert in seiner Predigt die herrschenden Zustände der ungleichen Verteilung von lebensnotwendigen Gütern des Lebens. Gütern, die ALLEN Menschen gleich zustehen!

 

Jesus warnt uns vor dem ewigen Streben, er warnt vor der Gier, er warnt vor dem “immer mehr haben wollen”, er warnt vor der Sucht, der Sucht nach Besitz und Geld.

 

Wer nur an die Vermehrung von Reichtümern denkt, findet keine Zeit für seine, bzw. ihre Mitmenschen. Wer sich den ganzen Tag über nur Gedanken über die Besitzvermehrung machen muss hat keine Zeit für die wahren Dinge des Lebens. Wer nur mit sich selbst beschäftigt ist, wird einsam und depressiv.

 

Jesus ruft eindringlich zur Umkehr auf. Umkehr zu einem neuen Leben, ein Leben, in dem die Liebe zwischen allen Mitmenschen selbstverständlich wird. Ein Leben, das darunter leidet, wenn der oder die Nächste leidet. Ein Leben, das danach trachtet, himmlische Schätze zu sammeln. Eine Sammlung, die sich lohnt und auch belohnt wird. Danach sollen wir trachten, nach Gottes Reich und nach seiner Gerechtigkeit, dann, ja dann wird uns alles das zufallen was wir zum Leben brauchen und was wir uns zum Leben wünschen.