Kirchlicher Widerstand gegen flexible Ladenöffnungszeiten

Vertreter der Katholischen Aktion kritisieren anlässlich des bevorstehenden "Tages der Arbeit" am 1. Mai: Die Menschen sind nicht als "Rund-um-die Uhr-Wesen" konstruiert.

Widerstand aus der Kirche kommt anlässlich des "Tages der Arbeit" am 1. Mai gegen die geplante Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten. Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Wien erteilten Vertreter der Katholischen Aktion Österreichs (KAÖ) diesem Vorhaben eine deutliche Absage.

Mensch braucht "Lebensrhythmus"

Menschen seien nicht als "Rund-um-die-Uhr- Wesen" konstruiert, kritisierte der Bundessekretär der Katholischen Arbeitnehmerbewegung Österreichs (KABÖ), Andreas Gjecaj. Die Menschen bräuchten einen bestimmten "Lebensrhythmus", um gemeinsam etwas unternehmen zu können und Familie und Beziehungen zu pflegen.

Ausweitung der Öffnungszeiten geplant

Einem Gesetzesentwurf des Wirtschaftsministeriums zufolge soll die maximale Öffnungszeit auf 72 Stunden pro Woche erhöht werden, die Geschäfte sollen von Montag Null Uhr bis Samstag 17 Uhr offen halten dürfen. Bisher durften Geschäfte höchstens 66 Stunden pro Woche aufsperren - und zwar von Montag bis Freitag zwischen 6 und 19.30 Uhr und am Samstag zwischen 6 und 17 Uhr.

"Sozialverträglichkeits-Prüfung"

Gjecaj sprach sich für die Schaffung einer "Sozialverträglichkeits-Prüfung" aus - nach dem Vorbild der bereits bestehenden "Umweltverträglichkeits-Prüfung". Außerdem forderte Gjacaj politische Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Globalisierung.

Mehr Solidarität mit den Arbeitern

Der Betriebsseelsorger in Amstetten, Franz Sieder, forderte von der Kirche mehr Solidarität mit den Arbeitern. Die katholische Kirche sei in ihrer Geschichte für Arbeiter immer wieder "karitativ" tätig gewesen, ideell sei sie jedoch viel zu lange auf der "Seite der Reichen und Mächtigen" gestanden.

"Option für die Armen"

Das heutige Bekenntnis zur "Option für die Armen" verpflichte die Kirche, "parteiisch" für die Arbeiter zu sein, betonte Sieder. Die Lebenssituation von Arbeitern sei bis zum heutigen Tag von einem signifikanten "Weniger" an Macht, an Geld, an Bildung und an Einfluss gekennzeichnet.

Gegen "Vergötzung" des Marktes

Sieder warnte vor einem neoliberalen Geist in der Wirtschaft, der zur "Vergötzung des Marktes" führe, statt den Menschen in den Mittelpunkt der Wirtschaft zu stellen. Der Betriebsseelsorger sieht diese Tendenz auch als eigentliche Ursache der jüngsten Euthanasie-Debatte, bei der es letztlich um die Kostenersparnis im Gesundheitswesen gehe.

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Letztes Update dieser Seite am  11.07.2006 um 09:52