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Tao - Religionen der Welt
Sonntag 21. 01. 2001,  21.15 Uhr - 22.00Uhr, Radio Österreich 1

"Der ungläubige Thomas und 
seine Nachfolger" –
 
Thomas-Christen in Indien

Ab dem 3. Juli (Fest des Apostels Thomas) dieses Jahres sollten die Priester der Thomas-Christen im Süden Indiens die Messe wieder mit dem Rücken zum Volk zelebrieren und die heiligen Handlungen hinter einem Vorhang vollziehen. So lautete der unter dem Druck der römischen "Kongregation für die orientalischen Kirchen" zustande gekommene Spruch einer eigens eingesetzten, sogenannten "Weißen Kommission". Ein Großteil der Bischöfe der südindischen Ortskirche - von Papst Johannes Paul II. als "Pflanzbeet Indiens" bezeichnet - verweigerten und verweigern den Gehorsam. Der Spaltpilz geht um im blühendsten Teil der katholischen Kirche des indischen Subkontinents.

Im Jahr 1992 wurde den Thomas-Christen - die sich auf den Apostel Thomas, der in den Jahren 52 bis 72 n. Chr. in Südindien gewirkt haben soll, zurückführen - vom Vatikan der Status einer "Kirche mit eigenem Recht" zuerkannt. Gleichzeitig verstärkte sich allerdings der Druck, sich dem chaldäischen Ritus aus dem 7. Jahrhundert zu unterwerfen, der den stark gemeindeorientierten Thomas-Christen von persischen Bischöfen oktroyiert worden war. "Wir sind keine Orientalen, wir sind weder Chaldäer noch Perser, wir sind Inder" - sagen die Menschen - "und wir haben als katholische, indische Christen ein Recht auf eine eigene, liturgische Symbolsprache". In der ohnehin bedrängten Situation einer Diasporakirche ist der Druck aus dem fernen Rom für die meisten Bischöfe, Priester und Laien unannehmbar, wie Dolores Bauer in zahlreichen Gesprächen feststellen konnte.

 

Letztes Update dieser Seite am  27.05.2003 um 17:14 

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