"Die Literatur ist ein großes Fest" sagt Friedhelm Kemp, "und jedes Fest braucht einen, der den Braten wendet, die Kräuter beifügt, der den Vorhang zur Seite zieht...".

Friedhelm Kemp, der in diesem Jahr 86 Jahre alt wird, ist als Übersetzer, Herausgeber, Lektor, Essayist so unermüdlich im literarischen Einsatz wie kaum ein anderer. Die Gedichte der Else Lasker-Schüler, das lyrische Werk von Gertrud Kolmar, die Gedichte und Briefe von Goethe, das Gesamtwerk von Brentano - Kemp hat unzählige Standardwerke der europäischen Literatur herausgegeben. Er hat Baudelaire übersetzt, gilt als der große Entdecker und Förderer der französischen Literatur im deutschsprachigen Raum. Allein die Auflistung der von ihm ausgewählten, betreuten, kommentierten, übersetzten Bücher füllt zwei eigene Bände.

Kemp, 1914 in Köln geboren und seit vielen Jahren in München zu Hause, hat eine einfache Erklärung für sein beeindruckendes Werk. "Ich bin ein großer Leser - und ich habe keinen Fernseher". Besuch bei einem, der dem "Fest der Literatur" bis zuletzt treu bleiben möchte: "Wer reißt sonst die Türen auf, schwingt die Fackeln, gebietet Stille?"

Gestaltung: Heinz Janisch