Das Evangelische Wort

Sonntag, 20. 12. 2009,  6.55 Uhr - 7.00 Uhr Österreich 1

 

 

 

von Pfarrerin Susanne Baus

 

 

Vielleicht sitzen Sie wie ich gerade am Frühstückstisch vor dem Adventkranz mit allen vier brennenden Kerzen. Advent, das heißt, im Ankommen begriffen sein. Das heißt gerade heute, Ankommen: Ankommen zur Weihnacht. Für viele Menschen bedeutet das in unserer Zeit, letzte Geschenke besorgen, Weihnachtspost erledigen, die Wohnung aufräumen, das Festtagsessen vorbereiten oder auch einkaufen, als stände die Hungersnot bevor, um anschließend wegzuwerfen, als hätten wir einen Überfluss vor der Tür.

 

Und – sind Sie angekommen oder noch auf der Reise, wie die Menschen damals kurz vor der Weihnacht? Denn die Adventgeschichte ist ja eine Geschichte der Reisen und die Weihnachtsgeschichte ist eine Geschichte der Ankunft.

 

Da war das junge Paar, die schwangere Frau, laut dem Evangelisten Lukas, mitten im Winter auf dem Weg von Nazareth nach Bethlehem aufgrund politischer Weisung, nur damit der Heiland der Welt in der Stadt Davids geboren werden konnte. Übrigens: In der Geburtskirche muss jeder sich bücken, um dort Eingang zu erhalten.

 

Da waren Engel, die Boten Gottes, unterwegs zu den Hirten, den Outdoors, vor der Stadt, um ihnen zu sagen: Fürchtet euch nicht, denn euch ist heute der Heiland geboren. Übrigens: Wann haben Sie das das letzte Mal jemandem gesagt: Fürchte dich Nicht?

 

Da waren Outdoors, Hirten, unterwegs zu einem Stadel, nur um ein kleines Kind zu begrüßen. Übrigens: Wann haben sie das letzte Mal ein Ihnen unbekanntes Kind im Arm gehalten und es freundlichst begrüßt in dieser Welt?

 

Da waren Weise, Politiker, aus dem Morgenland unterwegs, um den Herrn der Welt zu finden. Sie machten den Umweg über ein politisches Zentrum, eine Hauptstadt und fanden nichts. Sie folgten aber der Weisung Gottes und beteten ein Kind als Herrn der Welt an. Übrigens: Welchen Mächten der Welt folgen Sie?

 

Da machte sich Gott auf den Weg zum Menschen, denn der Mensch findet den Weg zu Gott nicht. Gott selbst wird ein Mensch, um sich jedem Menschen nahe zu befinden. Übrigens: Welchen Menschen stehen Sie nahe?

 

Angesichts der vierten Kerze auf meinem Adventkranz wünsche ich Ihnen, dass Sie den Weg zur Weihnacht bereits gefunden haben. Ich wünsche Ihnen, dass Sie alle Umwege über Ihre Mitmenschen als lehrreiche und bereichernde Wege erlebt haben. Ich wünsche Ihnen, dass Sie den Weg zu Gott über den Menschen erfahren haben. Ich wünsche Ihnen, dass Sie die Adventzeit als einen mitmenschlichen Weg erlebt haben, denn nur dieser führt Sie zu Gottes Geburt unter uns.