|
|
|
|
"Die Huldigung der Sterndeuter" (Matthäus 2, 1
– 12) "Brasilianisches im Bregenzer
Wald" – Eine Basisgemeinde in Vorarlberg Die Dornbirner Basisgruppe "Senfkorn" besteht aus 12 Personen und wird von Pfarrer Helmut Rohner betreut. Er hat seine Erfahrungen auf diesem Gebiet während seines 15jährigen Aufenthaltes in Brasilien gesammelt. Gestaltung: Georg Motylewicz Kontaktadresse: Prälat Mag. Maximilian Fürnsinn, Propst des Stiftes Herzogenburg, kommentiert das Evangelium zum Feiertag GESCHENKE DES MENSCHEN Epiphanie – Erscheinung des Herrn – ist das andere Weihnachtsfest. Die Ostkirchen feiern die Geburt des Herrn meist an diesem Tag. Erscheinung des Herrn – man spürt schon im Titel dieses Hochfestes, dass die Idylle von Bethlehem in den Hintergrund tritt. Nicht mehr Krippe, Ochs und Esel, nicht mehr Heu und Stroh und Windel, nicht mehr die Engel sind gefragt – sondern das Erscheinen Gottes in Jesus Christus. Gottes unbegreifliche Liebe verschenkt sich in diesem Jesus Christus, bekommt in IHM ein menschliches Herz und ein konkretes Gesicht. Weihnachten und Epiphanie sind die Feste unseres Dankes für die mensch-gewordene Liebe Gottes. Was aber kann der Mensch Gott schenken? Ein adäquates Gegengeschenk des Menschen an Gott gibt es nicht. Es kann nie um einen Tausch gehen. Wir Menschen würden uns dabei sicher übernehmen. Der Mensch ist und bleibt vor Gott immer ein Beschenkter und Begnadeter. Trotzdem sind die Geschenke der Weisen, die sie vor dem Christuskind niederlegen, Geschenke des Menschen schlechthin: das Gold meint den Besitz, das Haben des Menschen; Weihrauch deutet auf die absolute Verehrung Gottes, auf die Anbetung hin und Myrrhe meint Liebe und Leid des Menschen, seinen mystischen Eros. Alle diese Geschenke sind nicht etwas vom Menschen, sondern Herzstücke seiner Existenz. In diesen Geschenken schenkt der Mensch sich selbst weg. Das ist auch annähernd die Form, Gottes Liebe und die Menschwerdung Gottes zu beantworten. Die Geschenke der Weisen erinnern mich auch an die Ordensgelübde – als totale Hingabe an Gott in Armut, Gehorsam und Keuschheit. Aber diese Lebenshingabe kann sich in jeder Lebensform vollziehen. Mit einem Wort: die Geschenke der Weisen deuten auf die Selbsthingabe des Menschen an Gott hin. Neben den Geschenken der Weisen ist mir auch der Weg dieser Sterndeuter sehr wichtig. Im Grunde ist das ein exemplarischer Weg. Eigentlich geht jeder Mensch diesen Weg der Gottsuche in seinem Leben nach. Um das deutlich zu machen, nehme ich aus der Kunst eine Anleihe. Auf spät-mittelalterlichen Tafelgemälden gibt es eine auffallende Typologie. Die Weisen oder Könige werden in den drei Lebensaltern dargestellt. Der junge König ist am weitesten von der Krippe entfernt; meist exotisch prachtvoll gekleidet ist er noch mit den Reittieren beschäftigt. – Der König in der Lebensmitte schaut nach dem Stern aus, ist um Orientierung und Ziel bemüht – wie das für Menschen in den mittleren Lebensjahren typisch ist. – Der alte König kniet vor dem Kind; die Krone hat er abgelegt und die Goldschatulle geöffnet. Er betet an. Er hat gefunden.Durch solche Bilder wird deutlich, dass das Leben des Menschen eine Hinreise zu Gott ist. Das ist die entscheidende Bewegung unseres Lebens. Von den äußeren Lebensumständen wächst der Mensch über die Orientierung seines Lebens zur Gottesbegegnung hin. Dieser Weg der Hingabe braucht Zeit. Der Mystiker Johannes Tauler hat das markig ausgedrückt: "Bilde dir ja nicht ein, vor 40 etwas von Gott verstanden zu haben!" Im Weg der Weisen aus dem Osten ist der Weg der Gottsuche eines jeden Menschen. Freilich, nicht jeder kommt ans Ziel und Umwege gibt es viele, so viele als es Menschen gibt. Und noch etwas ist mir wichtig: Die Frohbotschaft vom Fest der Erscheinung des Herrn ist ein Evangelium mit Weltanspruch. Es geht nicht nur um den Menschen – es geht um die Menschheit. Diese Matthäusperikope erhebt einen gigantischen Anspruch: Der menschgewordene Gott in Jesus Christus ist Retter und Erlöser aller Menschen. Die Weisen sind Vertreter dieser Menschheit. Unter der Führung Gottes kommen sie nach Bethlehem, um diesem Gott in Jesus zu huldigen. – Das kürzlich erschienene römische Dokument "Dominus Iesus" wiederholt die Kernbotschaft des Matthäusevangeliums: Retter ist Jesus Christus allein. Das fordert alle Religionen heraus, sich diesem Anspruch zu stellen. Das Evangelium des heutigen Festtages übt auch scharfe Kritik. Die Heiden, die Fremden, die Fernen kommen durch Gottes Führung nach Bethlehem. Das eigene auserwählte Volk des Messias hingegen erkennt den menschgewordenen Gott in diesem Kind nicht. Dieses Volk besitzt zwar die Hl. Schriften, feiert Gottes Verheißungen in seinen Gottesdiensten, schreit die Sehnsucht nach dem Messias in seinen Gebeten heraus – aber vieles geht an diesem Gott vorbei. Das Kommen der Heiden und das Fernbleiben Israels bilden einen eigenartigen Gegensatz: Die Sehnsucht der "Fernen" nach Gott ist größer als die Sehnsucht der "Nahen". Und das sollten die Verfasser des römischen Dokuments "Dominus Iesus" auch bedenken. Erscheinung des Herrn – ein Fest mit Weltanspruch, ein Fest der Menschheit, eine Einladung für alle Menschen. Deshalb sind wir dankbar, dass rund um dieses Fest die "Sternsinger" – als schwarze, gelbe und weiße Könige – von Haus zu Haus gehen. Sie bringen den Menschen unterschiedslos die Botschaft: Gott ist für Dich Mensch geworden! Und sie laden ein und bitten: Öffne Dich für Gott, auch Du kannst IHN finden!
Letztes Update dieser Seite am 24.09.2002 um 11:32
|