Lange Zeit schien es so, als ob in der Moderne die Frage nach dem Absoluten, wie alles metaphysische Denken, als ein für allemal erledigt galt. Wer noch nach Gott fragte durfte damit rechnen, entweder in die Ecke der naiv-infantilen Wirklichkeitsflucht gedrängt zu werden oder wurde einer rein subjektiven Selbstvergewisserungstheologie verdächtigt. Das Nietzsche-Wort "Gott ist tot" schien als letztgültiger Abgesang auf den Untergang der großen "Religiösen Erzählung" des Christentums.

Doch die Frage nach dem Sinn des Todes, nach Gerechtigkeit, nach Gemeinsinn und eigener Lebensgestaltung stellt sich auch in der agnostisch geprägten Atmosphäre unserer hochkomplexen Gesellschaft neu. Obwohl die religiösen Institutionen viel an Glaubwürdigkeit und gesellschaftsprägender Gestaltungskraft verloren haben, sind die Menschen heute religiöser als noch vor 20 oder 30 Jahren.

Diesem erstaunlichen Phänomen geht die zweite der neuen monatlichen Studio-Diskussions-Reihe mit dem programmatischen Titel "Religion im Diskurs" nach. Sie widmet sich dem Thema der Renaissance der Religion. Ein Philosoph und Theologe stellen sich im Gespräch den Fragen von Johannes Kaup.