Religion ist das Opium des Volkes; dieses Diktum von Karl Marx ist mittlerweile ein Gemeinplatz geworden. Und nicht nur das: wie neue Untersuchungen zeigen, ist rund ein Drittel der Bevölkerung vor allem in Großstädten nicht mehr an Religion interessiert. Denn interessant ist nur, was nützt. Und vielen scheint die Religion nichts mehr zu nützen.

Eugen Drewermann, selbst Theologe, aber auch Psychotherapeut, untersucht seit Jahren das Phänomen Religion mit kritischem Scharfblick. Die "Minus-Seite" der Religion hat er immer wieder ausführlich beleuchtet.

Doch Religion ist nicht nur Missbrauch von Abhängigkeit. Religion hat auch eine reinigende und therapeutische Funktion. Die Bergpredigt Jesu, die Propheten des Ersten Testaments, aber auch Buddha oder Laotse stehen dafür. Und nicht ohne Grund nennen die Muslime Gott den Allerbarmer.

Religion nützt, so Drewermann, wenn sie Raum gibt für unsere Nöte und Sehnsüchte. Denn für die entscheidende Frage des menschlichen Lebens, die Frage nach dem Sinn der Zeit zwischen Geburt und Tod, geben sich Menschen weder mit feierlichen Floskeln noch mit empirischen Antworten zufrieden.

Gestaltung: Ursula Baatz

Buchtipp:
Eugen Drewermann "Hat der Glaube Hoffnung? Von der Zukunft der Religion am Beginn des 21. Jahrhunderts", Patmos Verlag