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Morgengedanken
Sonntag, 6.05 Uhr - 6.08 Uhr, ORF Regionalradios
Montag bis Samstag, 5.40Uhr - 5.43 Uhr, ORF Regionalradios

Dr. Ernst Pöschl aus Eisenstadt

Sonntag, 8. April 2001
Was wir heute am Palmsonntag feiern – wie würde 
darüber ein Reporter berichten?
"Ich befinde mich in 
der Nähe des Stadttores in Jerusalem, wo es vor etwa 
einer Stunde zu einem riesigen Menschenauflauf 
gekommen ist.
Heute um die Mittagszeit zog der Wanderprediger 
Jesus aus Nazareth, vom Ölberg kommend, in die Stadt 
ein. Er ritt auf einem Esel, seine Anhänger jubelten ihm zu. 
Sie nannten ihn König, der kommt im Namen des Herrn. 
Mittlerweile ist es den Ordnungshütern gelungen, die Menge 
zu zerstreuen. Aber noch immer herrscht hier eine 
gespannte Atmosphäre." So weit unsere Reportage.
Den Palmsonntag haben damals viele als den Tag Jesu, als 
seinen Triumph, seinen Siegeszug betrachtet.
Jesus aber wusste, was er von der Begeisterung der Menge 
zu halten hatte. Durch sein ganzes Leben und Wirken hatte 
Jesus deutlich gemacht, dass er nicht gekommen sei, all die 
Erwartungen des Volkes zu erfüllen.
Und was feiern wir in dieser Karwoche, die mit dem heutigen 
Tag begonnen hat? Wir feiern Jesus, der sein Leben für uns 
alle aus Liebe hingibt.

Montag, 9. April 2001
Schwester Elvira, eine Klosterschwester aus Italien, hat sich 
1983 von ihrer Oberin die Erlaubnis erbeten, ganz für die 
Ärmsten da zu sein.
In ein altes verfallenes Haus, das ihr geschenkt wurde, sind 
als erste zwei drogenabhängige Burschen gekommen. Sie 
hat keine Erfahrung mit solchen jungen Menschen gehabt. 
Schwester Elvira suchte nach einer Diagnose für diese 
Krankheit und fand die Wurzel in der Abwesenheit Gottes im 
Herzen dieser jungen Menschen. In ihrem Hunger nach Glück 
hatte sie sich auf die Suche begeben. Sie meinten, in der 
Droge diese Erfüllung zu finden. Die Folgen waren für sie 
schlimm. Dinge können uns nicht geben, was Gott uns geben 
kann. Daran hat bereits der heilige Augustinus erinnert – etwa 
in seinen bekannten Worten: "Unruhig ist unser Herz, bis es ruht 
in dir, mein Gott."
Schwester Elvira erkannte in der Drogenabhängigkeit die 
Abwesenheit Gottes. Diesem Übel stellte sie als erfolgreiches 
Mittel entgegen: den Glauben und die Liebe. Dazu wird er noch 
seiner Freiheit beraubt. Sie sucht für ihre Schützlinge keine Hilfe 
bei Ärzten und Psychiatern, sondern bei Gott. Der Erfolg gibt 
Schwester Elvira annähernd recht.
Die meisten Burschen in ihren Gemeinschaften waren harten 
Drogen, wie Heroin und Opium, verfallen. Bei solchen Fällen sagt 
die Statistik, sind es höchstens 6 %, die nach mehrjähriger 
Therapie nicht rückfällig werden. In Gemeinschaft "Cenacolo" 
greifen 90 %, nachher nicht mehr zu Drogen.

Dienstag, 10. April 2001
Tausende Jugendliche sind zu einem Konzert eines 
bekannten Liedermachers angereist. Was hat sie bewogen, 
diese Strapazen auf sich zu nehmen? Sie wollten – wie sie es 
ausgedrückt haben – eben live dabei sein. Es war ihnen zu 
wenig, nur eine CD zu hören oder eine Videoaufzeichnung zu 
sehen.
Mir ist daher der Gedanke gekommen:
Jesus Christus ist bereit, für uns Menschen seine Leiden 
nochmals auf sich zu nehmen. Die Worte aus der Liturgie 
erinnern uns daran: "Darum, gütiger Vater, feiern wir das 
Gedächtnis deines Sohnes. Wir gedenken seines Todes und 
seiner Auferstehung." Jesus ist anwesend mit der Bereitschaft, 
am Kreuz zu leiden, als wäre jeder von uns unter dem Kreuz – 
wie damals die Muttergottes und der Apostel Johannes. Jesus 
ist mit der Gesinnung bei uns, persönlich für uns den Leidensweg 
noch einmal zu gehen, bis in den Tod.
So verstehe ich, dass der 
heilige Augustinus nach einer hl. Messe gesagt hat:
"Ich war dort. Ich war dabei ... !" Er hat damit nicht nur sagen wollen, 
dass er bei einem Gottesdienst dabei war, sondern beim Leiden 
und bei der Auferstehung Jesu.
Wie Jesus in Palästina die Menschen gerufen hat, so lädt er auch 
heute beharrlich und unermüdlich ein.
Wie denken Sie darüber?

Mittwoch, 11. April 2001
Bald werden wir in Euro bezahlen. Diejenigen, die viel reisen, 
freuen sich darauf. Für sie fällt das lästige Wechseln in eine 
Fremdwährung weg. Aber auch der Euro ist eine Währung, 
die wir bereits ein wenig kennen. Jesus spricht einmal von 
einer ganz anderen Währung. Er sagt in der Bergpredigt:
"Sammelt euch Schätze für den Himmel, die nie ihren Wert 
verlieren und die kein Dieb stehlen kann."
Stellen Sie sich vor: Jeder von uns hat zwei Konten. Das eine 
in der Währung des Landes, in dem er lebt, und das andere in 
der himmlischen Währung.
Wie Sie etwas für das himmlische Konto sparen können?
Jesus hat uns das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe 
verkündet. alles, was wir aus Liebe zu Gott oder zu den 
Menschen tun, kommt zu den Schätzen für den Himmel. Jedes 
Gebet, das wir Gott schenken, zählt. Auch das Fasten, das uns 
die Muttergottes in ihren Botschaften neu zu entdecken 
empfiehlt, gehört dazu.
Es ist sehr schade, dass viele Menschen bloß die irdische 
Währung kennen und alles nur danach beurteilen.
Haben Sie sich schon Gedanken darüber gemacht, wie es 
um Ihr Konto für den Himmel steht?

Donnerstag, 12. April 2001
Die Liturgie des heutigen Gründonnerstags ist von der 
schönen Szene der Fußwaschung geprägt. Jesus wollte 
damit gleichsam den Sinn seines ganzen Lebens 
zeichenhaft zusammenfassen.
"Was ich tue, verstehst Du jetzt noch nicht, Petrus." sagt 
Jesus. doch später wirst du es begreifen."
Jesus hat nichts anderes getan, als herabzusteigen, bis zu 
jenem tiefsten Punkt, da wir ihn kniend sehen, damit 
beschäftigt, seinen Aposteln die Füße zu waschen. In solcher 
Erniedrigung erblicken sie Jesus. Der Schöpfer kniet vor dem 
Geschöpf.
Jesus sagte an diesem Abend:
"Nehmt, das ist mein Leib." Das waren Worte, die seine 
Jünger nicht gleich verstanden, die sie aber nie vergessen 
haben.
Dann sprach Jesus den Segen über den Wein und sagte:
"Trinkt, das ist mein Blut, das für euch vergossen wird. Tut dies 
zu meinem Gedächtnis."
Dank der heiligen Eucharistie, die zu seinem Gedächtnis zu 
feiern Jesus seinen Aposteln aufgetragen hat, gibt es kein 
Leben auf der Welt, das nutzlos wäre.
Niemand muss sich mehr die Frage stellen:
"Wozu ist mein Leben gut? Weshalb bin ich auf der Welt?"
Denken Sie daran, dass uns da Sinn für unser Leben 
geschenkt wurde.
In der Kommunion, in der Vereinigung mit Jesus.

Freitag, 13. April 2001
Bei Erntearbeiten gelang es einem der Gefangenen des 
Konzentrationslagers Auschwitz, zu entfliehen. Wenn er nicht 
gefunden wird, müssen zehn andere für ihn sterben. So lautete 
das unmenschliche Gesetz. Beim Abendappell zeigte der 
Lagerkommandant willkürlich auf Gefangene. Es traf auch 
einen Familienvater, der vor Verzweiflung laut aufschrie. Da trat 
einer aus der Reihe vor den Kommandanten hin und erklärte: "Ich 
bin Priester. Dieser Mann hat Kinder und eine Frau zu Hause. Ich 
möchte an seine Stelle treten."
Am 14. August 1941 starb Pater Maximilian Kolbe im 
Hungerbunker von Ausschwitz für ihn.
Bei der Heiligsprechungsfeier durch Papst Johannes Paul II. auf 
dem Petersplatz war auch dieser polnische Familienvater anwesend.
Nehmen wir an, es fragt uns jemand: "Was heißt eigentlich 
"Erlösung"? Die heldenhafte Tat dieses Heiligen, der für einen 
anderen gestorben ist, damit dieser am Leben bleiben konnte, 
führt uns der Antwort näher.
Heute, am Karfreitag, erinnern wir uns daran, dass Jesus Christus 
für jeden und jede von uns freiwillig sein Leben hingegeben hat. 
Seither ist es nach unserem sorgenvollen Leben nicht aus, weil 
ER für uns gestorben ist.
"Eine größere Liebe hat niemand, als wer sein Leben hingibt für 
seine Freunde." Jesus hat das wahr gemacht. Sollten wir ihm 
nicht dafür danken? Gerade heute am Karfreitag?

Samstag, 14. April 2001
Vielleicht sind auch Sie dabei, wenn heute bei der 
Osternachtfeier viele mit brennenden Kerzen in die dunkle 
Kirche einziehen. Worum geht es in diesem Ritus? Gott führt 
uns aus dem Dunkel zum Licht, aus dem Tod zum unvergänglichen 
Leben. Warum ist diese Nacht so anders als alle anderen Nächte?
Weil wir wissen, dass um uns viel Dunkelheit ist. Ein Licht aber 
macht diese Nacht hell, denn heute feiern wir den Sieg über die 
Finsternis. Gott lässt uns nicht in der Dunkelheit und Angst.
In allen unseren Nöten und Zweifeln dürfen wir hoffen, denn 
Christus hat das Dunkel der Welt besiegt.
Die Osterkerze erinnert 
uns daran: Christus ist das Licht. – Auch in aller Verlassenheit und 
Einsamkeit unseres Lebens.
Darum ist unser Leben kein Ergebnis 
von Zufall. Es ist nicht ein sinnloses Gemisch von Glück und Unglück.
Gott hat uns aus unserer Einsamkeit und Verlassenheit geholt und 
zum echten Glück und Leben geführt.
Was bedeutet für Sie Ostern? 
Können Sie daran glauben, dass Jesus von den Toten auferstanden 
ist?
Können Sie sich freuen, dass es auch für Sie ein ewiges 
Leben gibt?

 

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Letztes Update dieser Seite am  06.04.2001 um 16:59