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"Das Ziel der Sendung Jesu"
"Soll ich süße Nachricht von der Liebe
überbringen"
* "Ist Gott einer oder drei?" – Es gibt drei monotheistische Religionen, Judentum, Christentum und den
Islam. Juden glauben an Jahwe, Muslime an Allah, Christen glauben an Gott
Vater, Gott Sohn und den Heiligen Geist. Und genau dieser Glaube an eine Dreifaltigkeit stößt bei Vertretern
anderer Religionen immer wieder auf Unverständnis: "Wie könnt ihr
behaupten, an einen einzigen Gott zu glauben, wenn ihr in eurem
Glaubensbekenntnis doch drei Götter anführt?", lautet der Vorwurf. Zu Pfingsten steht für Christen die göttliche Dreifaltigkeit im
Mittelpunkt der Betrachtungen. Die "Erfüllte Zeit" hat aus
diesem Anlass Vertreter aller monotheistischen Religionen zu ihrem
Verständnis von der christlichen Trinitätslehre befragt. Gestaltung: Martin Gross SO SEHR HAT GOTT DIE WELT
GELIEBT Im Gespräch mit dem führenden Pharisäer Nikodemus, der heimlich bei
Nacht zu Jesus kommt (in der seither sprichwörtlichen
"Nikodemusstunde"!), lässt Johannes Jesus meditieren über Gott
und die Welt, im tiefsten Sinn dieser Worte! Und ausgerechnet im
Johannesevangelium, in dem die "Welt" immer wieder als die
wider-göttliche Menschenwelt gesehen wird, ausgerechnet in diesem
Evangelium steht einer der großartigsten und tröstlichsten Texte der
ganzen Bibel über Gott und die Welt: "Gott hat die Welt so sehr
geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn
glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat" (Joh 3,16). Man könnte die Frage stellen - und manche, Christen wie Juden, stellen
sie gar nicht, sondern haben sie ein für allemal schon negativ
beantwortet: Ist dieser Gott, der Gott Jesu, denn überhaupt noch der Gott
Israels? "Nein!", sagen sie, "das ist nicht derselbe Gott,
den die hebräische Bibel, das Alte Testament, kennt und bekennt. Und
dieser Gott kennt auch Israel nicht mehr und kann sich zu diesem Volk
nicht mehr bekennen!" "Es ist derselbe Gott!", sagt Jesus, sagt das
Johannesevangelium, sagt das ganze Neue Testament. Und sie sagen das allen
Christen und besonders jenen, die aus welchen Gründen immer meinen,
zwischen dem Gott Jesu und dem Gott des Alten Testaments einen Graben
ziehen zu müssen. Jesus selbst sagt diesen Christen, dass sie keine
Christen sind! Es ist derselbe Gott! Nicht nur, weil es ja nur einen Gott gibt,
sondern auch und vor allem, weil Gottes Liebe zu seinem Volk nicht
aufhört, und weil sie von Anfang an die tiefere Wahrheit seiner Liebe zur
Welt, zu allen Völkern in sich beschlossen hatte! Darum gibt es
Erwählung, darum gibt es Israel und darum gibt es die Kirche! Ja, man
darf und muss wohl noch weitergehen: Israel ist, von Abraham und Isaak
her, im ewigen Plan Gottes, der geliebte Sohn, der einzige, erstgeborene,
den Gott dieser Welt gegeben hat, hingegeben hat zu ihrer Rettung. Bereits
in seiner Existenz und Erwählung ist Israel zum Licht der Welt und zum
Zeugen für den einen Gott bestellt unter allen Völkern. "Das Volk,
das ich mir gebildet habe", heißt es im Jesajabuch (43,21),
"mein Lob sollen sie verkünden!" Das ist - auch nach jüdischem
Selbstverständnis - die bleibende Sendung Israels und der Juden, weil
Israel nie ein Volk, abgesondert von allen anderen und nur für sich zum
Heil berufen, gewesen ist, sondern immer, von Anfang an im Dienst dieses
Planes Gottes für die ganze Welt steht. Eine Sendung schließlich, in die
die Kirche als Kirche, als Volk Gottes aus allen Völkern, eingetreten
ist. Es ist wohl nicht von ungefähr, sondern von ganz tiefer Wahrheit, wenn
der Jude Marc Chagall dieses sein Volk immer wieder darstellt durch den
Gekreuzigten. Denken Sie an die verschiedenen Bilder, auf denen das
Kruzifix oder besser: der Crucifixus irgendwo zu schweben scheint, und der
immer das Bild für das jüdische Volk ist. Es liegt nahe, dass der
christliche Glaube in aller Demut und Ehrfurcht den gekreuzigten Juden
Jesus als Zusammenfassung, als tiefste Verkörperung dieses Volkes und
damit des Planes Gottes mit der Welt sieht. So sehr hat Gott die Welt geliebt...! Das ist die unausschöpfbare
Wahrheit der Existenz und des Todesleidens Jesu, seiner Menschwerdung und
seines Kreuzes, die dasselbe Johannesevangelium zwei Verse vor diesem Satz
mit einer Szene aus der Rettungsgeschichte Israels verdeutlicht: in der
Erhöhung des Schlangenbildnisses in der Wüste ist die Erhöhung des
Menschensohnes vorgebildet: Tod und Auferstehung und Aufnahme auf den
Thron Gottes zugleich! Wer zu ihm, dem am Kreuz Erhöhten, emporschaut -
so wie die damals zu diesem Schlangenbild emporgeschaut haben und durch
die Kraft Gottes von den tödlichen Schlangenbissen geheilt wurden! -, das
heißt: wer an ihn glaubt, der hat das unvergängliche Leben, und zwar
durch ihn, mit ihm, ja, in ihm! Freilich nur, wenn er zugleich auch zum Zeugen wird für die Liebe
Gottes zu dieser Welt, und wenn er die Liebe, die er selbst empfangen hat,
weitergibt. Andernfalls ist er "schon gerichtet", wie das
Evangelium sagt, weil er offenbar an einen anderen Jesus glaubt und nicht
an den, der, am Kreuz erhöht, in der Liebe des Vaters zur Welt "alle
an sich ziehen" will! Diese und weitere Texte sind zu hören auf der
ORF-CD 268 "Liebesmystik. Heilende Klänge der Sufis" von Oruc
Güvenc & Tümata
Letztes Update dieser Seite am 18.04.2003 um 11:39
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