Das Evangelische Wort

Sonntag, 21. 03. 2010,  6.55 Uhr - 7.00 Uhr Österreich 1

 

 

 

von Pfarrerin Renate Moshammer (Pörtschach, Kärnten)

 

 

Gott, schaffe mir Recht und führe meine Sache gegen das unheilige Volk, errette mich vor den falschen und bösen Leuten!

 

Dieser uralte Vers aus dem 43. Psalm gibt dem heutigen Sonntag, Judika, seinen Namen. Immer wieder überrascht es mich, wie zeitnah, wie modern biblische Aussagen sind. Gut, man muss den Staub der Jahrhunderte, der Jahrtausende oft, von der Sprache blasen. Aber dann? Ich gegen den Rest der Welt – Das ist ein Gefühl, das uns  nicht nur via Hollywood immer wieder gegeben wird.

 

„Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich“ dichtet schon Paul Gerhardt im 17. Jahrhundert.

 

Ich gegen den Rest der Welt, so würde ich mich auch manchmal gerne sehen. So konsequent, so überzeugt, so sendungsbewusst. Einmal stark sein und es allen zeigen. Zeigen, dass ich im Recht bin. Dass ich Recht habe. – Die Realität schaut freilich meist anders aus. 

 

Das Wort „Recht“ hängt mit „richtig“ zusammen. Und wenn ich zu mir selbst ehrlich bin, dann muss ich zugeben, dass ich nicht immer auf der richtigen Seite stehe, sondern auf der, wo ´s leicht geht. Ja, dass ich mich mitunter richtig klein und daneben fühle und manches, was mir richtig erscheint auch noch von denen zunichte gemacht wird, die es sich richten können.

 

Ob ´s dem Psalmbeter auch so gegangen ist? Der ist ja auch nicht bei dem „ICH gegen den Rest der Welt“ stehengeblieben. Der hat sich in einem Stoßseufzer, in einem verzweifelten Schrei einen Verbündeten gesucht.

 

Gott, schaffe du mir Recht! Führ du meine Sache.

„Der Papa wird ´s scho richten“ Nicht Paul Gerhardt. Helmut Qualtinger.

Ich weiß nicht, was Gott sich denkt, bei solchen Gebeten. Ich weiß nur, was ich mir manchmal denke, was ich hoffe, was ich wünsche und erträume. Aber wie ist das mit Gott? Kann ich ihn einspannen für solche Wünsche? Lässt er sich vor meinen Karren spannen?

 

Eine alte Geschichte geht mir dazu nicht aus dem Kopf. Die Geschichte von der Berufung des Mose. Dort wird erzählt:
Moses sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt! und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name, was soll ich ihnen sagen?

Und Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. – So sollst du zu den Israeliten sagen: Der „Ich-werde-sein“, der hat mich zu euch gesandt.

2.Mose 3,13+14

 

„Ich werde sein, der ich sein werde.“ Was für ein seltsamer Name – Versprechen und Geheimnis, Nähe und Distanz, Antwort auf unsere Zweifel und Anfrage an unsere Gewissheit. Ich werde sein, der ich sein werde. Ich bin da. Ich bin, der ich bin.

 

All unsere Übersetzungsversuche bleiben Stückwerk. Aber welche Übersetzung oder Umschreibung man auch in Anspruch nimmt – die Worte sprechen von Beständigkeit. Sie wecken Vertrauen.

 

Da höre ich die Psalmworte auf eine neue Weise und ich lerne sie nachzusprechen und für mich zu beten:

 

Du,

der du dich nicht änderst,

selbst wenn ich meinen Mantel in den Wind hänge,

du,

der du unveränderlich für mich da bist,

selbst wenn ich mich sternenweit von dir entferne,

schaffe du mir Recht,

richte mich aus auf das, was richtig ist,

damit ich bestehen kann,

auch wenn es manchem Zeitgeist entgegensteht,

auch wenn andere sich gegen mich stellen. 

Dann wird mir ein Licht aufgehen

und ich werde aus deiner Wahrheit leben lernen.