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Morgengedanken
Sonntag, 5.3.2000, 6.05 Uhr - 6.08 Uhr, ORF Regionalradios
Montag, 6.3. bis Samstag, 11.3.2000, 5.40Uhr - 5.43 Uhr, ORF Regionalradios

Jugendanwalt Paul Arzt (Salzburg)

 

Sonntag, 5. März 2000 - Faschingsonntag

Guten Morgen!
Heute beginnt eine Woche, die es in sich hat: zunächst der Countdown des 
Faschings, das letzte Aufbäumen eines heuer recht langen Karnevals mit 
Faschingsonntag, Rosenmontag und Faschingdienstag. Dann der 
Aschermittwoch. Mit ihm beginnt die österliche Bußzeit, die Fastenzeit, 
die uns auf Ostern vorbereiten will.
Heute gibt es in vielen Orten Kinderfaschingsumzüge. Und ich meine, das 
Lachen der Kinder zeigt uns am klarsten, dass es eigentlich keinen 
Widerspruch gibt zwischen dem Lachen, der Heiterkeit, dem Humor 
einerseits und dem Glauben, der Religion andererseits. "Es gibt eine 
Zeit zum Lachen und eine Zeit zum Weinen", sagt der Prediger der 
hebräischen Bibel. Lachen ist gesund, weiß mittlerweile auch die 
Schulmedizin. Und gemeint ist das Lachen, das aus dem Herzen kommt: ein 
Lachen, das die Freude über das Leben zum Ausdruck bringt. Ein Lachen, 
das nicht bei sich bleibt, sondern die Mitmenschen bejahend und liebevoll 
anlächelt. Kein spöttisches Lachen aus Schadenfreude, sondern ein frohes 
Lächeln, das andere ansteckt.
Wie immer Sie heute den Faschingsonntag verbringen: sparen Sie nicht mit 
dem Lachen, das aus dem Herzen kommt!

Montag, 6. März 2000 - Rosenmontag

Guten Morgen!
Heute ist Rosenmontag, der vorletzte Tag im Fasching. Ursprünglich war damit 
der "rasende Montag" gemeint: der Tag zwischen Faschingsonntag und 
Faschingdienstag, an dem der Karneval besonders stürmisch und rasend war 
– und noch heute, zum Beispiel im Rheinland, sehr kräftig gefeiert wird. Aus 
dem "Rasen" wurde die Rose: eine der schönsten Blumen, die Frauen, aber 
auch Männer mit ihrer Schönheit, ihrer Farbenpracht und ihrem Duft erfreut und 
begeistert.
Ich glaube, ich bin nicht der einzige, der es am Montagmorgen manchmal etwas 
schwer hat, nach dem Wochenende wieder an die Arbeit zu gehen. Da tut es gut, 
wenn wir am Arbeitsplatz freundliche Kolleginnen und Kollegen vorfinden. 
Menschen, mit denen es Freude macht, zusammenzuarbeiten; Menschen, die 
auf unsere Bedürfnisse eingehen können, die ein gutes Wort für uns haben. Aber 
es kommt auch auf mich selber an. Auch ich selbst soll Farbe und guten Duft 
verbreiten – wie eine Rose. Ich wünsche Ihnen einen schönen Rosenmontag und 
einen guten Beginn der Arbeitswoche.

Dienstag, 7. März 2000 - Faschingdienstag

Guten Morgen!
"Lei-lei!" wird es heute wieder erschallen, wenn viele – auch ich – am Abend über 
das Fernsehen am Villacher Fasching teilhaben werden. "Lei-lei!" – dieser 
Faschingsruf trägt für mich eine sehr sinnreiche Botschaft in sich. Gerade im 
Fasching, der Zeit größter Ausgelassenheit, wird zur Gelassenheit aufgerufen. 
"Lei lossn!" ist ja der Ausspruch, der von Nicht-Kärntnern am häufigsten den 
Landsleuten im südlichsten Bundesland zugeschrieben wird. Die Popgruppe The 
Beatles hat zum selben Thema vor mehr als 30 Jahren den Nummer 1-Hit "Let it 
Be" gesungen, und die junge Generation sagt auf ihre Art: "Nimm´s cool!"
Was ich sagen will: gerade in Zeiten vielfältiger Aufgeregtheit tut es not, die 
Gelassenheit nicht zu verlieren. Und es gibt ein Gebet, das mich schon Jahrzehnte 
begleitet. Darin wird die Gelassenheit nicht zum Ersten und Letzten erklärt, aber sie 
hat den ihr gebührenden Platz: "Gott, gib mir die Gelassenheit, das anzunehmen, 
was ich nicht verändern kann; den Mut, dort zu handeln, wo es auf mich ankommt, 
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden." In diesem Sinn: "Lei-
lei!"

Mittwoch, 8. März 2000 - Aschermittwoch

Guten Morgen!

Wenn wir heute an einem Gottesdienst teilnehmen, wird uns ein Kreuz aus Asche 
auf die Stirn gezeichnet mit dem tiefschürfenden Satz: "Gedenke Mensch, dass du 
Staub bist und zum Staub zurückkehrst." Wir werden an unsere Sterblichkeit erinnert 
am Beginn der österlichen Bußzeit, der Fastenzeit, die uns auf Ostern vorbereiten 
will. Mensch sein heißt sterben müssen. Diese Gewissheit ist bedrohlich und macht 
uns Angst. Das irdische Leben ist nicht ewig, es hat ein Ende. Einmal, die Stunde 
wissen wir nicht, ist es aus – und wir müssen es in Gottes Hände legen.
Sterblich sein hat aber auch eine wichtige Bedeutung für Hier und Jetzt. Wenn wir uns 
unserer Grenzen bewusst sind und diese anerkennen, werden wir nicht dem 
Größenwahn verfallen: wir werden die Umwelt schonend nutzen und nicht ausbeuten; 
wir werden unsere Lebensziele an dem ausrichten, was möglich ist, und weder uns 
noch andere überfordern; wir werden spüren, dass wir als Teil dieser wunderbaren, 
aber begrenzten und sterblichen Schöpfung, mit allem verbunden sind: dem Lebenden 
und Unbelebten. Und wenn wir an die Auferstehung glauben, tragen wir als sterbliche 
Wesen, die aus Staub sind, den Glanz und Schimmer der Ewigkeit in uns.

Donnerstag, 9. März 2000

Guten Morgen!
Noch sind es sechsundvierzig Tage bis Ostern: eine lange Zeit, die österliche Bußzeit 
oder Fastenzeit, die uns auf das Fest der Auferstehung Christi vorbereiten will. Viel 
Alltägliches wird in diesen Tagen geschehen. Und auch manches, was entscheidend 
sein wird. Aber unser Leben besteht nicht nur aus heißen Phasen, wo es sich zuspitzt, 
wo es darauf ankommt, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Auch im Kleinen und
Alltäglichen sollen wir uns bewähren: im Alltag.
"Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz", heißt es im
neunzigsten Psalm. Oder in anderer Übersetzung: "Lass uns erkennen, wie kurz unser
Leben ist, damit wir zur Einsicht kommen!"
Im Großen wie im Kleinen sollen wir uns bewähren. Das Große schafft sich Raum, dem 
Kleinen sollen wir Raum geben: einem Lächeln, einem freundlichen Wort, einer 
liebevollen Geste. Die Fastenzeit ermuntert uns, das Kleine und scheinbar 
Unbedeutende nicht zu übersehen. Ob unser Leben glückt, das liegt auch im Detail, im 
Kleinen und Unwichtigen. Denken wir daran – an diesem Tag.

Freitag, 10. März 2000

Guten Morgen!
Heute – wie an jedem Freitag – werden um drei Uhr nachmittags die Glocken läuten. 
Sie erinnern uns an die Todesstunde Christi, der an einem Freitag "um die neunte 
Stunde" am Kreuz von Golgotha gestorben ist. Nicht immer ist es uns möglich, diese 
Botschaft der Glocken wahrzunehmen. Wir sind noch am Arbeitsplatz und müssen uns 
auf unsere Aufgaben konzentrieren – oder wir sind, wie viele andere auch, bereits 
beim Wochenendeinkauf im Supermarkt.
Die Freitage in der Fastenzeit wollen mehr als die anderen Freitage des Jahres 
darauf hinweisen, dass unser Leben mehr ist als Genuss und Erfolg; mehr als das, was 
wir leisten können und erreichen wollen.
Unser Leben ist Geschenk: ein Geschenk Gottes, des Vaters und Schöpfers; ein 
Geschenk Christi, dessen Hingabe am Kreuz die Glocken zur Mitte des Nachmittags 
künden; ein Geschenk des Heiligen Geistes, der in uns lebt, uns beseelt und uns 
anstachelt zu einem geistvollen Leben.
Wenn wir heute nachmittags die Glocken hören, mögen wir dies spüren: unser Leben 
ist ein Geschenk Gottes, ein wunderbares, kostbares Geschenk!

Samstag, 11. März 2000

Guten Morgen!
Heute hat Silvia, meine Frau, Geburtstag. Und mit ihr zirka zwanzigtausend andere
Österreicherinnen und Österreicher. Ihnen allen alles Gute zum Geburtstag!
Wir stehen am Beginn der Fastenzeit, die den Geruch der Lebensverneinung mit sich 
schleppt. Meiner Meinung nach zu Unrecht. Denn beim Fasten, so sagt schon Jesus, 
sollen wir kein finsteres Gesicht machen. Aber – und das ist der Sinn dieser
besonderen Zeit – wir sollen bewusster und auf das Wesentliche konzentriert leben. 
Jeder weiß, dass es gut ist, gelegentlich etwas zu tun, das sich vom Alltag klar abhebt 
und unterscheidet. Ostern, das Fest der Auferstehung Christi, ist etwas Besonderes, 
und die Zeit der Vorbereitung darauf soll ebenfalls etwas Besonderes sein. Wie zum 
Beispiel ein Geburtstag, wo wir zurückschauen auf das vergangene Jahr: was ist 
gelungen und was nicht? was wurde uns geschenkt und was haben wir an 
Schwierigkeiten oder Schicksalsschlägen ertragen müssen?
Und wir schauen auch nach vorn: welche Aufgaben und Herausforderungen stehen vor 
uns? werden wir sie meistern? wer ist da, der uns helfen kann? wo kommt es 
besonders auf uns an?
Nehmen wir uns die Zeit, die wir brauchen, um innezuhalten und unseren Standort neu 
zu bestimmen.

 

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Letztes Update dieser Seite am  23.11.2000 um 14:33