Irlands Kirche fordert Abschaffung der
Todesstrafe
In einer Volksabstimmung entscheidet Irland am Donnerstag – als eines der letzten Länder Europas – über die endgültige Abschaffung der Todesstrafe. Gleichzeitig entscheiden die Iren auch über die neuen EU-Verträge von Nizza. Diese werden sonst in keinem anderen Land einem Volksentscheid unterworfen. Die römisch-katholische Kirche in Irland hat alle Gläubigen aufgerufen, beim Referendum am Donnerstag gegen die Todesstrafe zu stimmen. Dies sei nicht nur wünschenswert, sondern es sei "eine moralische Pflicht", heißt es in einer in Dublin veröffentlichten Erklärung der bischöflichen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden ("Iustitia et Pax"). Für die katholische Kirche sei jedes Leben heilig. Dies gelte "von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod".Todesstrafe: Seit 1964 nur noch eine theoretische Möglichkeit Zwar hatte Irland die Todesstrafe bereits 1964 weitgehend abgeschafft. Derzeit ist sie jedoch theoretisch noch für Verbrechen wie die Ermordung von Polizisten, Gefängniswärtern, Diplomaten oder ausländischen Staatschefs möglich. Derartige Vergehen wurden allerdings in der Vergangenheit immer mit lebenslanger Haft bestraft. Wiedereinführung soll "unter allen Bedingungen" verboten werden Die Bevölkerung soll in dem Referendum am 7. Juni auch über die Streichung des in der Verfassung vorgesehenen Gebrauchs der Todesstrafe in Kriegszeiten abstimmen. In der entsprechenden Gesetzesvorlage soll auch die Wiedereinführung der Todesstrafe "unter allen Bedingungen" verboten werden. Die Vorlage ist nach Regierungsangaben die Konsequenz aus der Unterzeichnung der Europäischen Menschenrechtskonvention.Bringt Irland Nizza-Vertrag zu Fall ? Mit einem einfachen "Nein" können die Iren am Donnerstag aber auch den EU-Vertrag von Nizza zu Fall bringen. Irland ist der einzige Mitgliedsstaat der Europäischen Union, in dem die Bevölkerung in einer Volksabstimmung über den Vertrag entscheidet, der im vergangenen Dezember nach hartem Ringen zustande gekommen war. Kurz vor dem Referendum scheint es, als könne eine Zustimmung an der Gleichgültigkeit und Unwissenheit der Iren zu dem Thema scheitern. Laue Kampagne für Nizza Es war eine laue Werbekampagne für den Nizza-Vertrag, die den Iren in den vergangenen Wochen vorgesetzt wurde. Entsprechend teilnahmslos reagiert die Bevölkerung, der ihre eigene Wichtigkeit offenbar nicht klar ist. Ein "Nein" zum Vertrag von Nizza hätte fatale Folgen, denn letztlich müssen alle 15 Mitgliedsstaaten das Abkommen ratifizieren, damit es in Kraft treten kann. Links: Website von amnesty international gegen die Todesstrafe Informationsmagazin zum Thema Todesstrafe
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Letztes Update dieser Seite am 11.07.2006 um 09:56 |