Das Evangelische Wort

Sonntag, 19. 07. 2009,  6.55 Uhr - 7.00 Uhr Österreich 1

 

 

 

von Pfr. Mag. Jürgen Öllinger aus Villach

 

 

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Jes. 43,1

 

Charlie Chaplin fand vor 50 Jahren folgende Worte über die Furcht: „Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen, Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen fürchten, denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander und es entstehen neue Welten. Heute weiß ich, das ist Leben!“ Soweit Charlie Chaplin.

 

Manchmal kann man Menschen in zwei Gruppen einteilen. Die einen beschäftigen sich mit den Problemen, die anderen mit der Lösung.

 

Die eine Gruppe will bei den Problemen die Ursache wissen, beschäftigt sich mit den Schuldigen, will analysieren, was, oder warum etwas schief gegangen ist. Wenn sie diesen Aufwand betreiben als Aufgabe für die Zukunft, kann man darin noch einen Sinn erkennen. Bleiben diese Menschen aber bei den Problemen und der Schuld kleben, werden sie immer mehr Probleme erkennen und kommen dabei an kein Ende. Ihre Welt ist oft schwarz-weiß, fast wie die Filme von Charlie Chaplin, der mit Melone, Anzug, Stock und viel zu großen Schuhen durch die Welt stolpert und ein Problem nach dem anderen produziert.

 

Die anderen Menschen wenden sich bei Problemen vor allem der Lösung zu. Man kann sie auch mit Sanitätern oder Ärzten vergleichen. Bei einem Unfall ist es nicht hilfreich, wenn ich mich mit der Frage beschäftige, wer Schuld war oder was genau passiert ist. Ich muss Erste Hilfe leisten, vielleicht sogar Menschenleben retten.

 

Diese Gruppe von Menschen mag vielleicht die Schwäche haben, dass sie den Ursachen nicht auf den Grund gehen, aber sie bleiben an den Menschen dran, sie wissen, wie wichtig die Lösungen sind. Sie machen unsere Welt bunter und leichter. Wie die hintergründige Botschaft der Filme von Charlie Chaplin, der mit Scharfblick auf mögliche Lösungen hingewiesen hat.

 

In seiner Zeit und mit seiner Lebenserfahrung – er war zu dem Zeitpunkt dieser Gedanken 70 Jahre alt – hat er erlebt, dass Menschen Auseinandersetzung und Konflikte scheuen.

 

So ist auch der Wochenspruch zu verstehen. Eine Zusage, dass niemand Angst zu haben braucht, weil schon alles gelöst ist.

 

Dieser Mensch gehört einer dritten Gruppe an, die neben den Problemen und deren Lösung noch einen Schritt weiter gehen. Diese Gruppe von Menschen ist unterwegs. In allen drei Bereichen wird die Gruppe angesprochen. In ihrer Sehnsucht nach Erlösung wird sie ernst genommen. Diese Gruppe möchte, dass neue Welten entstehen, auch wenn sie sich dafür auseinandersetzen müssen. Mit sich, mit ihrem Weltbild, mit ihrem Gottesbild. Und sie werden von Gott identifiziert. Sie werden beim Namen genannt. Sie gehen nicht unter in der Masse, sind keine Nummer, sind nicht beliebig austauschbar. Sie haben einen Namen, der sie unverwechselbar macht.

 

Diese Gruppe hat eine unglaubliche Kraft. Weil sie sich nicht von der Angst leiten lässt, sondern von einer inneren Kraft, die jedem Menschen innewohnt. Die verschüttet oder manchmal auch von anderen zertrampelt wurde, aber tief im Innern bleibt sie da und sehnt sich nach Erlösung, nach einer Befreiung.

 

Von Gott wird diese Gruppe als seine Kinder angenommen. Sie sind also geliebte Gotteskinder. Und wenn ich mir schon schwer tue, das für mich in Anspruch zu nehmen, dann kann ich doch andere Menschen in meiner Umgebung unter diesem Aspekt identifizieren.

 

Vielleicht werden dann die Probleme die wir haben oder einander machen,  kleiner. Vielleicht entstehen dann neue Welten, in denen Menschen leichter und fröhlicher leben können.

 

Das ist eine große, fast unglaubliche Würdigung des Menschen. Ich bin es wert, dass Gott mich erlöst. Ich werde mit meinen Problemen und Sorgen gewürdigt.

 

Wenn ich das nächste Mal in einer schönen Sommernacht die Sterne betrachte, kann ich an Charlie Chaplin denken und an die Sterne, die aufeinander knallen, damit neue Welten entstehen. Dann kann ich mich freuen an meiner Welt und an den Menschen, die mich umgeben.