Hans Küng würdigt "historischen" Moschee-Besuch des Papstes

Kardinal Ratzinger sei durch den Besuch in der Omayyaden-Mosche in Damskus "faktisch desavouiert" worden, meint der Tübinger Theologe.

Der Tübinger Theologe Hans Küng hat den Besuch von Papst Johannes Paul II. in der Omayyaden-Moschee von Damaskus als historisch bewertet. Der Besuch sei für die ganze islamische Welt ein "Zeichen des Respektes, der Sympathie, Friedfertigkeit und möglichen Zusammenarbeit".

Erinnerung an Synagogen-Besuch 1986

In einem Interview der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA verglich Küng den Moschee-Besuch mit dem Besuch des Papstes in der römischen Synagoge 1986: "In beiden Fällen werden die Konsequenzen aus der historischen Wende des Zweiten Vatikanischen Konzils gezogen: statt Feindschaft mit Juden und Muslimen Toleranz und Akzeptanz".

Revision von "Dominus Iesus"

Zugleich forderte Küng, dem 1979 vom Vatikan die Lehrbefugnis entzogen worden war, eine Revision der umstrittenen Erklärung "Dominus Iesus" vom Sommer 2000. Deren "dogmatisch-intolerante" Linie der Abgrenzung führe die katholische Kirche in eine Sackgasse.

"Ratzinger faktisch desavouiert"

Der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, sei vom Papst nun "faktisch desavouiert" worden, meinte Küng. Nicht umsonst werde "aus Ratzinger-nahen Kreisen der Kurie heftiges Sperrfeuer eröffnet".

"Papst muss noch weiter gehen"

Die Kritiker erklärten, so Küng, der Papst erniedrige die katholische Kirche mit seinem Schuldbekenntnis gegenüber den Orthodoxen und gehe im Dialog mit den Religionen zu weit. Küng: "Doch das Gegenteil ist der Fall: Er müsste konsequent weitergehen."

Schon lange, so Küng, wünsche er sich eine konstruktivere Rolle der Religionsführer gerade im Nahen Osten, da der Friede unter den Nationen abhängig vom Frieden unter den Religionen sei.

"Kann jeden Satz dieser Papstrede unterschreiben"

Ähnlich positiv äußerte er sich über jüngste Äußerungen des Papstes, die Religionen sollten sich angesichts der Globalisierung stärker um sittliche Werte und Normen kümmern. "In der Tat kann ich bei dieser Papstrede ­ was selten vorkommt ­ jeden Satz unterschreiben", so Küng. Die Mahnungen zu einer Globalisierung des Ethos bedeuteten eine "große Bestätigung und Ermutigung für das Projekt Weltethos".

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Letztes Update dieser Seite am  11.07.2006 um 09:53