Wenn Sepp Jahn - Jahrgang 1907 - von seiner Kindheit erzählt, dann darf dabei ein einschneidendes Erlebnis nicht fehlen: Als kleiner Bub ist er mit seinen Eltern im Prater spazieren gegangen. Vor dem Lusthaus traf er einen Mann, der den sonnigen Tag zum Malen nutzte. "Na, willst Du auch einmal Maler werden?", sprach der alte Mann den kleinen Sepp an. Dieser aber war ganz hingerissen vom Geruch der Farben und antwortete nicht.

1922 begann Sepp Jahn seine Ausbildung an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Ein Architekturstudium und ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien folgten. Im Zweiten Weltkrieg wurde Sepp Jahn an verschiedenen Fronten als Kriegsmaler eingesetzt. "Ich habe die Gewalt nie verherrlicht", sagt er heute über diese Zeit, "ich habe nur die Zerstörung dokumentiert". Diese Schreckensbilder haben ihn zeitlebens begleitet.

Um ihnen etwas Positives, Lebensbejahendes entgegen zu halten hat Sepp Jahn Ende der 90er Jahre ein ungewöhnliches künstlerisches Projekt gestartet: Gemeinsam mit seiner Kollegin Edith Hirsch hat er das größte Fastentuch der Welt gestaltet. Dabei wird bedrohlichen Bildern von Soldaten, abgeschossenen Flugzeugen u.a. die christliche Heilsgeschichte gegenübergestellt. Wichtigstes Ziel von Sepp Jahn ist es, gegen das Vergessen zu arbeiten.

Gestaltung: Brigitte Krautgartner