Taufe

Papst tauft Kind

Teufelsfresko

Teufel


Erfüllte Zeit
Sonntag 07. 01. 2001 -  7.05 Uhr - 8.00 Uhr

Radio Österreich 1

"Die Taufe Jesu" (Lukas 3, 15 – 16. 21 – 22) 
Das Sonntagsevangelium, gelesen von Dieter Dorner, kommentiert von Propst Maximilian Fürnsinn

 

Treffpunkt Ökumene: "Der Teufel schläft nie"

In den letzten Jahren ist in den christlichen Kirchen kaum mehr vom Teufel, Satan oder der Hölle die Rede. Getragen von der aufklärerischen Kraft der Bildung und vom Glauben an die Liebe Gottes verzichtete die Theologie weitgehend auf die Rede vom Teufel und der Hölle. Dem Verschweigen auf der einen Seite steht allerdings das steigende Interesse in der Subkultur gegenüber.

Angeregt durch Berichte über diverse satanistische Bewegungen fragen wir in diesem ökumenischen Gespräch nach der "Stellung des Bösen" in der Theologie der christlichen Kirchen.

Bei der Veranstaltung am 27.11.2000 in Klagenfurt, aus der wir Streiflichter in dieser Sendung wiedergeben, war der Veranstaltungssaal, im "Napoleonstadl" voll besetzt. Ca. 200 Zuhörer beteiligten sich an der interessanten Diskussion.

Am Podium: Dr. Arnold Metnitzer, Psychotherapeut und Pfarrer von Klein St. Paul, Mag. Renate Rampler, evangelische Pfarrerin in Arnoldstein und Pfarrer Erich Icklesheimer von der altkatholischen Kirche in Klagenfurt

Gestaltung: Werner Freudenberger

 

Prälat Mag. Maximilian Fürnsinn, Propst des Stiftes Herzogenburg, kommentiert das Sonntagsevangelium

Das Geschenk, Sohn oder Tochter Gottes zu sein

"Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden" – tiefer lässt sich das Weihnachtsfest nicht zusammenfassen. Diese Proklamation Jesu bei der Taufe im Jordan fasst das Lebensgeheimnis Jesu in die knappe Formel: ER ist der geliebte Sohn Gottes.

"Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden" – dieses Wort ist auch an den Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu gestellt. Die Taufe, die Jesus zusammen mit dem ganzen Volk empfängt, ist für IHN der Auftrag als gehorsamer Sohn, Gottes Rettungswerk zu vollenden.

So ist der heutige Sonntag mit dem Fest der Taufe des Herrn eine Schnittstelle: Er ist das Ende der Weihnachtszeit und der Übergang in die Zeit im Jahreskreis.

In drei Schritten möchte ich mich dem Evangelium des heutigen Festtages nähern:

Der erste Schritt: Das Volk war voll Erwartung:

Es liegt etwas in der Luft. Eine Zeit des Aufbruchs ist da. Der galiläische Frühling bricht an. Mit Jesus beginnt eine neue Zeit.

Aber auch das Volk Jesu ist voll Sehnsucht. Es wartet und erwartet. Es schaut nach den Konturen Gottes aus. Es braucht wieder Propheten.

Mich fasziniert ein Wort von Roger Schütz, das er wie eine Art Überschrift seiner ökumenischen Mönchsgemeinschaft von Taize gegeben hat und das die ganze Taizebewegung in Schwung hält: "Warten auf das Ereignis Gottes". In diesem Wort liegt ein enormer Hoffnungshorizont.

Unsere Gesellschaft und in ihr die Kirchen leiden heute an einer Sehnsuchtslosigkeit. Was erwarten wir uns schon von Gott? Was muten wir IHM in Bezug auf unsere Gesellschaft zu?

Die Kirchen tragen zu wenig das "Hoffnungsferment" in sich. Sie sind zu sehr mit harmloser Pastoral, mit Spiritualität als Selbstzweck und mit einer Religion, die der Stabilisierung des psychischen Gleichgewichts dient, beschäftigt. Die Kirchen haben zu wenig Sehnsucht, den gesellschaftlichen Horizont aufzubrechen. Die Kirchen werden heute nicht schuldig, weil sie streiten – sondern weil sie zu wenig hoffen.

"Das Volk aber war voll Erwartung." – so beginnt das heutige Evangelium. Und nur so wird ein neuer Anfang gemacht!

Der zweite Schritt des Festtagsevangeliums bemüht sich um eine deutliche Abgrenzung von Johannes dem Täufer und Jesus:

Das ganze Kindheitsevangelium des Lukas bemüht sich darum, deutlich zu machen: Jesus ist immer mehr als Johannes der Täufer. Für Jesu Bestätigung werden Träume und Engel eingesetzt. Alles läuft auf die grundsätzliche Unterscheidung zu: Johannes ist Prophet – Jesus ist Sohn. Johannes tauft mit Wasser – Jesus mit Hl. Geist. Deutlicher geht’s nicht mehr.

Der Prophetismus hat Israel geprägt. In entscheidenden historischen Situationen hat Gott diesem Volk Propheten gesandt, um es zu führen, mit neuem Mut und einem klaren Ziel auszustatten. Dieser Prophetismus ist mir nur von Israel bekannt. Er ist Zeichen der besonderen Zuwendung Gottes zu diesem Volk, er ist göttliches Sprachrohr, er ist Interpret von Gottes Willen und Führung.

Aber nicht genug damit. Gott geht auf’s Ganze: Gott wird Mensch. Gott wird Jude. Gott wird Sohn dieses Volkes. Er schickt nicht nur Propheten für dieses erwählte Volk – ER macht jeden, der mit diesem Christus durch die Taufe in Berührung kommt, zu einem Sohn oder einer Tochter Gottes. Das sprengt die Grenzen dieses Volkes, das erhebt universalen Anspruch.

Zusammengefasst heißt das: Jesus ist mehr als Johannes. Der Sohn ist mehr als der Prophet. Mit Jesus rettet Gott die ganze Menschheit und erwählt nicht nur Israel. So werden alle Grenzen aufgebrochen!

Der dritte und letzte Schritt des Evangeliums stellt uns in die geheimnisvolle Szene der Taufe Jesu hinein:

Jesus im Wasser, über IHM der offene Himmel, die Stimme Gottes und der Geist, der über IHM schwebt. Jesus wird bestätigt: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.

Das ist die knappeste Formel des Christusgeheimnisses: "Geliebter Sohn Gottes!" ER trägt den Vater in sich.

Das ist aber auch die innerste Wahrheit eines jeden Menschen: Du bist durch Jesus Christus Gottes geliebter Sohn oder Gottes geliebte Tochter! Diese unsagbare Würde ist uns geschenkt. Das sagt uns die Stimme der Liebe Gottes, die Stimme des offenen Himmels.

Diese Stimme geht meist neben den vielen negativen Stimmen unter, die in uns schreien: "Du taugst zu nichts, du bist hässlich, du bist wertlos, du bist unnütz, du bist niemand." Das ist die Falle der Unzufriedenheit mit sich selbst, aus der wir uns sehr oft durch Überheblichkeit oder Imponiergehabe retten wollen. Diese Selbstentwürdigung ist der Grund für viele Herabsetzungen, die wir anderen zufügen durch zerstörerische Kritik, Hass und Aggression. Jeder Konkurrenzkampf – bis hin zum Krieg – ist oft die Folge einer Selbstentwürdigung und eines gestörten Selbstvertrauens.

Weihnachten ist zu Ende. Aber das Fest bleibt in uns.

Du bist geliebt! Du bist Gottes Sohn oder Tochter. Dieses Fest feiert Gott mit uns weiter!

 

Letztes Update dieser Seite am  28.02.2003 um 10:56 

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