Hermann Knoflacher

Verkehrsplaner Knoflacher

Prof. Hermann Knoflacher

Mutter Teresa


Erfüllte Zeit
Sonntag 14. 01. 2001 -  7.05 Uhr - 8.00 Uhr

Radio Österreich 1

"Die Hochzeit in Kana" (Johannes 2, 1 – 11)
Das Sonntagsevangelium, gelesen von Dieter Dorner,
kommentiert von Rektor Wolfgang Schwarz

"Was glauben Sie?" – 
Der Verkehrsplaner Herrmann Knoflacher

Der an der Universität Wien lehrende Verkehrsplaner Herrmann Knoflacher zählt zu den interessantesten Querdenkern unter Österreichs Intellektuellen. Vor rund 30 Jahren wurde er erstmals zum Lieblingsfeind vieler Lokalpolitiker, von Auto- und Baulobbyisten, als er seine Ideen von Fußgängerzonen, Radfahrwegen und verkehrsberuhigten Zonen in vielen Städten Österreichs in die Tat umsetzte.

Knoflacher war von Anfang an ein Visionär der Erneuerung von kleinen Strukturen, Naherholungsräumen und menschlichen Maßstäben.

1940 wurde Knoflacher in Villach geboren. Nach seinem Studium an der Technischen Hochschule wurde er Bauingenieur und schloss sein Geodäsiestudium ab. Danach promovierte er, bekam seine Zivilingenieursbefugnis und wurde 1975 Ordinarius und ist seit 1985 Vorstand am Institut für Verkehrsplanung an der Technischen Universität Wien. Weiters bekleidet er die Präsidentschaft im Forum Österreichischer Wissenschaftler und ist ordentliches Mitglied der Europäischen Akademie für Wissenschaft und Kunst. Über 370 wissenschaftliche Publikationen, 180 Forschungsaufträge und Gastprofessuren in Europa, Japan und den USA prägten seine akademische Laufbahn. In der Reihe "Was glauben Sie?" gibt er darüber Auskunft, worauf er in seinem Leben existentiell vertraut. Das Gespräch führt Johannes Kaup.

 

Immer Freude

Freude ist Gebet!
Freude ist Stärke!
Freude ist ein Netz, in dem man Seelen fangen kann - Gott liebt einen freudigen Geber.
Die beste Art und Weise, Gott Dankbarkeit zu zeigen,
ist die Annahme jedweden Dinges in Freude. Ein liebendes Herz ist ein frohes Herz.
Laß nie zu, daß sich die Sorge darin so breit macht,
daß du darüber die Freude über den auferstandenen Christus vergißt.
Wir alle sehnen uns nach dem Himmel, doch steht es in
unserer Macht, schon jetzt und hier bei ihm im
Himmel zu sein - in jedem Augenblick sein Glück
zu teilen.
Doch das bedeutet:
zu lieben, wie er liebt
zu helfen, wie er hilft
zu geben, wie er gibt
zu dienen, wie er dient
zu retten, wie er rettet
vierundzwanzig Stunden mit ihm zu sein und ihn
in seiner elendsten Verkleidung zu berühren.
Mutter Teresa von Kalkutta

 

Dr. Wolfgang Schwarz
Johannes 2, 1 - 11

Kafr Kana heißt heute der Ort im Norden Israels. Im Vergleich zum etwas oberhalb von Kafr Kana gelegenen Nazaret ist es ein Kaf geblieben, ein kleiner Ort. Berühmt geworden und berühmt geblieben ist Kana durch die eben gehörte Erzählung aus dem Johannesevangelium. Diese Berühmtheit drücken die Bürger von Kana heute durch eine riesige Ankündigungstafel am Ortseingang aus, auf der mitgeteilt wird, dass man sich nun in jenem Ort befindet, in dem einst Jesus sein erstes Wunder vollbracht hat. Souvenirverkäufer preisen dementsprechend Tonkrüge an, in die man durch eine Öffnung Wasser einfüllt und aus einer zweiten kommt Wein heraus. Wie das funktioniert, habe ich selbst noch nicht herausbekommen.

Auch die Erzählung von der Hochzeit in Kana gibt darauf keine Antwort, wie Jesus Wasser in Wein verwandelt hat. Das ist verständlich, denn sie zeigt an Sensationen kein Interesse. Während in den anderen Evangelien Jesus mit programmatischen Aussagen in die Öffentlichkeit tritt, zeichnet der Verfasser des Johannesevangeliums Jesus in der Hochzeitsgeschichte zurückhaltender. 

Diese Absicht wird schon am Beginn der Erzählung dadurch deutlich gemacht, dass nicht die Anwesenheit Jesu bei der Hochzeit in den Vordergrund gestellt wird, sondern die seiner Mutter. 

Von ihm und von seinen Jüngern wird gesagt, dass sie - zu dieser Hochzeit gerufen worden waren. Als dann der Wein ausging und die Mutter ihren Sohn darauf aufmerksam machte, wirkt seine Antwort abwehrend gegen zu viel Aufsehen, denn noch ist seine Stunde nicht gekommen, sagt er. Darin klingt an, dass Größeres noch aussteht; er steht erst am Anfang seines Wirkens.

Auch die daran anschließende zentrale Szene der Erzählung zielt nicht auf große Publikumswirksamkeit: Mit knappen Worten beauftragt Jesus die Diener, sechs Krüge wieder mit Wasser zu füllen, die für die rituelle Waschung der Hochzeitsgäste vorbereitet waren. Gleich danach lässt er sie daraus schöpfen und das Getränk dem Tafelmeister bringen. Was dieser kostet, wird nicht sensationsheischend "Wein" genannt, sondern zunächst als "Wasser, das zu Wein geworden war" beschrieben. Die Schilderung lenkt weiter von Jesus dadurch ab, dass sich der Tafelmeister an den Bräutigam wendet, der für das Fest letztverantwortlich ist. Der Tafelmeister lobt den Bräutigam dafür, dass er die Trunkenheit der Festgäste nicht dazu missbraucht hat, ihnen in diesem Zustand minderwertigen Wein vorzusetzen. Und damit ist diese Szene auch schon wieder abgeschlossen.

Überraschenderweise wird Jesus mit keinem Wort dafür gedankt, dass er den Bräutigam und Gastgeber aus einer peinlichen Lage gerettet hat. Keine Bemerkung fällt darüber, was Außergewöhnliches hier eben geschehen ist. Selbst die Diener, die die einzigen Zeugen des Geschehens waren, schweigen wissend. Keiner rückt Jesus in den Mittelpunkt. Keiner führt Jesus zu den Festgästen, um ihnen zu berichten, was sich gerade neben ihnen ereignet hat. Keiner macht die Gäste darauf aufmerksam, was für ein besonderer Mann sich in ihrer Gesellschaft befindet. Es gibt kein Staunen und keinen begeisterten Tumult um Jesus.

Es ist auch kein Wunder, dass keiner so reagiert, denn die Erzählung will zunächst vermitteln, dass bei irgendeiner jüdischen Hochzeit in einem kleinen Ort durch Jesus aus Wasser Wein geworden ist. Mehr nicht. Denn für ein "großes Wunder" würde man sich mehr erwarten: Öffentlichkeit und großes Publikum, besondere Gesten und Riten des Wundertäters und schließlich ein lautes Machtwort, das das Wunder bewirkt. Die Hochzeit in Kana hat dafür nicht den Rahmen abgegeben und war nicht der große Auftritt Jesu.

Erst die Schlussbemerkung zur Erzählung weist den rechten Weg dazu, wie sie verstanden werden sollte. In nahezu hymnischen Worten schreibt der Verfasser: "So tat Jesus sein erstes Zeichen in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn". 

Was eben über Jesus zu lesen war, war erst ein Anfang. Im Laufe des Johannesevangeliums werden noch weitere Zeichen geschildert werden; das letzte und größte von ihnen wird die Auferweckung des toten Lazarus sein. Keines dieser Zeichen wird" Wunder" genannt. Warum? Auch darauf gibt die Schlussbemerkung ihre Antwort: Es geht nicht um die Schilderung von Wunderbarem oder um das Erzählen einer erbaulichen Geschichte, sondern um die Offenbarung der Herrlichkeit Jesu, die in diesen Zeichen zum Ausdruck gebracht werden soll. "Herrlichkeit" kommt aber in der Bibel nur einem zu: Gott. In diesen Zeichen Jesu soll das Wirken Gottes erkannt werden. Und jene, die das als erste verstanden haben, waren nicht die Hochzeitsgesellschaft, nicht die Diener und der Tafelmeister, auch nicht der Bräutigam, sondern die Jünger Jesu, die sich ihm zur Nachfolge angeschlossen hatten. Für sie wird das, was sie in Kana erlebt hatten, Anstoß zum Glauben an Jesus, sagt uns der Evangelist.

Aber, so müssen wir fragen, wo waren denn die Jünger im Verlauf der ganzen Geschichte von der Hochzeit? Mussten wir nicht den Eindruck gewinnen, dass sie die ganze Zeit bei der Hochzeitsgesellschaft waren und zu jenen gehörten, die mit den übrigen Gästen vom minderwertigen Wein zuviel getrunken hatten und dass auch sie von dem nichts mitbekommen hatten, was sich "hinter den Kulissen" ereignet hatte?

Geschickt hat der Verfasser des Evangeliums uns das Zwiegespräch Jesu mit seiner Mutter belauschen lassen. Geschickt hat er Jesus nicht vor den Jüngern das erste Zeichen wirken lassen, sondern vor uns - wurden Zeugen der Offenbarung seiner Herrlichkeit und somit der Herrlichkeit Gottes! Aber ist das ein Zeichen für die Herrlichkeit Gottes, wenn Jesus einem Bräutigam aus der Patsche hilft, indem aus Wasser Wein für sein Hochzeitsfest wird? Erscheint nicht Gottes Herrlichkeit mit gewaltigeren Zeichen, mit Blitz und Donner, mit beängstigenden Ereignissen, mit Vorgängen, in denen Gott die Menschen vor sich in die Knie zwingt?, meinen nicht wenige Menschen.

Offensichtlich will uns der Evangelist daran gewöhnen, ein anderes, ein neues Gefühl zu entwickeln für die Zeichen von Gottes Herrlichkeit. Diese sind nicht mit bedrohlicher Macht verbunden, sondern alle zeigen die Nähe Gottes in der Nähe. Jesu bei den Menschen und in seinem helfenden Eingreifen für sie.

Die Erzählung von der Hochzeit in Kana ist in diesem Bemühen des Evangelisten etwas Einzigartiges, denn Jesus hilft nicht in einer lebensbedrohlichen Situation, sondern er stellt seine Hilfe in den Dienst einer äußerst menschlichen Angelegenheit, in das Gelingen eines Hochzeitsfestes. Die Feier der Hochzeit ist Ausdruck der Freude des Brautpaares und der Hochzeitsgesellschaft. Jesu Hilfe ist sein Beitrag zu dieser Freude, ein Beitrag zur Lebensfreude der Menschen. Und ich bin sicher, in der Lebensfreude kommt auch die Herrlichkeit Gottes zum Ausdruck. Und nur Engstirnige werden jetzt über die schädlichen Auswirkungen von Alkoholgenuss grübeln.

 

Letztes Update dieser Seite am  28.02.2003 um 10:56 

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