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Montag bis Donnerstag, 10. - 13. Juli 2000
9.30 - 9.45 Uhr, Radio Österreich 1

"Spiritualität oder Kompetenz?" 
- Management-Know-how für die Kirchenreform

 

Die katholische Kirche sieht sich selbst theologisch als "mystischer Leib Christi", oder seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil etwas weniger prosaisch als "Volk Gottes" auf dem Weg.

Sie glaubt, dass sie durch den Geist Gottes durch die Untiefen der Zeiten geführt werde.

Aber in ihrer Realverfassung ist sie zugleich eine immer noch einflussreiche öffentlich-rechtliche Institution, eine Organisation, die man wertfrei auch als Unternehmen sehen kann. Ein Unternehmen, dem in den letzten Jahren immer mehr Kunden abhanden kommen. Ein Unternehmen, das mittlerweile öffentlich eingestehen musste, dass es sich in einer tiefgreifenden Krise, in einem Wandel befindet.

Der Reformprozess in der Kirche, der unter anderem mit dem "Dialog für Österreich" beginnen sollte, ist ins Stocken geraten. Der Grund scheint darin zu liegen, dass es diametrale Auffassungen über die Ursachen der Kirchenkrise gibt. Konservative kirchliche Kräfte meinen, dass der Glaube der Menschen wachsen müsse, das fortschrittlichere Lager hingegen sieht in den erstarrten Kirchenstrukturen selber das Hauptproblem. So wird Spiritualität und Managementkompetenz bei Strukturreformen gegeneinander ausgespielt.

Eine große Chance bestünde für die Kirche, wenn sie einsieht, dass eine nachhaltige Kirchenreform nicht ohne modernes Management-Know-How aus Wirtschaft und Psychologie auskommt. Wie lässt sich eine Kommunikations- und Konfliktkultur erlernen? Wie kann man erstarrte oder innerlich emigrierte Mitarbeiter und Gläubige zu einem gemeinsamen Reformprozess bewegen? Wie geht die Kirche überhaupt mit Mitarbeitern um? Müsste sie nicht eigentlich das, was sie selbst glaubt und bezeugt in eine moderne Managementsprache übersetzen können, ohne Gefahr zu laufen ihre Identität zu verlieren?

Beispielsweise weist der internationale Managementberater Helmut F. Karner darauf hin, dass das kirchliche subsidiäre Leitungsprinzip "Servus servorum" zu sein, Diener der Diener, im Wirtschaftsmanagement bereits im "Server-Prinzip" umgesetzt wurde. Die Kirche lehre das seit Anbeginn, verwirkliche es aber schlecht oder gar nicht. Fazit: Spiritualität braucht Kompetenz, sonst verendet die Kirche langsam in der Unglaubwürdigkeit.

Gestaltung: Johannes Kaup

 

 

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Letztes Update dieser Seite am  28.08.2000 um 17:50 von Marcus Marschalek