![]() |
![]() |
![]() |
Taliban-Aktionen erinnern an "Bilderstürmer" der Reformation Die Zerstörung von Kulturgütern aus religiösem Eifer hat auch im Christentum Geschichte geschrieben: Dem Bildersturm der Reformation fielen zahlreiche Kunstschätze zum Opfer. Die Zerstörung von Kulturgütern aus religiösen oder weltanschaulichen Gründen, wie sie derzeit von den Taliban-Milizen in Afghanistan betrieben wird, erinnert an den "Bildersturm" der Reformationszeit in Europa. Die Bilderverehrung im Christentum, die im Frühmittelalter aufkam, war den radikalen Reformatoren des 16. Jahrhunderts ein Dorn im Auge. Sie führten einen unerbittlichen Kampf gegen Heiligenbilder in den Kirchen und gegen die ihnen entgegengebrachte Verehrung. Der Wittenberger Bildersturm 1522 Der Reformator Karlstadt leitete 1522 mit seiner Schrift "Vom Abtun der Bilder" den Wittenberger Bildersturm ein: Gewaltsam wurden Bilder aus den Kirchen entfernt und zerstört. Karlstadt flüchtete nach seinem Zerwürfnis mit Luther zuerst zu Zwingli nach Zürich, 1534 wurde er Professor in Basel. Luther ließ Bilder wieder zu – Calvin blieb hart Das Luthertum ließ mit der Zeit Bilder in Kirchen wieder zu, dagegen lehnten Zwingli und Calvin die Bilderverehrung strikt ab. In den meisten reformierten Gebieten zerstörten in der Folge Bilderstürmer Sakralgegenstände, religiöse Bilder und Skulpturen. Am verheerendsten wüteten sie in den Niederlanden 1566. Weltliche Kunst blieb unbehelligt Während die Taliban unter Berufung auf das islamische Verbot der Abbildung lebender Wesen auch Kunstgegenstände in Museen zerstören, ließen die Eiferer der Reformationszeit die weltliche Kunst weitgehend unbehelligt. In der Schweiz kam es ab 1525 an verschiedenen Orten zu gewaltsamen Bildzerstörungen. In Bern entdeckten Archäologen 1986 Fragmente von Skulpturen, die 1528 dem Bildersturm zum Opfer gefallen und als Füllschutt für den Bau der Münsterplattform verwendet worden waren. In St. Gallen überlebte das spätgotische Altarbild "Tod Mariens" des Konstanzer Malers Christoph Bocksdorfer vermutlich als einziges den Bildersturm, dem 35 Altäre und andere Kunstwerke aus der Klosterkirche zum Opfer gefallen waren. Von der französischen Revolution bis zur "Kulturrevolution" "Bilderstürmereien" gegen religiöse Kulturgüter sind auch aus der französischen und der russischen Revolution 1789 bzw. 1917 sowie aus der chinesischen "Kulturrevolution" (ab 1966) bekannt. Dabei ging es den Revolutionären um die Beseitigung der Religion. Im übertragenen Sinne werden auch die Bücherverbrennungs- und Bilderverbots-Aktionen der Nazis in Deutschland in den dreißiger Jahren als Bildersturm bezeichnet – obwohl sich die braune Zerstörungswut dabei gegen weltliche Kunst richtete. Lesen Sie auch:
|
Letztes Update dieser Seite am 11.07.2006 um 09:46 |