Priester missbrauchen Nonnen - Vatikan bestätigt Vorwürfe 

Der Sprecher des Vatikan, Joaquino Navarro-Valls, betont, dass die Übergriffe von Priestern und Missionaren auf Ordensfrauen geografisch auf Afrika beschränkt seien. Der anerkannte Vatikanexperte Marco Politi hatte in der Tageszeitung "La Repubblica" von "hunderten Anklagen" berichtet, die aber bisher unter Verschluss gehalten worden seien.

Der Vatikan bestätigt die Existenz von Fällen sexuellen Missbrauchs an Ordensfrauen durch Missionare und Priester. Vatikan-Sprecher Joaquino Navarro-Valls betonte aber laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA, dass die Fälle geografisch auf Afrika beschränkt seien. An dem Problem werde gearbeitet, betonte Navarro-Valls.

"La Repubblica" beruft sich auf vatikanische Archive

Die angesehene römische Tageszeitung "La Repubblica" berichtete am Dienstag von Priestern und Missionaren, die katholische Ordensschwestern belästigen, zum Sex zwingen oder vergewaltigen. Wenn die Opfer schwanger würden, nötigten Kirchenmänner sie teilweise zur Abtreibung. Das Blatt beruft sich dabei auf Informationen aus Vatikanarchiven.

Vorwürfe wurden unter Verschluss gehalten

Es gebe "hundert Anklagen" dieser Art, schreibt der bekannte Vatikanexperte Marco Politi. Vor allem in Afrika sei die sexuelle Ausbeutung von Schwestern und Nonnen verbreitet. Bereits 1995 habe die Kongregation für die Ordensberufe entsprechende Berichte erhalten. Diese seien aber unter Verschluss gehalten worden. "Die Anklagen (der Frauen) sind präzise, und mit Namen und Vornamen unterschrieben", schreibt das Blatt.

Sexuelle Ausbeutung von Ordenfrauen

"Es ist wie ein Schlag in den Magen. Es wird von sexuell ausgebeuteten Schwestern berichtet, die von Priestern und Missionaren verführt oder vergewaltigt werden", heißt es unter Berufung auf Archive. "Es passiert häufig, dass Priester die Schwestern auffordern, die Pille zu nehmen", schreibt Politi weiter.

Vatikan versucht Ortsbischöfe zu sensibilisieren

"Es passiert aber auch, dass in einer Ordensgemeinschaft an einem Ort 20 Schwestern schwanger sind." Ähnliche Berichte habe es unlängst in amerikanischen Kirchenzeitungen gegeben. "Der Vatikan beobachtet das Phänomen und versucht, diskret lokale Bischöfe zu sensibilisieren."

Nonnen als "sichere Opfer"

Besonders in Schwarzafrika "ist es für eine Frau oder eine Heranwachsende unmöglich, zu einem Mann einfach Nein zu sagen, besonders wenn es sich um einen Älteren oder gar einen Priester handelt", schreibt das Blatt zur Erklärung. Priester hätten dort zudem Schwestern und Nonnen als "sichere Opfer" ausgemacht, bei denen die Wahrscheinlichkeit einer Aids-Infizierung vergleichsweise gering sei.

Finanzielle Abhängigkeit

"Ordensschwestern sind von Priestern finanziell abhängig, die im Gegenzug sexuelle Dienstleistungen fordern können", berichtet eine Ordensschwestern der "Repubblica" zufolge. Derartige sexuelle Übergriffe gebe es aber auch etwa in Brasilien, Kolumbien, Indien, den Philippinen, aber auch in Italien und Irland. Auch der Kongregations-Präfekt, Kardinal Martinez Somalo, sei unterrichtet.

 

Link:
ANSA

 

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Letztes Update dieser Seite am  11.07.2006 um 09:48