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Morgengedanken
Sonntag, 6.05 Uhr - 6.08 Uhr, ORF Regionalradios
Montag bis Samstag, 5.40Uhr - 5.43 Uhr, ORF Regionalradios
Dienstag 14.11. - Sa 19.11.2000
Dr. Paul Arzt (Salzburg)
Dienstag, 14. November 2000
Guten Morgen!
Vor zwei Wochen sind neue Nachbarn in unserem Haus eingezogen.
Sofort fiel mir das Sprichwort ein, das
vielleicht auch Sie kennen:
Freunde kann man sich selber suchen, die
Nachbarn schickt der
liebe Gott. Es ist ja doch verflixt, wenn man
erfährt, wie viele
Nachbarschaftstreitigkeiten - und das oft über
Generationen hinweg
- das Leben und Zusammenleben von vielen
Menschen beeinflussen
und beeinträchtigen. Und es stimmt sicher,
dass das Zusammenleben
im Alltag nicht immer leicht ist mit
Menschen, die man sich eben nicht
aussuchen kann wie im Supermarkt. Aber - und das ist
für mich die
Kernaussage des Sprichwortes, das behauptet, dass Gott selbst die
Nachbarn schickt: wir sind auch dazu herausgefordert, mit denen auf
einen grünen Zweig zu kommen, die auf den ersten
Blick nicht aus
unserem Holz geschnitzt sind. Und vor allem sollen wir bei Konflikten,
Schwierigkeiten und Streitigkeiten nicht gleich die Schuld
beim
anderen suchen, sondern ehrlich bei uns selbst nachfragen,
was wir
selbst zur Verbesserung der Beziehungen beitragen können.
Ich
weiß aus eigener Erfahrung, dass kleine Schritte oft große
Wirkungen
nach sich ziehen. Und dann fragt man sich, warum man jahrelang
aneinander vorbeigelebt hat oder durch Schweigen Mauern errichtet
hat, die niemandem helfen. Warten sie nicht darauf, dass die
anderen
den ersten Schritt tun. Tun Sie ihn selbst!
Mittwoch, 15. November 2000
Guten Morgen!
Heute feiern wir das Fest des hl. Leopold, der als Nationalheiliger
Österreichs gilt. Vor nunmehr 905 Jahren trat er als junger Markgraf
im Alter von etwa 20 Jahren das Erbe seines Vaters
an. Ohne Zweifel
ist er eine prägende und wichtige Gestalt in den
Anfangsjahren der
österreichischen Geschichte. Ihm verdanken wir bedeutende
Kostergründungen wie Klosterneuburg und
Heiligenkreuz. Seine
Ehe mit Agnes, der Schwester Kaiser Heinrichs
V., war mit vielen
Kindern gesegnet. Die Söhne Otto und Konrad
wurden Bischöfe in
Freising bzw. Salzburg. Aber wie auch bei
manchen anderen Heiligen
gibt es bei Leopold dunkle Stellen in seinem
Lebenslauf. So verlässt
er im Jahr 1105 im Konflikt zwischen Kaiser
Heinrich IV. mit dessen
Sohn das Heer des Kaisers und ergreift Partei
für den späteren
Kaiser Heinrich V. Diese Entscheidung ist
Leopold immer wieder als
Treuebruch vorgeworfen worden; andererseits
war es eine Tat
politischer Klugheit. Mit diesem Ereignis
beginnt der eigentliche
Aufstieg Österreichs zur Großmacht. Durch
die Verwandtschaft mit
dem Kaiser begünstigt, dessen Schwester er
heiratet, konnte Leopold
die politische Trennung der Ostmark aus dem
Reichsverband langsam
vorbereiten. Da es ihm gelang, sich aus den Streitereien im Reich
herauszuhalten, erwarb er sich den Ruf eines friedliebenden und
unabhängigen Fürsten. Nach seinem Tod blieb die Erinnerung an
ihn im Volk lebendig. Und im Jahr 1485 wurde
er von Papst Innozenz VIII.
heiliggesprochen. Wenn wir heute an seinem Festtag
an ihn denken,
so können wir uns auch fragen, wie es um den
Gründergeist, also das
Engagement, das jedes Vorhaben am Anfang braucht, und die
Friedensliebe, die Fähigkeit, Zusammenhalt und Einheit zu fördern, in
unserem Land bestellt ist. Da werden wir dann doch ein wenig
nachdenklich. Und der hl. Leopold als Fürsprecher und Patron Österreichs
hat eine ganze Menge zu tun, wie mir scheint.
Donnerstag, 16. November 2000
Guten Morgen!
Als Kinder- und Jugendanwalt im Land Salzburg ist es meine Aufgabe,
die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen zu kennen und ihnen zu
ihrem Recht zu verhelfen. Das ist eine sehr
spannende und interessante
Aufgabe, und ich habe ein tolles Team, sodass wir diesen Auftrag
gut
erfüllen können. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen
ist der Besuch
von Schulklassen. Da komme ich direkt in
Kontakt mit Jugendlichen, nicht
nur per Telefon oder über das Internet. Das
Interesse der Schülerinnen und
Schüler ist meistens sehr groß. Sie wollen Informationen zu verschiedenen
Themen, zB Jugendschutz. Aber ich lasse grundsätzlich alle
Fragen zu. Und
so entstehen oft spannende Diskussionen zu ganz unterschiedlichen
Bereichen: Demokratie in der Schule, politische Bildung
usw. Zum
Abschluss mache ich gerne eine Blitzlichtrunde, wo jede
Schülerin und jeder
Schüler in ein oder zwei Sätzen sagen kann, was
er oder sie noch sagen
möchte, bzw. wie sie die Informations- und Diskussionsstunde
erlebt haben.
Bei einem Schulbesuch letzte Woche ist mir
bei dieser Abschlussrunde
besonders aufgefallen, dass einige Schülerinnen,
die zuvor kaum zu Wort
gekommen sind, sehr prägnante und klare
Statements abgegeben haben.
Es gibt Laute und Leise, dachte ich mir.
Nicht alle tun sich gleich leicht, ihre
Bedürfnisse anzumelden. Umso wichtiger ist
es, allen die Chance zu geben,
sich zu äußern. So gesehen freue ich mich
schon auf den nächsten
Schulbesuch - und besonders darauf, was die
Stillen in der Abschlussrunde
zu sagen haben.
Freitag, 17. November 2000
Guten Morgen!
Haben auch Sie einen Lieblingsspruch in der Bibel? - Ich habe schon lange
einen, wobei es ein eher unbekannter ist. Er steht im Buch Jesaja,
Kapitel 54, Vers 2, und lautet: "Mach dein Zelt größer! Spanne
deine
Zeltdecken aus, ohne zu sparen! Verlängere die Seile und schlag
die
Zeltpflöcke fest ein!" Ein Zelt - damit
verbinden wir Erinnerungen an
Jungscharlager oder Interrail-Reisen als
Jugendliche. Es gibt Schutz gegen
Wind und Wetter, ist schnell auf- und
abgebaut. Es ist nichts Fixes und
Fertiges wie ein Haus oder eine Burg, es ist die Unterkunft aller, die
auf
dem Weg sind, die Heimstatt der Nomaden. Und dieses Zelt soll größer
gemacht werden. Ohne zu sparen, sollen die Zeltdecken ausgespannt
und
die Seile verlängert werden. Nicht Rückzug ist angesagt,
sondern Offenheit
für Neues, für die Zukunft, die freilich auch
ungewiss ist. Vielleicht auch
deshalb der Nachsatz: "Schlag die Zeltpflöcke
fest ein!" Auch ein Zelt braucht
Festigkeit, um nicht vom Sturm weggeweht und
zerzaust zu werden. Es mag
sein, dass es manchmal darauf ankommt, das Zelt größer zu machen
und die
Seile zu verlängern, also sich zu öffnen für Neues, für
Andere, hinauszugreifen
ins Weite; und dann wieder ist es wichtig,
die Pflöcke fester einzuschlagen,
sich auf die eigenen Wurzeln zu besinnen,
sich zu verankern, in die Tiefe zu
gehen. Beides ist wichtig im Leben: Offenheit
und Verwurzelung. Das fasziniert
mich so an diesem mehr als 2.500 Jahre alten
Bibelvers.
Samstag, 18. November 2000
Guten Morgen!
Heute ist Samstag, und da gibt es an vielen Orten Sportveranstaltungen.
Auch
wenn die Fußballsaison zu Ende ist, sorgen Eishockey
und Schiwettbewerbe
dafür, dass etwas los ist. Ich kann mich
noch sehr gut an ein Eishockeymatch in
Villach erinnern, das ich gemeinsam mit
meinem Neffen Markus live erlebt habe.
Als gebürtiger Unterkärntner bin ich natürlich
KAC-Fan und er hielt die Daumen
für den VSV, der auch gewonnen hat. Die
Schnelligkeit, mit der der Puck, diese
winzige schwarze Scheibe, über das Eis flitzt, hat uns beide beeindruckt;
auch
der Körpereinsatz der Spieler und ihr Können. Selbst
in unmöglichen Situationen
bleiben sie auf dem Eis stehen, fallen nicht
um, behalten den Puck unter
Kontrolle. Man mag über den Leistungssport
denken, wie man will. Er hat etwas
Faszinierendes an sich. Ich denke dann
manchmal an Paulus, der das Leben der
Christen öfters mit einem Wettkampf
vergleicht. Es geht darum, das Beste zu
geben, wobei es nicht ein Kampf Mann gegen Mann ist, sondern ein Kampf
für
das Gute, ein Wettstreit, der der Sache Jesu dienen soll. Jeder
soll das Beste
geben und seine Talente zur Meisterreife entwickeln.
Und das können so
einfache Dinge sein wie: zuhören können;
das rechte Wort zur rechten Zeit
sagen; wenn andere aufgeben, nach einem
Strohhalm der Hoffnung Ausschau
halten... Unser Leben ist kein
Leistungssport, aber uns ist zugemutet, das
Bestmögliche zu geben.
Letztes Update dieser Seite am 17.11.2000 um 14:20