Morgengedanken Morgengedanken Morgengedanken Morgengedanken

Morgengedanken
Sonntag, 6.05 Uhr - 6.08 Uhr, ORF Regionalradios
Montag bis Samstag, 5.40Uhr - 5.43 Uhr, ORF Regionalradios

von Dr. Ernst Pöschl

Sonntag, 23.09.2001

Die grauenhaften Bilder von den brennenden und 
zusammenstürzenden zwei Türmen in New York
sind uns allen noch in schrecklicher Erinnerung.
Die Frage nach den Zahllosen, die im 
Welthandelszentrum umgekommen sind, 
quält einen jeden denkenden Menschen.

Warum ist dies alles geschehen?

Ich erinnere mich dabei an einen großen Theologen 
unserer Zeit. Er war weltweit bekannt und hatte viele
Bücher geschrieben. Auch über die Frage, warum
es das Leid in der Welt gibt. In seinem Alter ist er 
an Krebs erkrankt und litt ständig unfassbar große
Schmerzen. Einem seinem Besucher am Krankenbett
sagte er: "Wenn ich zu Gott komme, vor seinem 
Angesicht stehe, da wird meine erste Frage sein: 
WARUM?

Jesus, der Sohn Gottes beginnt am Kreuz in tiefer 
Verzweiflung den Psalm 22 zu beten: "Mein Gott, 
mein Gott, WARUM hast du mich verlassen?"

Es ist eine schreckliche Not, die seine Seele
befallen hat, da er Gott, seinen Vater, mit dem
er jeden Augenblick seines Lebens verbunden 
war, nicht mehr spürte. Gott war natürlich
anwesend, aber die leidende menschliche 
Natur konnte die Anwesenheit Gottes nicht 
mehr erspüren.

Ich verstehe es, wenn viele Menschen, die in
diesen Tagen so furchtbares erlebt haben rufen:
"Mein Gott, mein Gott, WARUM, hast du mich 
verlassen?"

Montag, 24.09.2001

Menschen, wie sie und ich, arglos und nichtsahnend
wurden binnen Sekunden hinabgerissen in den 
Tod, begraben unter Schutt und Asche.

Bei vielen hat sich nach diesen schrecklichen 
Ereignissen Resignation breit gemacht. Angst vor
einer Zukunft, wo niemand seines Lebens sicher sein
kann. Woraus können wir Hoffnung gewinnen?

Der Prophet Jesaja (er lebte um 700 vor Christus) 
schreib in seinem Danklied der Geretteten:

Gott ist meine Rettung, ihm will ich vertrauen und
niemals verzagen.

Worauf sollen wir bauen?

Ist nicht gerade unser Glaube an die gute Botschaft 
Jesu das Licht, an dem wir uns orientieren können? 
Könnten diese Attentate vom 11. September nicht 
auch als Anlass verstanden werden, uns darauf zu 
besinnen, was unser Leben wirklich trägt? Unser 
Glaube gibt uns eine Hilfe, uns im Dschungel von 
Hass zu orientieren.

Das ist die Kraft unseres Glaubens. Wir glauben an 
Gott, der alles aus Liebe ins Leben gerufen hat zur 
Freude und nicht zur Vernichtung.

In den Abschiedsreden im Johannesevangelium da 
sagt uns Jesus:

"Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir
Frieden habt.

IN DER WELT HABT IHR ANGST, ABER HABT MUT:
ICH HABE DIE WELT BESIEGT!" (Joh. 16, 33)

Dienstag, 25.09.2001

Wenn Böses getan wird, dann erhebt sich immer der 
Ruf nach Vergeltung und Rache. Hass und Rachegedanken
sind nach den verheerenden Attentaten am 11. September
2001 verständlich. Man fordert, dass die namen- und 
gesichtslosen Terroristen bestraft werden. Das Böse 
soll mit Gewalt ausgerottet werden. Wer aber Gleiches
mit Gleichem vergilt, trifft meist ebenfalls viele Unschuldige
und dreht die Spirale des Hasses noch weiter.

Als Christen glauben wir, dass Jesus am Kreuz einen 
Weg aus der Gewalt gewiesen hat in seinen Worten: 
"Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun."

Was empfiehlt uns unser christlicher Glaube, wenn 
Rachegefühle aufsteigen? Wenn wir meinen, uns rächen 
zu müssen ,weil wir sonst nicht mehr ernst genommen werden?

In der Bergpredigt sagt uns Jesus: "Selig, die keine Gewalt 
anwenden, sie werden das Land erben." Mt 5,5

Das verstehe ich als eine Aufforderung im Großen und 
im Kleinen an einer versöhnten, gerechten und friedvollen
Welt zu arbeiten.

Mittwoch, 26.09.2001

Auch angesichts der Bilder des furchtbaren Terrors hat der 
Tod für mich nicht das letzte Wort. Jetzt sehen wir nur noch 
eine düstere Landschaft des Todes und der Trauer. Für 
Jesus ist der Tod nicht das Ende, sondern der Beginn 
eines neuen Lebens. Das wird für mich in dieser Stelle 
aus dem Johannesevangelium sichtbar.

Jesus kam zum Grab seines Freundes Lazarus und sah,
wie die Schwestern Martha und Maria und die übrigen 
Juden weinten, die zum Grab gekommen waren. Da 
wurde Jesus im Innersten erregt und erschüttert und 
weinte mit ihnen. Zu Martha der Schwester des 
Verstorbenen sagte Jesus:

"Habe ich dir nicht gesagt, wenn du glaubst, wirst du die
Herrlichkeit Gottes sehen?" Da betet Jesus zu seinem
Vater im Himmel und erweckte Lazarusvom Tod. Wir
alle haben unser Leben. Jesus kann uns aber ein Leben
schenken, das über das irdische Leben hinausreicht. Er
will uns ein Leben geben, das auch nach 100 Jahren nicht 
aufgebraucht ist, sondern ein Leben, das nicht Sterben 
kann und das ewig wärt.

Er möchte uns ein neues, besseres Leben geben, das 
nie aufhört.

Wir sind aber frei, wir müssen uns dafür entscheiden.

Donnerstag, 27.09.2001

Im Buch Hiob aus dem Alten Testament wird erzählt, 
dass ein Bote zu Hiob kommt und ihm meldet, dass 
Räuber alle seine Herden geraubt haben. Noch ist 
dieser am Reden, da kommt schon der nächste und 
meldet "Alle deine Söhne und Töchter waren bei
einem Fest eingeladen. Da kam ein gewaltiger Sturm,
das Haus stürzte über die jungen Leute und alle sind
gestorben." Da befällt Hiob zudem noch eine 
bösartige Krankheit. Da hörten die drei Freunde 
Hiobs von all dem Leid, das über ihn gekommen 
war und wollten ihm ihre Anteilnahme zeigen und
trösten. Nach langem Schweigen ergreift einer 
seiner Freunde das Wort und sagt: "Bedenke 
doch! Wer geht ohne Schuld zugrunde? Wo werden
die Redlichen von Gott im Stich gelassen?" Da
erwidert Hiob: "Kein Unrecht klebt an meinen
Händen und mein Gebet ist lauter." Mit diesen
Worten weist Hiob die rein menschlichen
Vermutungen seiner Freunde zurück, dass sein
Unglück durch seine persönliche Schuld verursacht 
wurde. So wird Hiob im Alten Testament als ein 
Mensch im Leid gezeigt, der Gott großer als den
Menschen sein lässt. Das Leid bleibt für ihn ein 
ungelöstes Rätsel, das sich jeder vernunftgemäßen 
Erklärung entzieht.

Freitag 28.09.2001

Der amerikanische Atomwissenschaftler Stovel 
erlebte welch ungeheure Energie im Gebet einer
sterbenden Frau freigeworden ist. Aus einem
überzeugten Atheisten wurde ein Gläubiger. Bei 
einem seiner Experimente hat er die Gehirnströme
einer sterbenden Frau untersucht. Die Messgeräte
sind im Nebenzimmer gestanden und von dort hat 
er mit vier anderen Wissenschaftlern den Ausschlag
der Instrumente beobachtet.

Plötzlich schlägt der Zeiger bis an die Grenze der 
Skala aus. Im selben Augenblick hören die Forscher
wie die sterbende Frau zu Gott ruft. Sie bittet um 
Vergebung ihrer Sünden und gibt ihr Leben in die 
Hand des Schöpfers.

Diese Energie war 55 mal größer als die mit demselben
Instrument gemessene Energie des größten 
amerikanischen Rundfunksenders. Im Gebet erhalten
wir wie über einen Sender Kontakt zu Gott. Wir treten 
in Verbindung mit dem, der uns unendlich liebt.

Für die zwei entscheidenden Augenblicke unseres 
Lebens sollten wir immer wieder bitten.

Das Gegrüßt seist du Maria, schließt mit diesem Anruf
Heilige Maria, Muttergottes, bitte für uns Sünder, jetzt 
und in der Stunde unseres Todes.

Samstag, 29.09.2001

Der Tod vor allem der gewaltsame stellt uns fassungslose
Zuschauer vor die Erfahrung des Nichts.

Als gläubige Menschen hat der Tod für uns nicht das
letzte Wort!

Seit Jahren kenne ich das Lied des bekannten 
Liedermachers Ludwig Hirsch:

Kum., großer schwarzer Vogel.

Was mich daran fasziniert ist der Refrain:

Er lautet: "Auf geht’s mitten in den Himmel eine. In a 
neichi Zeit, in a neichi Welt. I werd singa, i werd lachen.
I werd des gibt’s net schrein. I werd auf amoi kapieren,
worum sich alles dreht. I werd glücklich sein."

Dieser Text ist ganz biblisch – im 1. Korintherbrief steht: 
Kein Auge hat es gesehen.

Das Schönste, das wir je gesehen haben, wird dort 
noch übertroffen werden.

"Kein Ohr hat es gehört" Wir lauschen oft mit Verzückung 
einer wunderschönen Melodie. Was ist das aber verglichen
mit dem, was wir im Himmel hören werden.

"In keines Menschen Herz ist es gedrungen". Die künsten
Erwartungen werden im Himmel übertroffen und sich als 
Kleinglaube erweisen.

Es ist schade:

So vieles vernebelt uns heute noch den Blick auf die 
Wirklichkeit des Himmels.

 

 

 

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Letztes Update dieser Seite am  05.10.2001 um 17:22