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Morgengedanken
Sonntag, 6.05 Uhr - 6.08 Uhr, ORF Regionalradios
Montag bis Samstag, 5.40Uhr - 5.43 Uhr, ORF Regionalradios
von Dr. Benno Elbs
Sonntag 5. 8. 2001
Der Schutzengel
Ich möchte diese Woche ein paar Engel bei Ihnen anklopfen lassen. Der
Schutzengel macht den Anfang.
Wer kennt nicht das Gebet, das wir als Kind gebetet haben? Schutzengel mein,
lass mich dir empfohlen sein.
Kürzlich erzählte mir ein Mädchen, dass es immer zu dritt sei am Abend im
Bett. Sie, der Teddybär und ihr Schutzengel. Ein Blick in die Bibel zeigt, wie
Engel in die Ausweglosigkeit von Menschen treten, wie Engel den Menschen
behüten und beschützen, und wie sie ihm die Augen öffnen für den Weg, der
zum Leben führt.
In den biblischen Geschichten wird deutlich, dass die Engel den Menschen in
keiner Situation allein lassen, dass sie alle seine Wege mitgehen. Schutz und
Geborgenheit vermitteln sie dort, wo er mit seiner Angst alleine ist.
Es ist hilfreich, wenn Eltern ihre Kinder dem Schutzengel empfehlen. Es
entlastet sie. Denn auch mit all ihren Sorgen um ihr Kind können sie nicht
dafür garantieren, dass es von der Schule oder vom Kindergarten heil heimkommt,
oder dass es sich beim Spielen nicht verletzt.
Der Schutzengel sagt: Gott schützt dich. Gottes heilende Nähe zeigt sich in verschiedensten Gefahren: beim
Autofahren, beim Ausrutschen auf der Straße, am Arbeitsplatz. Wenn Sie heute in
eine schwierige Situation kommen, denken Sie daran: Ihr Schutzengel ist bei
Ihnen.
Montag 6. 8. 2001
Ein Engel der dich in deiner Ausweglosigkeit anspricht
Heute besucht uns jener Engel, der uns in jeder Ausweglosigkeit anspricht.
Ich möchte an die biblische Geschichte von Abraham und Hagar erinnern. Dort
steht der Satz: Er sprach, wo kommst du her und wo willst du hin. Eine junge
Frau wird das gefragt. Sie ist in einer schwierigen Lage: schwanger von einem
verheirateten Mann. Abraham und Sarah sind kinderlos. Sarah gibt ihrem Mann die
junge Sklavin zur Frau, damit er einen Sohn bekommt. Das hat auch geklappt. Aber
jetzt ist sie eifersüchtig auf ihre schwangere Sklavin und demütigt sie, wo
sie nur kann. Niemand nimmt die junge Frau in Schutz. Da rennt sie weg -
geradewegs in die Wüste. Ziellos irrt sie umher. Plötzlich wird sie
angesprochen: Hagar, wo kommst du her und wo willst du hin? Da merkt sie, es
gibt doch jemand, dem ich nicht egal bin. Jemand kennt meinen Namen. Jemand
interessiert sich für meine Geschichte.
Hagar fühlt sich in Schutz genommen wie ein Kind. Und behutsam bringt der
Engel sie auf ihren Weg und segnet das Kind, das sie erwartet.
Ja, der Engel. Er fliegt nicht. Er sitzt neben ihr. Aber gerade so zeigt
sich, was ein Engel ist. Einer, der mich in Schutz nimmt. Einer der mich in der
Wüste meines Lebens anspricht.
Dienstag 7. 8. 2001
Ein Engel, der sagt: Traue Deinen Träumen
Heute klopft ein Engel an die Tür, der zu uns sagt: traue deinen Träumen.
Mir fällt dazu der Film “Billy Elliot - ein. Ich war berührt von diesem
Billy Elliot und seinem Lebenstraum “Ich werde tanzen”. Ein 9-jähriger
Junge ist dieser Billy Elliot, Halbwaise in einer tristen kleinen Wohnung im
englischen Kohlerevier.
Sein Vater ist Bergarbeiter. Billy soll Boxer werden. Doch Billy Elliot will
tanzen. Ich werde tanzen. Ich will tanzen. Ich muss tanzen. Denn Tanzen ist für
mich wie Elektrizität, sagt Billy.
Und trotzdem zweifelt er auch immer wieder an seinem Traum. Er muss heftige
Auseinandersetzungen mit seinem Vater ausfechten, Prüfungen bestehen, früh von
zuhause Abschied nehmen und vor allem hart arbeiten. Jahrelang hart arbeiten,
bis zur letzten Einstellung des Films. Sie zeigt den 21-jährigen, wie er als
Schwan mit einem einzigen grandiosen Sprung hinaus auf die Bühne schwebt. Sein
Traum ist wahr geworden.
Mir wurde mit einem Schlag klar, dass ich am Ende nicht auf mein Leben
zurückblicken will, und nur davon erzählen, was ich hätte tun und werden
können. Der Film zeigt, warum es im Leben geht: auf meine innere Stimme zu
hören, die sich immer wieder meldet und die mich lockt, meine Berufung auch zu
leben.
Lebe den Traum, den Gott für dich träumt, sagt mir der Engel heute.
Mittwoch 8. 8. 2001
Ein Engel, der Dir Schatten spendet
Ein Engel klopft bei uns an. Heute ist es jener Engel, der uns Schatten
spendet.
Es war einmal ein Mann, der konnte den Anblick seines eigenen Schattens nicht
ausstehen. Er war derart unglücklich über seinen Schatten, dass er beschloss,
ihn hinter sich zu lassen. Er sagte: ich laufe ihm einfach davon.
Und so stand er auf und lief davon. Aber jedes Mal, wenn er seinen Fuß
aufsetzte, hatte er wieder einen Schritt getan und sein Schatten war ihm
mühelos gefolgt.
Also sagte er zu sich: ich muss schneller laufen. Er lief schneller und
schneller, lief so lange, bis er tot zu Boden sank. Wäre er einfach in den Schatten eines Baumes getreten, so wäre er seinen
eigenen Schatten losgeworden. Und hätte er sich hingesetzt, so hätte es keine
Schritte mehr gegeben.
Aber darauf kam er nicht. Ja, auch so zeigt sich, was ein Engel ist:
Einer, der uns in Schutz nimmt, einer, der mir Schatten spendet. Einen, bei
dem ich ausruhen darf. Ein wunderbarer Name für Gott ist das. Da steckt alles
drin, was man zum Leben brauch
Donnerstag 9. 8. 2001
Ein Engel, der durch Liebe verändert
Heute steht vor der Tür ein Engel, der durch die Liebe das Leben verändert.
Der Titel von Michelle “Wer Liebe lebt”, der Titel gefällt mir gut. Der
könnte von der Kirche gesponsert worden sein. Ich erinnere mich an ein
Hochzeitspaar: Sie: im langen weißen Kleid, lächelnd, sehr schön, sehr
sympathisch. Er: die Hände in den Hosentaschen, Zigarette im Mundwinkel, ein
absolut cooler Typ. Als wollte er sagen: Komm, lass uns diesen Gefühlskram
hinter uns bringen.
Er hat dann freundlicherweise die Zigarette ausgemacht. Beim Eheversprechen
dann, an jener Stelle, an der man Ja sagen muss, hat sie mit fester, klarer
Stimme ihren Spruch gesagt und er brach in Schluchzen aus und bekam vor Rührung
kaum ein Wort heraus. Dieser Mann war wie ausgewechselt danach. So kann’s
gehen.
Lieben heißt auch schwach sein. Lieben heißt, sich berühren lassen und das
auch einmal zeigen. So, wie es einem möglich ist.
Die Geschichte der Menschheit ist geprägt von Liebe. Die Geschichte von
Gott, der selbst Mensch wurde, zeigt uns, dass Liebe unsterblich ist, dass Liebe
weiterlebt, in Menschen, die berührbar bleiben. Liebe kann das Leben verändern
- auch heute!
Freitag 10. 8. 2001
Ein Engel, der Deine Tränen schätzt
Heute klopft an unsere Tür ein Engel, der jede unserer Tränen schätzt.
Eine Badewanne voll Tränen weint ein Mensch im Laufe seines Lebens. So stand
es jedenfalls in der Zeitung. Eine Badewanne voll. Stellen wir uns das einmal
vor. Und das, obwohl das Weinen in unserer Gesellschaft doch eher verpönt ist.
Als Baby, als kleines Kind, da konnten wir uns alle noch über Tränen
ausdrücken und auf uns aufmerksam machen. Im Laufe der Jahre haben wir uns das
dann aber abgewöhnen müssen. Viele verschlucken ihre Tränen, verstecken sie.
Denn Tränen verraten, wie es uns tatsächlich geht. Sie sind etwas Intimes und
gehören nicht an die Öffentlichkeit.
Und richtige Männer weinen schon gleich gar nicht. Da können die
Wissenschaftler noch hundertmal feststellen, dass Weinen gesund ist, Stress
abbaut, gegen Magengeschwüre hilft. Ein Indianer weint nicht.
Es gibt aber auch Menschen, die würden gerne weinen. Sie haben jedoch so
viel Schlimmes erlebt, dass sie all ihre Tränen verweint haben und jetzt gar
keine Träne mehr herausbringen.
Der Engel heute erlaubt uns, den Tränen Raum zu geben. Er erinnert uns an
die Worte der Bibel: selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen - oder:
die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.
Samstag 11. 8. 2001
Ein Engel, der sagt: Vergiss die Freude nicht
Heute klopft jener Engel bei uns an, der sagt: vergiss die Freude nicht.
Eine nette Anekdote fällt mir hier ein.
Ein Bischof kommt zu einer Pfarrer-Versammlung und ermutigt die anwesenden
Priester, die Predigten doch mit mehr Mimik und Gestik zu unterstreichen.
Wenn sie vom Himmel reden, so sein wohlgemeinter Ratschlag, dann müssen sie
einladende Handbewegungen und ein strahlendes Gesicht machen. “Und wenn wir
von der Hölle predigen”, will einer der Pfarrer wissen? Dann, sagt der
Bischof, dann können Sie so bleiben, wie Sie sind.
Engel verkünden Freude während des ganzen Jahres. Besonders auch an
Weihnachten. Es geht nicht um ein johlendes, oberflächliches Gefühl. Es geht
nicht um platte Sunnyboys. Es geht um eine Freude, die auch dann besteht, wenn
Leid und Schweres in unser Leben hereinbrechen.
Und diese Freude hat einen Grund. Er liegt darin, dass jede und jeder von uns
ein Lieblingsgedanke Gottes ist. Du bist ein Lieblingsgedanke Gottes. Und das
darf dich froh machen.
Vergiss die Freude nicht, erinnert dich der Engel des heutigen Tages.
Letztes Update dieser Seite am 31.07.2001 um 12:39