Abtei Seckau

Erfüllte Zeit

Erfüllte Zeit


Erfüllte Zeit
Sonntag 12. 8. 2001 
7.05 Uhr - 8.00 Uhr
,  Radio Österreich 1

 

"Vom wahren Schatz" (Lukas 12, 32 - 48)
kommentiert Dr. Helga Kohler-Spiegel

 

Martin Buber
Mitleben -Mitleiden –Mitlieben

 

"Auf den Spuren der Mönche" - 
Kinder machen Urlaub im Kloster

Eine Studie der Wirtschaftsuniversität Wien hat erst kürzlich gezeigt: Urlaub im Kloster erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Was die Erholungssuchenden daran besonders fasziniert ist die Möglichkeit zur Meditation und zu Gesprächen mit den Ordensleuten.

Urlaubswochen- und tage für Erwachsene werden von vielen Klöstern angeboten. Urlaub im Kloster für Kinder, diese Spezialität gibt es im steirischen Benediktinerstift Steckau.

Stille, Beschaulichkeit und Meditation für Kinder? Die Mönche aus Steckau haben gute Erfahrungen damit gemacht. Die lieben Kleinen sind - wenn auch in beschränkten Ausmaß - durchaus dazu fähig, ihre Aufmerksamkeit nach innen zu richten. Wer mag kann deshalb während der Urlaubstage im Kloster am Chorgebet der Benediktiner teilnehmen. Dazu kommen Workshops, die auch auf weniger spirituelle Gemüter, einfach spannend wirken. So lernt man etwa, eine Geheimschrift zu entwickeln oder Comics selbst zu gestalten.

Brigitte Krautgartner hat die Kinder während ihre Urlaubstage im Kloster besucht.

Links:

 

Martin Buber
Mitleben -Mitleiden –Mitlieben

So ist es gemeint: Die Liebe zu den Lebendigen ist die Liebe zu Gott, und sie ist höher als irgendein Dienst. Ein Meister fragte einen Schüler: "Du weißt, dass nicht zwei Kräfte zur gleichen Zeit im Menschensinn Fassung haben. Wenn du dich nun am Morgen von deinem Lager erhebst und zwei Wege sind vor dir: Liebe zu Gott und Liebe zu den Menschen, welcher ist der erste?" Jener antwortete: "Ich weiß es nicht." Da sprach der Meister: "Es steht geschrieben in dem Gebetbuch, das in den Händen des Volkes ist: ,Ehe du betest, sage das Wort: Sei liebend zu deinen Genossen, dir gleich.' Meinst du, das hätten die Ehrwürdigen ohne Absicht befohlen ? Wenn einer dir sagt, er trage Liebe zu Gott und trage nicht Liebe zu den Lebendigen, Falsches redet er und Unmögliches gibt er vor zu besitzen."

Darum ist, wo einer sich von Gott entfernt, die Liebe eines Menschen das einzige Heil. Als ein Vater dem Baalschem klagte: "Mein Sohn ist von Gott gewichen - was soll ich tun?", erwiderte er: "Ihn mehr lieben."

Eines der chassidischen Grundworte ist dieses: mehr lieben. Seine Wurzeln graben sich tief ein und strecken sich weit hin. Der mag die Kategorie Judentum neu verstehen lernen, der es verstanden hat. Es ist eine große Bewegung darin.

Eine große Bewegung, und doch wieder nur ein verlorener Klang. Es ist ein verlorener Klang, wenn irgendwo - in jener dunkeln, fensterlosen Stube - und irgendwann - in jenen Tagen ohne Kraft der Botschaft - die Lippen eines namenlosen, dauerlosen Menschen, des Zaddiks Rabbi Rafael, diese Worte bilden: "Wenn ein Mensch sieht, dass sein Gefährte ihn hasst, soll er ihn mehr lieben. Denn die Gemeinschaft der Lebendigen ist der Wagen der Gottesherrlichkeit, und wo ein Riss im Wagen ist, muss man ihn füllen, und wo der Liebe wenig ist, dass die Fügung sich löst, muss man Liebe mehren auf seiner Seite, den Mangel zu zwingen."

Dieser Rabbi Rafael rief einst vor einer Fahrt einem Schüler zu, er solle sich zu ihm in den Wagen setzen. Darauf jener: "Ich fürchte, ich könnte es Euch eng machen." Und er mit erhobener Stimme: "So wollen wir einander mehr lieben: dann wird uns weit sein." Sie sollen hier stehen als Zeugen, das Sinnbild und die Wirklichkeit, verschieden und eines, untrennbar, der Wagen der Schechina und der Wagen der Freunde. Es ist die Liebe ein Wesen, das in einem Reich lebt, größer als das Reich des Einzelnen, und aus einem Wissen redet, tiefer als das Wissen des Einzelnen. Sie ist in Wahrheit zwischen den Kreaturen, das heißt: Sie ist in Gott. Leben durch Leben gedeckt und gebürgt, Leben sich gießend in Leben, so erst erkennt ihr die Seele der Welt. Wessen das eine ermangelt, des wird das andere ihm entgegenschwellen. Wenn eines zu wenig liebt, wird das andere mehr lieben.

Aus: Greshake/Weismayer, "Quellen geistlichen Lebens" Band 3: Die Neuzeit, Matthias Grünewald Verlag

 

Letztes Update dieser Seite am  07.10.2002 um 11:19 

Pfeil zum Seitenanfang  Startseite "Erfüllte Zeit"   Pfeil zum Seitenanfang Seitenanfang  Pfeil zum Seitenanfang Startseite ORF Religion