Propst Maximilian Fürnsinn

Stift Herzogenburg

Widerstandskämpfer in Chiapas

IRA-Terroristen in Nordirland


Erfüllte Zeit
Sonntag 01. 01. 2001 -  7.05 Uhr - 7.55 Uhr

Radio Österreich 1

"Die Hirten an der Krippe" (Lukas 2, 16 – 21)
Das Evangelium zum Feiertag, gelesen von Dieter Dorner,
kommentiert von Propst Maximilian Fürnsinn

"Geschichten von Versöhnung und Verwandlung" – Johann Christoph Arnold

Johann Christoph Arnold ist Seelsorger und Leiter der Bruderhof-Communities in den USA, einer internationalen christlichen Gemeinschaftsbewegung, die sich einem einfachen und gewaltfreien Leben widmet. Arnold engagiert sich weltweit für Frieden und Versöhnung, auch in Krisengebieten wie Nordirland, Irak, Chiapas oder Kuba.

Im Laufe seines Lebens hat er außergewöhnliche Lebens- und Erfahrungsberichte verschiedenster Menschen gesammelt, deren Lebensweg sich schlagartig verändert hat: Eltern, die ihren Sohn durch einen Terroranschlag verloren haben und dennoch nicht hassen. Ein Pariser Model, das nach einem Leben zwischen Glamour und Drogen plötzlich die Bibel entdeckt und sich für andere einsetzt.

Arnold erzählt authentische Geschichten, wie sie das Leben schrieb und die zum Nachdenken anregen.

Gestaltung: Johannes Kaup

 

Prälat Mag. Maximilian Fürnsinn
Propst des Stiftes Herzogenburg kommentiert das Feiertagsevangelium

Das Geschenk Seines Namens
Oktavtag von Weihnachten
Hochfest des Gottesmutter Maria

NEUJAHR (Lukas 2, 16 – 21)

Jugendliche singen in ihren Gottesdiensten 
gerne das Lied:

 "In deinem Namen wollen wir den Weg gemeinsam geh‘n mit dir, du bist unsere Mitte, bist uns‘re Kraft. Und deinen Namen preisen wir und loben dich und danken dir, du bist unsere Mitte, die Einheit schafft."

So singen junge Leute. Ein schönes Wort für den Beginn eines Jahres. "In deinem Namen wollen wir den Weg gemeinsam geh‘n mit dir, du bist unsere Mitte, bist uns‘re Kraft!" – Im Namen Jesu fangen wir das Neue Jahr an.

Der Name "Jesus" verbindet sehr gut, was wir heute am 1. Jänner alles feiern dürfen:
den Oktavtag von Weihnachten, den achten Tag, an dem das Christuskind beschnitten wurde und den Namen "Jesus" erhalten hat;
wir feiern das Hochfest der Gottesmutter Maria, deren ganzes Leben sich um diesen Namen "Jesus" drehte;

es ist der 1. Jänner Weltfriedenstag – und Jesus und Friede sind synonyme Worte geworden;
und schließlich ist Neujahrstag, und wir dürfen diesen Weg durch die neue Zeit im Namen "Jesu" beginnen.

Sein Name verbindet alle diese Festtagsgeheimnisse, wie eine Schnur, auf die man kostbare Perlen auffädelt.

Das Evangelium des heutigen Festtages ist aufregend.

Eine Reihe von Worten drückt diese Spannung aus: die Hirten eilen – die Freude treibt an; die Hirten finden – der Grauschleier der Unsicherheit ist weg; die Hirten erzählen – es geht der Mund über, weil das Herz voll ist; die Hirten staunen – eine ganz außergewöhnliche Qualität – staunen, noch dazu Erwachsene; Maria bewahrt alles – sie sieht tiefer, erkennt in allen Ereignissen Gottes Handeln; die Hirten rühmen und preisen – sie werden von Jubel erfasst.

Alle diese Worte sind wirkliche Muntermacher für den Neujahrstag. Bessere Neujahrswünsche könnte man gar nicht finden. Das farblose "Prosit Neujahr" ist eher der Ausdruck unserer Stumpfheit und Hoffnungslosigkeit, einer gähnenden Leere und des Teufelsstaubs der Schwermut.

Die Hirtenqualitäten machen ein Leben reich: eilen, finden, erzählen, staunen, rühmen und preisen. Dazu das Wissen: Gott handelt auch in meinem Leben. ER ist am Werk.

So dürfen wir das Jahr beginnen.

Am Höhepunkt des Festtagsevangeliums steht aber der Name "Jesus".
Der heißt übersetzt: "Jahwe hilft". Gott hilft. Das ist eine blasse Übersetzung. Man muss sie auf-füllen. Ich versuche das:

In diesem Namen steckt drinnen:

 

Gottes Ja zum Menschen ist radikal. 
Es ist ein Ja zum Menschen in seiner Armut und Fragwürdigkeit, in seiner Schuldhaftigkeit und seiner Gebrechlichkeit. Gott nimmt uns bedingungslos an. Das steckt im Namen "Jesus". Kirche hat deshalb nicht nur in den frommen Binnenraum hineinzusprechen, sondern sie muss grenzüberschreitend sein.

Gottes Ja zum Menschen ist erlösend und heilend.
Gottes Herrlichkeit und das Heil des Menschen sind voneinander nicht zu trennen.

Irenäus von Lyon, ein Kirchenlehrer der frühen Kirche, hat das so formuliert: "Die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch!"

In jedem menschlichen Glück steckt etwas vom Glanz Gottes drinnen. Das garantiert uns auch der Jesusname.

Der Name "Jesus" ist nicht der Wunschname von Josef und Maria gewesen. Viele andere Eltern haben diesen Namen ihren Kindern zu dieser Zeit gegeben. Der Name "Jesus" wurde verheißen, vom Verkündigungsengel dazugenannt. 

Diesen Namen hat Gott verfügt
Dieser Name ist ein Stück der Frohbotschaft, dass Gott uns entgegengeht. In diesem Namen ist Gottes letzte Verheißung an die Menschheit abzulesen. Also keine liebe Krippengeschichte, sondern das letzte Wort von der Zukunft der Menschheit. In diesem Namen verbirgt sich Gottes Verheißung: Erde, Welt und Menschen werden gerettet und vollendet. Gott ist das Glück der Menschen.

Das verbirgt sich in diesem Jesusnamen.

Ich möchte Ihnen deshalb ein Gebet in die neue Zeit mitgeben, das von einem meiner Lieblingsheiligen stammt, von Philipp Neri. Ein heiterer, lachender Priester, der in Rom vor 500 Jahren tausende Menschen mit einem zuversichtlichen, fröhlichen Glauben ansteckte. Sein Kurzgebet lautet: "Jesus, sei mir Jesus!"

 

Letztes Update dieser Seite am  24.09.2002 um 11:32 

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