"Claus Gatterer-Preis" geht an Redaktion "kreuz + quer" Dieses Jahr wurde die Redaktion des TV-Religionsmagazin "kreuz + quer" mit dem "Claus Gatterer-Preis" ausgezeichnet. Eine "ehrende Anerkennung" ging an das ORF-Team von "Radio Nachbar in Not" Im Rahmen eines Festaktes am 28. Juni wurde der "Claus Gatterer-Preis" im burgenländischen Großwarasdorf der "kreuz + quer"-Redaktion überreicht. Der "Claus Gatterer-Preis" ist eine der höchsten journalistischen Auszeichnungen für sozial engagierten Journalismus. Die Begründung der Jury für die diesjährige Auswahl, die aus 50 Bewerbungen getroffen wurde: "`kreuz + quer` ist seit vielen Jahren wichtiges Sprachrohr für Toleranz und eine der besten Religionssendungen der Welt". Ehrung und Herausforderung Franz Grabner, der Sendungsverantwortliche und sein Team, sehen im Preis eine Bestätigung ihrer Arbeit, die gleichzeitig "weiter herausfordert und keine Zeit zum Zurücklehnen lässt." Etwas ausruhen darf sich nur Peter Pawlowsky, Miterfinder und Moderator von 103 "kreuz + quer" Sendungen: Er geht in Pension. Aus seiner langjährigen Bildschirmerfahrung schöpfend, erzählte er bei der Preisverleihung auf sehr originelle Weise über die mannigfaltigen Aufgaben eines Präsentators. "Der erste Nutzen des Präsentators ist darin zu sehen, dass er immer eine Spule roten Faden bei sich trägt. Das hilft nicht nur dem Zuschauer, sondern auch der Redaktion. Ob die Teile einer Sendung zusammenpassen oder nicht – ihr Zusammenhang muss unter allen Umständen hergestellt werden. Und das zu tun, ist die erste Aufgabe des Präsentators." Mit 11. Juli wird Udo Bachmair das Erbe von Peter Pawlowsky antreten. Link: Journalismus als Konsumentenschutz Gerhard Klein, Leiter der ORF Hauptabteilung Religion, verbindet mit dem Namen Claus Gatterer vor allem kritischen Journalismus. "Kritischer Journalismus wird immer wichtiger. Wenn alle vom Supermarkt der Religionen reden, muss irgend jemand auch an den Konsumentschutz denken." Bessere Ausbildung für Journalisten Der Präsident des Österreichischen Journalisten Clubs, Fred Turnheim, formulierte in seiner Rede beim Festakt im Burgenland den Wunsch nach einer besseren und auch akademischen Ausbildung für Journalisten. Gastgeber Landeshauptmann Karl Stix ging in seiner Ansprache auf den Wunsch Turnheims ein und versprach im Rahmen des Ausbaus der Eisenstädter Fachhochschule diese Idee weiter zu verfolgen. Der "Prof. Claus Gatterer-Preis" wird jährlich vom Österreichischen Journalisten Club, dem ÖJC-Rennerpreis-Kuratorium und dem Land Südtirol für hervorragende journalistische Leistungen zum Schutz gesellschaflicher Minderheiten vergeben. Der Preis ist nach dem Journalisten Claus Gatterer benannt, der vor 16 Jahren in Wien gestorben ist.
Vom Nutzen des Präsentators Werte Festversammlung! Teil einer Redaktion zu sein, die einen Preis bekommt, ist jedenfalls ein Grund zur Danksagung. Noch mehr aber für mich, weil gestern die letzte Sendung "kreuz&quer" gelaufen ist, die ich präsentiert habe. Was kann man sich Schöneres vorstellen, als zu dem Zeitpunkt prämiert zu werden, von dem an man nichts mehr falsch machen kann. Das Ende macht das Image wertbeständig. Deshalb scheint es mir eine gute Gelegenheit - nach fünf Jahren "kreuz&quer" und dreißig Jahren Bildschirmpräsenz - über den Nutzen des Präsentators nachzudenken. Braucht man denn so ein Unikum, das verbindende Worte spricht? In einer Zeit, in der jedermann und jedefrau höchst selbstständig die Auswahl unter sechzig Programmen treffen muß, wird man sich doch wohl noch unter den paar Beiträgen einer Sendung zurechtfinden. Aber zurechtfinden ist zu wenig. In labyrinthischen Zeiten sind die roten Fäden Mangelware. Der erste Nutzen des Präsentators ist darin zu sehen, daß er immer eine Spule roten Faden bei sich trägt. Das hilft nicht nur dem Zuschauer, sondern auch der Redaktion. Ob die Teile einer Sendung zusammenpassen oder nicht - ihr Zusammenhang muß unter allen Umständen hergestellt werden. Und das zu tun, ist die Aufgabe des Präsentators. Nutzen Nummer zwei liegt in der Kunst des Servierens. Der Präsentator ist ein gesprächiger Kellner, der die kostbare Zeit des Fernsehens verschwendet, statt sie für Werbung freizuhalten, die Geld bringt. Er arbeitet an der Verlangsamung der Zeit. Freilich muß er mehr können, als die Speisekarte zu verlesen. Er muß wissen, was in der Küche los ist, und er ist nur vertrauenswürdig, wenn er manchmal sogar vor einer Speise warnt, die nun zwar auf der Karte steht, aber nicht so gelungen ist, daß er sie empfehlen könnte. Der dritte Nutzen des Präsentators kommt aus seiner Sichtbarkeit. Zwar ist sein Bild auf dem Schirm auch nur aus elektronischen Punkten gefügt und kann jederzeit zerfallen. Aber das Publikum hält ihn für real genug, um ihn für alles verantwortlich zu machen. Die Redaktion ist virtuell, niemand weiß, ob es sie wirklich gibt. Daher zieht der Präsentator alle Pfeile auf sich wie der heilige Sebastian, er sammelt aber auch alle Liebkosungen des Publikums - wozu mir allerdings kein Bild aus der christlichen Tradition einfällt. Hinter dem Schild des Präsentators ist die Redaktion zwar vor Pfeilen geschützt, aber sie leidet auch an einem permanenten Mangel an Streicheleinheiten. Sie sehen, meine Damen und Herren, der Präsentator hat einen Mehrfachnutzen. Er ist ein Kellner mit Schild und rotem Faden, ein Zeitvergeuder, der an allem schuld ist. Im besonderen Zusammenhang mit einer Sendung wie "kreuz&quer" kann seiner Arbeitsplatzbeschreibung noch ein vierter Nutzen hinzugefügt werden. Wenn man im "kreuz&quer"-Buch das Archiv der 100 Sendungen durchblättert, so wirkt die Themen-Palette keineswegs beruhigend. Da findet man Kreuzzüge und Apokalypsen, Buddhismus und Islam, Esoterik und Kirchenaustritte, man begibt sich nach Belfast und Sarajevo, nach Rußland und Jerusalem. Da scheint Ruhe nicht die erste Bürgerpflicht, und wenn es die Aufgabe der Religion wäre, anständige Bürger zu erziehen, müßte diese Sendung sofort abgeschafft werden. Aber es gibt keine Alternative zu dem wachsenden weltanschaulichen und religiösen Pluralismus, der auf uns zukommt, obwohl wir nur zu gut wissen, was daraus entsteht, nämlich: Angst und Verwirrung, Fundamentalismus und Fremdenfeindlichkeit. In dieser Lage muß es irgendjemanden geben, der in unermüdlicher Stereotypie den häufigsten Satz der Bibel wiederholt, ausgesprochen oder unausgesprochen, aber jedenfalls aus Überzeugung, den Satz: Fürchte dich nicht! Vielleicht ist auch das ein Nutzen des Präsentators, dieses Kellners mit Schild und rotem Faden, der dem Zuschauer versichert, daß das aufgetischte Gericht bekömmlich ist, auch wenn er noch nie davon gekostet hat. Diese Rolle über viele Jahre gespielt zu haben und dafür - gemeinsam mit der ganzen Redaktion - auch noch ausgezeichnet zu werden, ist heute meine dankbare Freude.
Ich möchte mich als Verantwortlicher für die Redaktion von Kreuz&Quer sehr herzlich für die Zuerkennung des Claus-Gatterer-Preises bedanken. Die Existenz dieses angesehenen Preises ist für den Qualitätsanspruch des österreichischen Journalismus eine positive Herausforderung. Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung, weil sie eine Bestätigung für unser Anliegen ist und gleichzeitig eine Ermutigung, nicht immer den einfachsten Weg zu gehen. Vielen Dank! Ich möchte den Preis im Namen der Redaktion nicht entgegennehmen, ohne auch ausdrücklich jenes Team, das die letzten fünf Jahre diese Sendung getragen hat, ins Rampenlicht zu stellen. Allen voran Peter Pawlowsky, der nicht nur seinen Kopf für unsere gemeinsamen Einfälle vor der Kamera hinhalten musste. Er schaffte es kontinuierlich, Inhalte und Form so mit der Sprache zu verbinden, dass sie beim Zuseher ein Ganzes ergeben. Peter Pawlowsky hat viel zur Sendungsidentität und Unverwechselbarkeit von K&Q, zur Marke, wie man so sagt, beigetragen. Er war die vergangenen fünf Jahre das Gesicht dieser Sendung. Ohne Rosemarie Pagani-Trautner gäbe es überhaupt keine Sendung, denn Sie hat zusätzlich zu ihrer redaktionellen Kompetenz den Überblick. Renata Schmidtkunz, sie moderierte die BOX, ist zusätzlich zu danken für ihre außerordentlich kreative und kenntnisreiche Arbeit in der Redaktion. Eine Vielfalt, die sich auch in ihren Film Beiträgen widerspiegelt. Nikolaus Eder ist der Studio-Regisseur der Sendung, dessen kreativer Kopf uns alle auf Trab hält, der es immer wieder versteht, unsere Themen mit Lust vermitteln. Es gäbe so manche gelungene Dokumentation nicht, wäre Eva Gressel nicht in unserem Team. Ihre Fähigkeiten reichen von Aufnahmeleitung, redaktioneller Arbeit bis hin zur Gestaltung eigener Dokumentationen. Marcus Marschalek, den wir wegen der BOX für den ORF gewinnen konnten, ist uns On-Line - fast abhanden gekommen. Er hat die Home-Page von ORF-Religion alleine aufgebaut und zu dem gemacht, was sie heute ist. Was bedeutet Religion in einer sich so rasch wandelnden Kultur wie der unseren? Die Jahrtausendwende hat gezeigt, wie stark gerade die Frage nach der Zukunft mit Religion besetzt ist. Der Bedarf an Sinndeutung, an Heil oder einfacher gesagt an Trost - dafür steht "Religion" auch für den Menschen des neuen Jahrtausends. Medial waren wir an dieser Schwelle mit der ganzen Welt verbunden: Doch steht dieser virtuellen Gemeinsamkeit die Einsamkeit des Einzelnen im Umgang im religiösen Fragen gegenüber. Es fehlt ihm so etwas wie ein transzendentes Dach über seinem Kopf, das für ihn die Welt zusammenhält. Aber auch in einem weiteren politischen Horizont tun sich Fragen auf, die mit Religion verbunden sind: * es gibt kaum gesellschaftliche und politische Konflikte, bei denen Religion nicht zumindest als Motiv eine Rolle spielt: Die aktuellen Kriege auf dem afrikanischen Kontinent, die letzten Auseinandersetzungen auf dem Balkan und nicht zuletzt der hoffentlich enden wollende Konflikt in Nordirland * es entstehen Zerrbilder religiöser Ideen, die gerade von den Medien geprägt, verstärkt., ja sogar erfunden werden. Der Islam sei eine gefährlich fundamentalistische Religion ist eines dieser Zerrbilder. * und es gibt unter ständig medialer Beobachtung unbeschreibliche Nöte wie den Hunger, Flüchtlingsdramen, Armut. Eine Herausforderung vor allem für den religiösen Menschen. Für wen ist die Erde da? K&Q ist eine Sendung, die versucht, zwischen diesen Widersprüchen Orientierung zu bieten, Anknüpfungspunkte an Geschichte und Erfahrung zu bieten, denn es herrscht mancherorts Ratlosigkeit - auch unter den Nachdenklichen. K&Q gibt es, weil die Auseinandersetzung mit Religion nicht eindimensional ist, nie nur die i" eine Frage sein kann oder die eine Antwort zulässt. K&Q will aber auch in Zukunft als Seismograph religiöse Entwicklungen wahrnehmen. Dass sich die rasanten Veränderungen auf dem Gebiet der Kommunikation nachhaltig auf Kultur, Kunst und letztlich auf Fragen der Identität auswirken, ist offensichtlich. Warum sollte gerade die Religion aus dieser lebendigen Osmose zwischen Kultur und Kommunikation ausgeschlossen sein? Vielleicht werden sich - ähnlich wie manche Kunstformen - auch Religionen einmal näher kommen. Weil die multikulturellen Gesellschaften den Begriff der Religion neu definieren werden. Anders eben. Heute sind solche Veränderungen mancherorts noch schwer vorstellbar. Aber eines ist klar: Der Zugang des Menschen zu religiösen Fragen ändert sich. Neben der Frage nach dem Sinn wird die Sinnlichkeit in der Art der Annäherung an die Religion eine große Rolle spielen. Kreuz &Quer versucht, solche Entwicklungen wahrzunehmen, darauf hinzuweisen, sie zu verstehen. Die Konsequenzen daraus muss natürlich jeder für sich ziehen. Die Konsequenz der Redaktion von K&Q aus dem Claus-Gattererpreis heißt, dass wir uns sehr ermutigt fühlen in dem weiter zu machen, was wir die bisherigen 5 Jahre zu vermitteln versuchten. Vielen Dank Ihnen für diesen Zuspruch.
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Letztes Update dieser Seite am 11.07.2006 um 09:42 |