Christoph Lederbur

Elisabeth Deifel mit Sohn Christian

Schwester Elisabeth Deifel


Erfüllte Zeit
Sonntag 17. 6. 2001 
7.05 Uhr - 8.00 Uhr
,  Radio Österreich 1

 

"Die Begegnung Jesu mit der Sünderin" 
(Lukas 7, 36 – 8, 3)

kommentiert von Bischof Richard Weberberger  

 

Teresa von Avila
LEBENDIGES WASSER

 

"Nach der Ehe in den Zölibat"

Eigentlich wollten sie "zusammen 100 Jahre alt werden". Doch dann starb der geliebte Mann, die geliebte Frau.

Elisabeth Deifel und Christoph Lederbur z.B. ist es so ergangen. Alle Lebenspläne schienen durchkreuzt, von einem Tag zum anderen war alles anders. Zur unendlichen Trauer kam aber auch noch die Sorge um die kleinen Kinder - und die Notwendigkeit, den Betrieb zu führen bzw. weiter als Lehrerin zu arbeiten und Geld zu verdienen.

Für beide war es aber auch der Moment, in dem sie ihr Leben ganz in Gottes Hand gelegt und sich seiner Führung ganz anvertraut haben. Heute heißt Elisabeth Deifl "Schwester Katharina"und ist Dominikanerin in Wien; Christoph Ledebur ist Pfarrer in Engelhartstetten in Niederösterreich.

Maria Harmer mit einem Porträt dieser beiden, die in ihrem Leben zwei Berufungen - der zur Ehe und der zum geistlichen Leben - gefolgt sind.

Kontaktadressen:
Sr. Katharina Deifel OP, Konvent der Dominikanerinnen
Schlossberggasse 17, 1130 Wien, Tel: 01/8773691/65
Pfarrer Christoph Ledebur, Röm.Kath. Pfarramt
2292 Engelhartstetten, Tel: 02214/2300

 

Bischof Richard Weberberger

Verschiedene Gedanken kommen hier zusammen, wie Jesus in dieser ganz einmaligen Art den Menschen begegnet. Er verniedlicht oder verleugnet die Sünde und die Schuld nicht, Er weiß um die Sünde der Frau. Aber er lässt sie an sich tun und gewähren, denn er sieht ja tiefer, er bleibt nicht an der Oberfläche, am Äußeren. Er sieht das Herz des Menschen. Es ist die Sicht Gottes, die er uns vermittelt.

Simon war ja wahrscheinlich auch ein ganz guter Mann. Er folgte dem allgemeinen Denken, dem gesunden menschlichen Empfinden, wie so etwas zweideutig gesagt wird. "Ja, ja, wenn der nur wüsste, was das für eine Frau ist..." Er ist, wie es scheint, doch kein so großer Prophet. Simon hat die Frau schon eingeordnet in sein Denkschema: Sünderin, unmögliche Frau, ein Skandal, da gibt es keinen Ausweg. Für Simon mag Jesus sogar etwas naiv sein.

Man denkt auch manchmal von der Kirche, sie sei naiv, etwas rückständig, nicht mehr ganz angepasst an unsere Zeit .Sie weiß nicht, wie das Leben eigentlich ist. Aber Jesus ist ganz und gar nicht naiv, nur ordnet er den Menschen nicht in ein vorgefasstes Schema ein. Für ihn ist .jeder Mensch einmalig und jeder hat Chancen. Das ist gerade das Merkmal seiner Sendung: Er gibt jedem Menschen Chancen (man muss 70x7mal verzeihen, fordert er), jedem Menschen Hoffnung. Sein Wort öffnet neue Wege.

Diese Art zu sein, diese Haltung Jesu berührt die Frau. Darum traut sie sich, ihn anzurühren und vor ihm zu weinen und seine Füße zu küssen. Jesus verwandelt die Menschen, wie er auch Zachäus umgewandelt hat. Noch bevor er etwas zu der Frau sagt (wie bei Zachäus) werden sie andere Menschen.

Jesus verurteilt sie nicht (was Simon sofort getan hat), im Gegenteil. Er weckt in den Menschen die Sehnsucht, gut zu sein, rein zu sein. Daher wird die Frau selber initiativ. Sie selber will ihr Menschsein, ihre Würde wiederherstellen. Das Wort Jesu am Schluss ist dann ganz einfach, sagt aber alles: Geh in Frieden.

(Auch) der klare und recht deutliche Verweis, den er dem Simon gibt, soll diesem zum Nachdenken verhelfen. Er sagt ihm, dass er von der Haltung der Frau lernen kann und muss. Er muss seine selbstgerechte Art zu denken und zu urteilen, ändern. Er hat zwar Jesus zum Essen eingeladen (vielleicht aus Prestigegründen, einen Propheten zu Gast zu haben) , hat aber nicht von ihm gelernt. Vielleicht hat ihn seine Selbstgerechtigkeit oder sein Stolz daran gehindert. Auch ist die Spontaneität der Frau um vieles ehrlicher als so manche Etiketten des gesellschaftlichen Lebens.

Das Wort Jesu in Vers 47: "Deshalb sage ich dir: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie mir so viel Liebe gezeigt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe." Sagt, dass die Verzeihung von Gott geschenkt ist. Sie kommt aus seiner Barmherzigkeit. Sie ist einerseits der Grund der menschlichen Reue, andererseits auch ihre Folge. So führt. uns die Verzeihung, die uns Gott gibt, zu größeren Liebe. Die Verzeihung, die Barmherzigkeit. Gottes, ist immer wesentlich eine befreiende. Sie macht uns frei und fähig zur Hoffnung (Geh in Frieden) und zur Liebe.

Jesus - Simon - die Sünderin, das alles hat mit unserem Leben zu tun. Wie wir uns rechtfertigen, beurteilen, verurteilen und wie Jesus mit seinem Verzeihen, mit seinem Verhalten einen Ausweg aufzeigt und geht, einen anderen, einen neuen Weg. Jeder von uns ist Simon, ist die Sünderin. Und jedem von uns ist das gleiche Wort zugesprochen, wenn wir es suchen: Dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden. Du bist frei.

 

Teresa von Avila
LEBENDIGES WASSER

Ich möchte ein Gleichnis benutzen, wenn ich auch nicht mehr weiß, woher ich es habe. Wer mit dem geistlichen Leben beginnt, ist wie jemand, der einen Garten anlegen will, damit sich der Herr darin gern ergehe. Sein Grundstück ist wild und voller Unkraut. Seine Majestät selbst rodet es und setzt schöne Pflanzen ein. Dann aber müssen wir uns bemühen, mit der Hilfe Gottes selbst gute Gärtner zu werden, und die Pflanzen regelmäßig begießen, damit sie nicht vertrocknen, sondern wachsen, blühen und herrlich duften, damit sich unser Herr daran erfreue. So wird er denn oft in diesen Garten kommen und sich zwischen den Blumen der Tugend ergehen.
Überlegen wir nun, wie wir den Garten bewässern können. Ich meine, da gibt es vier Arten: Erstens kann man das
Wasser in einem Gefäß selbst aus dem Brunnen empor ziehen, was eine große Mühe ist. Zweitens kann man sich eines Schöpfrades bedienen, wie ich es manchmal tat; das ist schon weniger anstrengend, und man hat mehr Wasser.
Drittens kann man es aus einem Fluss oder Bach ableiten;
das ist sehr viel wirkungsvoller, denn die Erde wird besser durchtränkt, und man muss nicht zu häufig bewässern, so dass dem Gärtner viel Arbeit abgenommen ist. Viertens, wir müssen überhaupt nichts mehr tun, weil der Herr es kräftig regnen lässt; und das ist unvergleichlich viel besser als alles zuvor Genannte.

Wenn ich innere Vorgänge erklären will, so erscheint mir hierfür kein Bild so geeignet wie das des Wassers, ungebildet und wenig begabt, wie ich bin, bin ich eine große Freundin dieses Elements, das mir unter den Dingen der Natur am meisten bedeutet, unser großer und weiser Gott hat ja in alle Dinge, die er schuf, tiefe Geheimnisse gelegt, aus deren Erkenntnis wir lernen können. Allerdings glaube ich, dass letztlich jedes von Gott geschaffene Ding unsere Erkenntnis übersteigt, und handele es sich auch nur um eine kleine Ameise.

Die Seele ist ein Baum des Lebens, gepflanzt in die lebendigen Wasser, das heißt in Gott, so wie aus einer reinen Quelle auch klare Bäche hervorgehen, so ist es mit den Werken einer Seele im Gnadenstand, sie sind angenehm in den Augen Gottes und der Menschen, denn sie entspringen dieser Lebensquelle, in die der Baum der Seele gepflanzt ist und der er seine Frische und seine Früchte verdankt.

Aus: Erika Lorenz (Hg.) "Teresa von Avila. Ich bin ein Weib – und obendrein kein gutes", Herder Verlag

 

Letztes Update dieser Seite am  22.07.2002 um 14:14 

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