Wertestudie 2000: "Österreicher werden religiöser"
"Mehr Religion, weniger Kirche" – das ist der Trend, den ein Wissenschafter-Team rund um den Pastoraltheologen Paul M. Zulehner aus aktuellen Forschungsergebnissen abliest.
Es ist kein "Religionsboom", aber doch ein deutliches Signal: Drei Viertel aller befragten Österreicher bezeichnen sich als "religiöse Menschen". Vor rund zehn Jahren waren es lediglich zwei Drittel, die dieses Attribut für sich in Anspruch nahmen.
Mehr Glaube und Gebet
Aufhorchen lassen aber auch Detailergebnisse der Studie, die am 7. Juni in Wien vorgestellt worden ist: An Gott glauben demnach 83 Prozent der Österreicher und Österreicherinnen (1990: 77 Prozent), die Hälfte aller Befragten glaubt an ein Leben nach dem Tod (1990: 44 Prozent), Zeit für ein Gebet finden immerhin 67 Prozent (1990: 59 Prozent).
Weniger Vertrauen in katholische Kirche
Stark an Vertrauen hat allerdings die katholische Kirche eingebüßt. Das sei "nach den verschiedenen Kirchenkonflikten der vergangenen Jahre nicht verwunderlich", so die Studie. 1990 lag das Vertrauen noch bei 56 Prozent. Heute schenken lediglich 43 Prozent der Befragten der katholischen Kirche ihr Vertrauen. Auch die moralische Kompetenz der größten Kirche des Landes wird stärker in Zweifel gezogen: 44 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher billigen der katholischen Kirche diese Kompetenz zu. 1990 waren es noch 52 Prozent.
Trend zu "Rosinenmenschen" ?
"Rosinenmensch" – so beschreibt das Autorenteam eine Entwicklung, die sich abzuzeichnen scheint. Menschen, die sich "die Rosinen herauspicken", seien immer häufiger anzutreffen. "Ich-Werte" seien heute deutlich stärker ausgeprägt, als noch vor ein paar Jahren. Die Rückkehr zu Religion und zu traditionellen Werten wie Familie und Staat diene also möglicherweise der Absicherung der Selbstentfaltung, interpretiert das Forscherteam die Ergebnisse der Untersuchung.
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