Kardinal König – wofür er steht

Die Amtszeit von Kardinal Franz König war gekennzeichnet von Offenheit, Gesprächsbereitschaft und Engagement in den unterschiedlichsten Lebensbereichen.

Kardinal Franz König – der Seelsorger

Egal ob als Priester, Bischof oder Kardinal: Franz König wollte immer eines bleiben: der Seelsorger für die ihm anvertrauten Menschen. Im Rahmen seiner Amtszeit als Erzbischof von Wien besuchte König alle 660 Wiener Pfarren, war in Schulen, Fabriken und Betrieben zu Gast, wollte mit der Jugend und den arbeitenden Menschen in Kontakt kommen. "Ich wollte Zeichen setzen. ... Ich wollte den Leuten zeigen: Ich interessiere mich für das, was ihr macht, für eure Lebens- und Arbeitsbedingungen.", unterstrich der Jubilar. Gerade bei seinen zahlreichen Begegnungen in den verschiedenen Pfarren machte der Kardinal deutlich, wie er sein Amt versteht: als ein von Christus zum Dienst an den Menschen Gesandter sah er sich.

Kardinal Franz König – ein "politischer" Kardinal

Stets verstand der Kardinal die Kirche auch als gestaltenden Faktor der Gesellschaft. Öffentlichen Stellungnahmen zu gesellschaftspolitischen Fragen entzog er sich nicht. Wenn es ihm notwendig erschien, ging er dafür sogar auf die Strasse. 1977 beteiligte sich Kardinal Franz König an Demonstrationen gegen die Abtreibung. Er suchte das Gespräch mit Vertretern aller politischer Parteien und war an der Beseitigung der historischen Frontstellung zwischen Kirche und Sozialisten in Österreich entschieden beteiligt - ein Schritt, der in konservativen Kirchenkreisen auf Widerstand stieß. Legendär geworden sind Königs Worte, die er 1975 vor dem Österreichischen Gewerkschaftsbund fand: "Ich bin kein Bischof der ÖVP und kein Bischof der SPÖ, kein Bischof der Unternehmer und auch keiner der Gewerkschafter, kein Bischof der Bauern und auch nicht einer der Städter, ich bin der Bischof aller Katholiken." Und auf Königs Initiative unterzeichnete die Regierung dann auch das neu ausgehandelte Konkordat, den "Staatsvertrag" zwischen Österreich und dem Heiligen Stuhl.

Kardinal Franz König – ein Freund der Wissenschaft

Sein Interesse für Wissenschaft, Kunst und Sprachen wurde wohl schon während seiner Schulzeit, sicher aber während seiner römischen Studienjahre geweckt. Auch wenn er sich "nur" vier Jahre als a. o. Professor für Moraltheologie an der katholisch-theologischen Fakultät in Salzburg auf universitärem Boden bewegte, blieb seine Liebe zur Wissenschaft immer erhalten. Gerade der Dialog von Naturwissenschaft und christlichem Glauben war ihm wichtig. "Die Einstellungen des gläubigen Menschen und die Forschungen des Naturwissenschafters werden immer wieder zu Spannungen führen. Das heißt nicht zu unaufhebbaren Gegensätzen, sondern zu Spannungen, die auf beiden Seiten ein Antrieb sind, der Sache näher nachzugehen, bis man hier eine Übereinstimmung oder Aufhebung der scheinbaren Gegensätzlichkeit erreicht hat", ist König überzeugt. Auch auf internationaler Ebene setzte der Kardinal diesbezüglich Initiativen, zum Beispiel im Juli 1968 in Lindau am Bodensee bei einer Tagung der Nobelpreisträger mit einem Referat zum Thema "Überwindung des Galilei-Traumas im Verhältnis von Kirche und Profanwissenschaft." Mit der Gründung der Stiftung "Nova spes", ein Handlungsbündnis der internationalen Kräfte von Religion, Wissenschaft, Wirtschaft und Kommunikation, wollte Kardinal Franz König eine ganzheitliche Entwicklung des Menschen und der Gesellschaft gefördert wissen. Bis ins hohe Alter ist der Alterzbischof noch wissenschaftlich aktiv. Gerade erst in jüngster Zeit stellte er beispielsweise mit seinem ehemaligen Sekretär, dem nunmehrigen Universitätsprofessor für Frauenheilkunde, Johannes Huber dessen neues Buch "Geheimakte Leben – Wie die Biomedizin unser Leben verändert" vor. Zahlreiche Universitäten im In- und Ausland nahmen sein wissenschaftliches Engagement wahr und verliehen dem Kardinal aus Österreich die Ehrendoktorwürde.

Kardinal Franz König – ein Mann der Ökumene und des interreligiösen Dialogs

Der Kontakt zu den anderen christlichen Kirchen war für Kardinal Franz König von Beginn seiner Amtszeit an wesentlich. Mit Besuchen beim Oberhaupt der Orthodoxie, Patriarch Athenagoras von Konstantinopel, beim rumänischen Patriarchen in Kairo, beim serbischen Patriarchen und zahlreichen anderen führenden Persönlichkeiten knüpfte König entscheidende Kontakte mit den nichtkatholischen Ostkirchen. Die von König 1964 gegründete Stiftung "Pro Oriente", die v.a. durch internationale ökumenische Symposien dem theologischen Gespräch weitreichende Impulse zu geben vermag, leistet für den ökumenischen Dialog mit den Ostkirchen bis heute wichtige Dienste. Mit großem Interesse trat der Kardinal auch den nichtchristlichen Religionen entgegen. Im Jahr 1964 leitete er im Rahmen des Eucharistischen Weltkongresses in Bombay das große Religionsgespräch, an dem Vertreter aller Weltreligionen teilnahmen. "Gesprächsbereitschaft, offen sein für alle Menschen guten Willens, das ist mir immer ein Anliegen gewesen.", so Kardinal König im Rückblick. Immer wieder hatte König die Gelegenheit, diesen hohen Anspruch einzulösen. So traf er beispielsweise den Dalai Lama, referierte an der Al-Azhar-Universität in Kairo und begegnete, wo er konnte, Vertretern anderer Religionen mit großer Offenheit.

Kardinal Franz König – ein Mann des Ostens

Als der Wiener Erzbischof im Februar 1960 auf der Fahrt zum Begräbnis des Zagreber Kardinals Stepinac verunglückte und er schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert wurde, kamen ihm im Krankenzimmer beim Anblick eines Titobildes folgende Gedanken: "Ja, der Erzbischof von Wien, der muß sich auch um die Nachbarländer im Osten kümmern." Nach seiner Gesundung setzte Franz König seine Gedanken auch bald in die Tat um: er besuchte den ungarischen Kardinal Mindszenty, der vor den kommunistischen Behörden in die amerikanische Botschaft geflüchtet war, knüpfte in Polen zu Kardinal Wyszinski Kontakte und lernte auch den Krakauer Erzbischof Karol Wojtyla, der später als Papst Johannes Paul II die Weichen der römisch-katholischen Kirche stellen sollte, kennen. Seine engagierte Ostpolitik war nicht überall gern gesehen und brachte dem Kardinal in konservativen Kreisen gar den Namen "roter Kardinal" ein.

Kardinal Franz König – ein Mann des II. Vatikanischen Konzils

"Wenn die Botschaft Christi wirklich das ist, was sie sein soll und sein will, dann muß sie eben auch eine Antwort auf die Fragen der suchenden Menschen von heute geben können." –Mit dieser Einstellung hat Kardinal Franz König gemeinsam mit seinem Berater Karl Rahner viel zu einer offenen Auseinandersetzung mit den Fragen der Gegenwart beigetragen. Starken Einfluss hatte König auf das im Oktober 1962 von Papst Johannes XXIII. einberufene und von Papst Paul VI. 1965 abgeschlossene Zweite Vatikanische Konzil, das starke Impulse für eine zeitgemäße Kirche brachte. Diese Impulse machte der Kardinal auch für seine Ortskirche fruchtbar: Die von ihm einberufene Wiener Diözesansynode (1969 – 1971) sowie die 1973 in Wien abgehaltene gesamtösterreichische Kirchenversammlung "Österreichischer synodaler Vorgang" stellten die Weichen für eine innere Erneuerung der Kirche in Österreich. Dabei kam auch das von Kardinal König mit Nachdruck vertretene Prinzip der gemeinsamen Verantwortung von Klerikern und Laien für das Leben und Wirken der Kirche zum Ausdruck.

Lesen Sie mehr über Kardinal Franz König:
Kardinal König wird 95
Kardinal Franz König - eine bewegte Biographie




Pfeil zum Seitenanfang Seitenanfang  Pfeil zum Seitenanfang weitere News

 

Letztes Update dieser Seite am  11.07.2006 um 09:43