"Das Gleichnis vom klugen Verwalter"

Lukas 16, 1 - 13
kommentiert von Michael Landau

"Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon". Jesus ist an dieser Stelle sehr klar. Wer sein Herz an Unrecht hängt, an ungerechten Reichtum, der entscheidet sich gegen Gott und gegen das Leben. Der entscheidet sich gegen das Leben des anderen, dessen Armut zum Himmel schreit und gegen die Würde des eigenen Lebens. Denn es gibt in der Tat wahrscheinlich nichts, was uns als Menschen innerlich so unfrei machen kann, wie die Gier nach Besitz, nach Reichtum, nach Sicherheit, die wir selbst schaffen und verteidigen müssen. Um welchen Preis auch immer. Das beginnt bei der Sucht, die Börsekurse der eigenen Aktien rund um die Uhr zu verfolgen, wo alles andere in den Hintergrund tritt und reicht bis zum Zerbrechen von Familien, wo Frau oder Mann der Karriere alles unterordnen, Beziehung, Kinder, Freunde, Eltern. Wo das Sparbuch zum Buch des Lebens wird, dort bleibt der Mensch auf der Strecke. "Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon".

Wir tragen füreinander Verantwortung, besonders für die Armen. So unterstreicht die Bibel immer wieder. Und hier frage ich mich, ob wir uns eigentlich der Gefahr bewusst sind, uns mit sozialen Schräglagen abzufinden – mit "sozialen Schräglagen", die im Licht des Evangeliums Unrecht sind. Ist es wirklich richtig, hinzunehmen und zu akzeptieren, dass auch in Österreich Menschen auf der Strecke bleiben? Denn natürlich sind etwa wirtschaftliche Fragen wichtig. Aber brauchen nicht die Themen der Armutsbekämpfung und Armutsvermeidung zumindest die gleiche Aufmerksamkeit, die gleiche Präzision, die gleiche Verbindlichkeit? Ich freue mich, wenn internationale Firmen sich bei uns wohlfühlen können, und vermutlich dient das auch unserem Land. Aber sollen sich nicht auch – und zwar vorrangig – Menschen bei uns wohlfühlen können? Und zwar alle? Geht es uns wirklich gut, wenn es einzelnen von uns noch schlecht geht? Manchmal würde ich mir einfach mehr Blickkontakt wünschen zwischen Politik und Armut. Denn auch hier gilt: "Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon".

Wer von Armut spricht, darf von Reichtum nicht schweigen. Doch scheint mir eine zweite Dimension wichtig, um den Text des Evangeliums nicht zu verkürzen. Die Bibel spricht nicht schlecht von Erfolg und Leistung. Jeder Mensch kann und soll seinen Fähigkeiten entsprechend seinen Beitrag leisten zum Wohl einer Gesellschaft als ganzer. Die eigenen Fähigkeiten in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen, ist ein Gebot der Gerechtigkeit. Wir können und sollen als Menschen Aufgaben erfüllen, vielleicht sogar wichtige Dinge leisten. Aber das Evangelium erinnert uns zugleich daran: Was wirklich zählt, liegt jenseits von Erfolg, von Einkommen, Titel, Leistung. Martin Buber sagt es einmal so: "Erfolg ist keiner der Namen Gottes". Vieles von dem, was das Leben des Menschen überhaupt erst menschlich macht, kann nicht geleistet, sondern nur geschenkt werden. Freundschaft etwa, Zuneigung, Liebe. Dafür lässt sich der Boden bereiten. Aber "leistbar" im Sinn von produzierbar, erzeugbar, machbar sind sie nicht. Sie können nur geschenkt und als Geschenk empfangen werden. In aller Freiheit, zu der wir als Menschen fähig sind. Und ich glaube, dass uns auch Gott genau auf diese Weise begegnet. Mit einer Zuneigung, die jedem Tun, jedem Erfolg, jedem Verdienst unsererseits vorausgeht, die nicht geleistet werden kann und die auch nicht geleistet zu werden braucht. Die Bibel sagt uns: Fürchtet euch nicht. Das gilt auch hier. Denn es könnte sein, dass an der Wurzel der Solidaritätsverweigerung vielfach die Angst liegt. Die Angst nämlich, alles alleine leisten, sichern und verdienen zu müssen um für andere und für Gott etwas wert zu sein.

Was aber soll dann das Bild vom Verwalter, der offensichtlich gegen die Spielregeln wohl auch der damaligen Zeit verstößt und den der Herr dennoch als klug bezeichnet? Vielleicht können wir dieses Bild – in aller Vorsicht – in dem Sinn für uns deuten, dass uns die Schrift Mut macht zum klugen und das heißt, zum freien Umgang mit den Gütern dieser Welt. Nicht in dem Sinn, dass wir uns nicht an Recht und Gesetz halten sollen. Aber manchmal denke ich mir, dass beispielsweise auch die Kirche hier insgesamt noch viel entspannter lernen könnte. Etwa, was den Umgang mit wirtschaftlichen Dingen betrifft, das Handwerkszeug der Verwaltung, die Professionalität im Umgang mit Medien. Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut. Und unprofessionelles Handeln wird auch im gläubigen Kontext nicht professioneller, sondern bleibt, was es ist: nämlich schlecht. Der Auftrag liegt darin, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und das heißt letztlich: Gott nicht aus den Augen zu verlieren. Ihm werden wir Rechenschaft ablegen müssen. Und er macht uns Mut zur Zuverlässigkeit. Zur Zuverlässigkeit bereits im Kleinen. Denn er will uns großes anvertrauen am Ende. Biblisch gesprochen: Das ewige Leben.

 

 

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Letztes Update dieser Seite am  20.09.2001 um 15:21