Menschenbilder Sonntag, 09. 04. 2000 - 14.15 Uhr bis 15.00 Uhr, Radio Österreich 1
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"Sag, daß Jerusalem ist" Die israelische Schriftstellerin Ilana Shmueli Als im Herbst 1969 der Dichter Paul Celan Israel besuchte, traf er dort, 25 Jahre nach den Kriegswirren in der Bukowina, die um vier Jahre jüngere Czernowitzer Freundin Ilana Shmueli wieder. In der Folge schrieb Celan einen Zyklus von Jerusalem-Gedichten und Ilana Shmueli hielt das Erlebnis der Begegnung in tagebuchartigen Aufzeichnungen fest, die vor einem Jahr in Israel erschienen sind und demnächst unter dem Titel "Sag, daß Jerusalem ist" auch in deutscher Sprache veröffentlicht werden. Ilana Shmuelis Vater, ein in der Bukowina geborener Ingenieur, aktiver Zionist und K. u. K. Oberleutnant, hatte in Wien studiert, wo er seine spätere Frau, Ilanas Mutter, kennengelernt hatte, mit der er 1919 wieder nach Czernowitz gezogen war, das inzwischen allerdings rumänisch geworden war. Bis Ilana in die Schule kam, hat sie nur deutsch gesprochen. Die Schreckensjahre 1941 bis 1944, in denen ein Großteil der jüdischen Bevölkerung der Bukowina deportiert und unzählige ermordet wurden, hat Ilanas Familie nur deshalb überlebt, weil gewisse Berufsgruppen in Czernowitz bleiben durften, die für das Funktionieren des Alltags unverzichtbar waren. 1944 wanderte sie - illegal über Istanbul - nach Palästina aus. Ilana studierte Musikerziehung und später Kriminologie und war bis 1984 in der Sozialarbeit tätig. Inzwischen schreibt und übersetzt sie literarische Texte in deutscher und in hebräischer Sprache. Am 12. und 13. April 2000 wird sie am Internationalen Paul Celan-Symposion im Wiener RadioKulturhaus teilnehmen. Gestaltung: Hubert Gaisbauer |
Letztes Update dieser Seite am 09.04.2000 um 00:16 von Marcus Marschalek