Logos - Theologie und Leben
Samstag, 06. 11. 99 - 19.05 Uhr - 19.30 Uhr, Radio Österreich 1

"Sagen Sie mir die ganze Wahrheit" – Von Sprache und Umgang mit Schwerkranken und Sterbenden

Der in Ostdeutschland aufgewachsene Priester und Krankenpfleger Heinrich Pera zählt zu den gefragtesten Praktikern, wenn es um die Fragen am Ende des Lebens geht. Hunderte von Menschen hat er in ihrem Sterben begleitet und ihre Fragen und Bedürfnisse haben ihn in seiner Arbeit tief geprägt.

In den Achtziger Jahren - noch zur Zeit des real existierenden Sozialismus - hat er an der Universitätsklinik Halle/Saale das erste Hospiz aufgebaut und wurde dadurch zu einem gesuchten Experten für die in den ehemaligen Ostblockländern langsam entstehende Hospizbewegung. "Sterbende kann man nur begleiten, wenn man selbst seine eigene Hilflosigkeit und Ohnmacht dem Tod gegenüber angenommen hat", sagt Pera. Er wendet sich gegen die unter Ärzten verbreitete Meinung, es gäbe angesichts des nahen Todes die Pflicht zur "heiligen Lüge". Patienten haben das Recht, die Wahrheit über ihren Krankheitszustand zu erfahren. Ihre Bitte, die "ganze Wahrheit" zu erfahren, stellt Ärzte, Krankenpfleger und Angehörige vor die große Herausforderung, wahrhaftig zu sein. Die Begegnung mit dem Kranken verändert auch die Lebenswahrheit des Sterbebegleiters. Vertrauen, Betroffenheit, Behutsamkeit und Echtheit sind für Pera die Erfahrungsqualitäten, die Sterbenden den Übergang in ein neues Leben erleichtern.

Gestaltung: Johannes Kaup

Letztes Update dieser Seite am  28.10.2002 um 12:46 von Marcus Marschalek