"Heil war immer in Jesus Christus: Mit ihm zu fallen ist besser, als mit irgendeinem anderen Herrn und Meister zu stehen." Mit diesen Worten kommentierte der Superintendent der Wiener Diözese in seinem Neujahrsbrief 1938 die kirchenpolitische Situation im Deutschen Reich.

Man kann nicht sagen, dass Johannes Heinzelmann damit allen Angehörigen seiner Kirche aus dem Herzen gesprochen hat, denn gerade im katholisch dominierten Österreich empfanden viele evangelische Christen den deutsch orientierten Nationalsozialismus als Licht am Ende des Tunnels. Als die Nazis dann in Österreich einmarschierten erhielten sie auch von vielen evangelischen Kanzeln herab glühende Unterstützung. Unterstützung, die bis hin zur Parteimitgliedschaft ging. Eine innerkirchliche Oppositionsbewegung wie in Deutschland die "Bekennende Kirche" rund um Persönlichkeiten wie Dietrich Bonhoeffer hat es in Österreich nicht gegeben.

Es gibt Stimmen, die meinen, die evangelische Kirche in Österreich leide bis heute unter dem Naheverhältnis mancher damaliger Amtsträger zum Nationalsozialismus. Eine Spurensuche von Martin Gross.